Lagwagon, Not On Tour und Joe McMahon in Bremen

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Foto: Sarah Fass

Es ist ein warmer Mittwochabend in Bremen. Die Betriebsamkeit in der Stadt nimmt langsam ab und es neigt sich gegen 19.00 Uhr dem Sonnenuntergang entgegen. Wer genauer hinsieht, der erkennt die Menschengrüppchen, die gerade zum Theater Schlachthof pilgern. Auf den Shirts, die sie tragen, lassen sich Bandnamen wie Lagwagon und No Use For A Name lesen. Wenn man nun das Gelände des Schlachthofs betritt erblickt man noch weit mehr solcher Bandshirts. Während die meisten noch draußen im Biergarten sitzen, gehen andere schon nach drinnen, um sich ihre Plätze zu sichern. Der Schlachthof erwartet heute Abend rund 800 Besucher in der Kesselhalle. Feierlicher Anlass ist die Tour von Lagwagon, die ihren Weg nach Bremen gefunden hat. Support an diesem Abend sind Joe McMahon And The Dockineers und Not On Tour. Damit ergibt sich ein spannendes Line Up, das einen doch schnell vergessen lässt, das noch gar nicht Wochenende ist.

 

„You’re a fucking kickass audience!“

Die Stimmung ist gut und das zeigt sich auch auf der Bühne

Gemütlich und recht entspannt beginnt das heutige Event. Als um 20.00 Uhr die Lichter ausgehen sind hier und da schon kleine Gruppen zu erkennen, die den Blick gespannt auf die Bühne halten. Ohne Ansage eröffnen Joe McMahon And The Dockineers ihre Show. Auch wenn es gegen Anfang noch recht leer ist wirkt die Band gut gelaunt und spielt einen Song nach dem anderen. Bald locken die melodischen Klänge aus der Kesselhalle mehr Leute ins Venueinnere und überall wird im Takt mit dem Kopf genickt.

Nach einer Weile richtet sich McMahon dann das erste Mal an das Publikum. „Thank you so much, we’ve got a special guest for the next song!“, verkündet er, während Sima, die Sängerin von Not On Tour, die Bühne betritt. Gemeinsam spielen sie einen Song, ehe sich die junge Frau wieder verabschiedet.

Im Laufe des Sets wird es immer voller in der Halle. McMahon bedankt sich immer wieder lächelnd bei den Gästen, die auch immer mehr mit der Musik mitgehen. Die Stimmung ist gut und das zeigt sich auch auf der Bühne, wo gelegentlich fröhliche Blicke ausgetauscht werden. „We’re Joe McMahon and the Dockineers. Enjoy the rest of the night, thanks for listening to us“, kommt die letzte Danksagung von der Bühne. Mit einem finalen Song und ordentlichem Applaus geht das halbstündige Set zu Ende.

„We’re very happy to play here tonight!“

Nach einer kurzen Umbaupause verdunkelt sich der Saal erneut. Nachdem es zuvor noch recht entspannt zuging beginnen Not On Tour ihre Show mit einem Knall. „Come here! Come down here so we can see all you guys! …and girls“, begrüßt Sängerin Sima das ausgelassene Publikum, während der nächste Song bereits angespielt wird. Sowohl vor der Bühne, als auch darauf geht es sportlich zu: Im Publikum wird getanzt und gepogt, die Band springt über die Bretter und die Sängerin wirbelt nur so von einer Seite der Bühne zur anderen. Kurze Zeit zum Verschnaufen bieten die Gesprächspausen zwischen den eher kurz gehaltenen Songs. Die vier Musiker aus Israel witzeln mit ihrem Publikum herum und bedanken sich immer wieder für die Aufmerksamkeit.

Not On Tour haben sichtbar Spaß miteinander, auch wenn zwischendurch ernsthaftere Themen angesprochen werden. „We’re very happy to be here tonight“, erklärt ihre Sängerin. „The next song is dedicated to all the girls in the house“, kündigt sie den nächsten Titel an und spricht sich gegen Catcalling aus. Generell scheint dies ein sehr wichtiges Thema für sie zu sein, da sie in ihren Ansprachen immer wieder „guys AND girls“ betont. Sekunden später ist die Stimmung schon wieder locker und es wird ordentlich weiter getanzt. „Thank you for having us tonight, this is so nice“, bedankt sich die Band noch einmal. Um sie von der Bühne zu verabschieden stehen letztlich sogar Leute auf, die zuvor noch gesessen haben, um gebührend zu applaudieren. Vereinzelt sind sogar Rufe nach einer Zugabe zu hören, doch geht es direkt in die nächste Umbaupause.

