Lamb Of God haben sich in über zwanzig Jahren zu einer der interessantesten Institutionen im modernen Metal geackert. Mit ihrem achten Studioalbum „Lamb Of God“ beweisen sie, dass sie sich so schnell nicht aus dieser Rolle vertreiben lassen.
„Jetzt wird es Zeit, dass Lamb Of God ihren ersten Grammy in den Händen halten. Mit der brachialen Performance, die sie auf „Lamb Of God“ abliefern, hätten sie es mehr als verdient.“
Alles beim Alten
Genau eine Minute und vierzig Sekunden nimmt sich „Memento Mori“, der erste Track des neuen Lamb Of God Albums, um eine düstere Stimmung zu etablieren, bevor dann der gewohnt brachiale Groove-Thrash-Metal-Mix der Band über den Hörer walzt. Die geflüsterte Stimme, die uns in das Album zieht, erinnert stilistisch an Marilyn Manson. Doch sobald der Song richtig loslegt, ist man dann aber vom ersten Scream an sicher, das Organ von Randy Blithe zu hören.
„Checkmate“ bietet dann gewohnte Kost: brilliantes Riffing, präzise Grooves und schön kantige Screams. An dem Erfolgsrezept, das Lamb Of God spätestens seit „As The Palaces Burn“ (2003) verfeinern, hat sich wenig geändert. Die Fortschritte stecken vor allem im sichereren Songwriting und der brachialeren Produktion. Man merkt der Band ihre jahrzehntelange Erfahrung einfach an.
With a little help from their friends
Und so kämpft, kratzt und walzt sich das selftiteld Album von einem Brecher zum nächsten. Hier und da ein kleines stimmiges Solo zur Auflockerung, ab und an mal einen düsteren Breakdown, der aber bevor er richtig angefangen hat schon in einen Blastbeat übergeht. Klares Highlight bis hierin: die stampfende, aber treibende Strophe zu „Resurrection Man“ und das zum letzten Drittel des Songs überleitende Riff, samt dem daraus resultierenden Blast-Part. Was für ein Brett!
Erste Überraschungen gibt es dann kurz nach der Albummitte: Mit Jamey Jasta von Hatebreed und Chuck Billy von Testament haben sich Lamb Of God zwei erstklassige Features aufs Album geholt. Zwei Sänger mit eigenem sehr markanten Stil, der sich in beiden Fällen perfekt in die Songs einfügt und das Album sehr bereichert.
Frisches Blut
„Lamb Of God“ ist das erste Studioalbum mit Neuzugang Art Cruz an den Drums. Und es könnte kein besserer Einstand für den routinierten Touringdrummer sein. Jeder Blast, jeder Break und jeder Akzent sitzt genau da, wo er hingehört. Man merkt vom Opener an, welch brachiale Wucht der Amerikaner an den Kesseln entfesseln kann. Dabei ist er mit seinen 32 Jahren das Nesthäkchen der Band. Sicher keine leichte Aufgabe, in eine solch eingegroovte Band einzusteigen. Aber Art scheint hier innerhalb eines Jahres seine Rolle gefunden zu haben, denn er treibt die Songs mit einer unglaublich professionell eingesetzten Energie voran. Er drückt dem neuen Album schon leicht seinen eigenen Stempel auf, ohne das Gesamtkonzept der Band zu verwässern.
Hier passt einfach alles
Was soll man zu einem solchen Album sagen? Hier sitzt einfach alles. Mit auf die Brust gesetzter Pistole würde ich dann einzig kritisieren, dass ich „As The Palaces Burn“ noch ein klein wenig fetter fand. Aber auch nur, weil es damals so unglaublich bahnbrechend war.
Leonardo DiCaprio hat nun endlich seinen Oscar und jetzt wird es Zeit, dass Lamb Of God ihren ersten Grammy in den Händen halten. Mit der brachialen Performance, die sie auf „Lamb Of God“ abliefern, hätten sie es mehr als verdient.