“Gainesville Punk” – wenn dieser Begriff im Zusammenhang mit einer Band fällt, sorgt er oft für Erschaudern und gleichzeitiges eine Art verstecktes Interesse – exakt so wird es Menschen gehen, wenn sie von Kali Masi hören.
“Kali Masi schaffen es, jeden Song so spannend und aufregend wie eine eigene kurze Geschichte zu gestalten, an deren Ende man gespannt darauf wartet, wie es wohl weitergehen wird”
Keinen Punkrock-Konventionen unterwerfen
Schon im mächtigen Opener “Still Life” ihres neuen Albums “[laughs]” beweisen sie, was dahinter steckt: Fast sechs Minuten, die irgendwo zwischen den mitreißenden Melodien von Against Me! und der Power von Hot Water Music liegen. Auf den zehn Songs gehen Kali Masi den Weg, den sie auf ihren vorherigen Releases eingeschlagen haben, konsequent weiter und unterwerfen sich dabei keinen (Punkrock-)Konventionen. Auf den 5:40-Epos vom Beginn der Platte, folgt mit “Paint Me Jade” ein eher typischer Song, wie man ihn vom Vierer aus Chicago erwartet, nur um im darauffolgenden Song “Hurts To Laugh” wieder die Fünf-Minuten-Grenze mit zum Teil sehr anspruchsvollen Songwriting- und Sound-Ausflügen zu überschreiten.
Beim Erwachsenwerden zusehen
Textlich begeben sich Kali Masi mit “[laughs]” auf eine suchende Reise – die Suche nach einer Art Sinn und dem eigenen Platz in dieser verrückten Welt. Antrieb ist dabei der eigene Anspruch, nicht die Erwartungen und der Druck der Außenwelt. Man hat das Gefühl, Kali Masi auf diesem Album beim Erwachsenwerden zusehen zu können – hier und da gibt es Ausflüge in jugendliche Unbeschwertheit, nur um sich einige Momente später wieder auf die Ernsthaftigkeit zu besinnen, die nötig ist, um zu diesen Zeiten nicht vom negativen Strudel mitgerissen zu werden. Musikalisch wird das ganze von Jay Maas, einem der Gründer der Band Defeater, in Szene gesetzt – mit seiner Hilfe schaffen Kali Masi es, jeden Song so spannend und aufregend wie eine eigene kurze Geschichte zu gestalten, an deren Ende man gespannt darauf wartet, wie es wohl weitergehen wird.
Den eigenen Stempel aufdrücken
Wer nun nicht Lust auf mehr hat, dem seien die interessanten und innovativen Musikvideos der Band aus Chicago an’s Herz gelegt, spätestens danach muss man anerkennend den Hut ziehen und zugeben, dass Kali Masi auf dem besten Weg sind, den Gainesville-Stempel abzuschütteln und sich ihren eigenen, ganz einzigartigen, aufzudrücken.