„Let’s talk about feelings!“

Langsam verändert sich das Bühnenbild ein weiteres Mal. Alle Instrumente werden aufgestellt und umgebaut, während im Hintergrund ein riesiges Banner mit einem bekannten Motiv ausgerollt und hochgezogen wird. „Let’s talk about feelings!“ lächelt einem entgegen.

Erst gegen 22.00 Uhr finden die sehnsüchtig wartenden Fans Erlösung. Der Raum verdunkelt sich ein letztes Mal und bunte Lichtpunkte wandern über das Banner. Lagwagon – nun… zumindest Sänger Joey Cape betritt die Bühne. „Sorry, the band’s tired, just me tonight“, erklärt er schulterzuckend und blickt grinsend in die gespannte Menge. In aller Ruhe spielt er einen Song auf seiner Akustikgitarre an und dreht sich langsam in Richtung Bühnenaufgang. Von dort erscheint schließlich auch der Rest der Band, die das jubelnde Publikum ordentlich anfeuern.

Ab dem Moment, in dem die ersten Saiten angespielt werden, gibt es im Publikum kein Halten mehr. Bis in die letzten Reihen steht und tanzt jeder. Vor der Bühne fliegen Becher samt (ursprünglichem) Inhalt durch die Gegend, es wird gepogt und gesprungen und bereits nach kurzer Zeit sind überall Crowdsurfer zu sehen. Die Kalifornier haben Spaß auf der Bühne und albern miteinander herum. Man spürt wirklich, dass die fünf ein eingespieltes Team sind. Auch das Publikum wird natürlich mit einbezogen, Crowdsurfer auf die Bühne geholt und umarmt. „Guys… Do you recognize that thing? Seen it before?“, fragt Frontmann Joey Cape und deutet auf das Banner hinter sich. „Let’s talk about feelings! We’re here for you“, verkündet der Gitarrist Chris Rest, womit der nächste Song angespielt wird.

„Dankeschön Bremen!“

Das Set zieht sich einmal quer durch die Bandgeschichte und beinhaltet sowohl neuere Titel wie „The Cog In The Machine“ und „Burden Of Proof“, als auch ältere wie „Alien 8“, „Violins“ und „Falling Apart“. Immer wieder macht die Band in ihren Ansprachen Anspielungen auf das Banner hinter ihnen oder witzelt miteinander rum. „That’s Joe. He’s got a lot of energy for a little guy“, setzt Joey Cape an und erzählt eine kleine Geschichte zu dem energiegeladenen Bassisten. Auch nach dem Wohlbefinden der Zuschauer wird sich erkundigt, das laut jubelnd verlauten lassen, dass es ihnen gut geht. Für eine andere Ankündigung ergreift Gitarrist Chris Flippin das Wort: „This is for Joey. It’s about his two favourite things in the world, which is actually Netflix and Nicorettes, but this one’s called Coffe and Cigarretes“, worauf eben dieser Song ertönt.

Um 23.00 Uhr neigt sich das Konzert langsam dem Ende. Mit einem „Dankeschön Bremen!“, verabschieden sich Lagwagon zunächst von der Bühne, während bereits laut nach einer Zugabe gefordert wird. Einen Moment lassen sie die Zuschauer warten, ehe Joey Cape erneut die Bühne betritt. „Ok Bremen, what do you wanna hear?“, fragt er. Daraufhin werden zunächst wild Titel durcheinander gerufen, doch mit dem Ergebnis scheint jeder zufrieden. Nun werden auch die letzten Energiereserven verbraucht und noch einmal kräftig gefeiert. „You’re a fucking kickass audience! We’ve got one more for you!“, grinst der Sänger anerkennend. Nach einem weiteren Song verabschiedet sich die Band jedoch endgültig. Damit lässt sie zufriedene, verschwitzte und atemlose Gesichter zurück, die erkennen lassen, dass der Abend ein voller Erfolg war.

Lagwagon

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Not On Tour

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Joe McMahon

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