Marky Ramone Blitzkrieg feat. Greg Hetson & Dead Kittens

Marky Ramone Maria Graul 03.07.2019 Lux Hannover-1082
Foto: Maria Graul

Sommerzeit ist Festivalzeit. Im Rahmen zahlreicher Open Airs kommen ebenso zahlreiche Bands nach Deutschland, die dann gerne rund um die Festivals auch noch ein paar Clubshows spielen. Dazu zählt in diesem Jahr auch Marky Ramones Blitzkrieg, die während ihrer derzeitigen Deutschland-Tour am Mittwoch, dem 03. Juli, im Lux in Hannover zu Gast sind. Ursprünglich sollte die Show im Musikzentrum stattfinden, musste aber aus produktionstechnischen Gründen ins Lux verlegt werden. Als Vorband eröffnen Dead Kittens aus Berlin den Abend.

„Eine tolle musikalische Zeitreise. So bleibt die Legende immer am Leben. 1,2,3,4!“

Schräger Mix der Stile

Hinter den Dead Kittens aus Berlin verbirgt sich ein Duo bestehend aus KD und Dirk, einem gebürtigen Israeli und einem gebürtigen Niederländer. Als Instrumente greift man auf Bass und Schlagzeug zurück und wird von einem Laptop mit Samples und Synthesizer-Sounds unterstützt. Die Band selber bezeichnet ihre Musik als Postpunk. Sie setzt sich dabei aus diversen Einflüssen zusammen, wie beispielsweise Punk, Grunge, Stoner-, Psychedelic- oder Fuzz-Rock. Mit diesem wilden Mix aus zahlreichen Stilen kann die Band auch in Hannover punkten.

Von Beginn an reagiert ein Großteil des Publikums sehr wohlwollend auf Dead Kittens, auch wenn die Musik mal ins Anstrengende abzudriften droht. Im nächsten Monet sind die Songs wieder komplett eingängig, dann wieder groovig. Den Leuten ist dies egal, sie feiern die Band. Das Lux ist auch schon gut gefüllt, als Dead Kittens mit „Lobotomy“ um Punkt 20 Uhr ihr Set startet. Ziemlich schnell wird deutlich, der Pluspunkt Nummer eins ist hier die Abwechslung, die Vielseitigkeit der Musik, aber auch Dirks Gesang. Durch die vielen Einflüsse klingt kein Song gleich und genau das scheint zu gefallen. Schwerpunktmäßig kommen die Songs vom aktuellen Werk „I Am Not A Ghost“, so unter anderem „Sick“, „Standing In Line“ oder „Plastic Bombs“. Aber auch vom Vorgängeralbum werden Songs gespielt, neben dem Opener beispielsweise „Pig Sweat“ oder „Fuck Reggae“. Ein guter, 30-minütiger Auftakt in den Abend.

Bildergalerie: Dead Kittens

Nostalgie pur mit Marky Ramone’s Blitzkrieg

Um 21.05 Uhr ist es soweit. Das Intro, das auch in jeden James Bond-Film gepasst hätte, kündigt die Band an und Marky Ramone und seine musikalischen Mitstreiter bahnen sich einen Weg zur Bühne. Knapp 150 Nostalgiebesessene sind gekommen, um den ehemaligen Ramones-Schlagzeuger und seine Band Blitzkrieg zu sehen. Aber vor allem wird dieser Abend zu einer Huldigung an die Ramones, der Pop-Punk-Legende schlechthin. Drummer Marky war Mitglied von 1978 bis 1996 und somit der zweite und langjährigste Schlagzeuger der Band. Seine heutige Combo besteht aus Greg Hetson, bis 2014 Gitarrist von Bad Religion und früher auch bei den Circle Jerks, Bassist Martin Blitz und Sänger Inaki. Eigene oder neue Songs gibt es nicht, die will hier und heute auch keiner hören. Vielmehr spielt sich das Quartett stark und spielsicher durch das gesamte Schaffenswerk der Ramones.

Marky stellt sich beim Betreten der Bühne kurz ans Mikrofon und begrüßt das Publikum, dann nimmt er seinen Platz hinter dem Schlagzeug ein. Irgendwie sieht er noch immer aus, wie vor 30 Jahren, nur eben etwas älter. Es sind an diesem Abend seine letzten Worte ans Publikum, denn von nun an wird gerockt. Bassist Martin Blitz, der eigentlich Graham heißt, gibt mit „1,2,3,4“ das Tempo vor, dann startet der Reigen mit „Rockaway Beach“, „Lobotomy“, „Do You Wanna Dance“ und „I Don´t Care“. Greg Hetson wirkt zu Beginn sehr zurückhaltend, legt dies aber mit zunehmender Spieldauer ab und wird immer agiler.

Und die Zeitreise geht weiter

Pausen gibt es so gut wie keine. Bis zum Ende der Show sind es im Ganzen drei kurze Trinkpausen. Dafür geht es immer weiter und weiter. Martin zählt an, Sänger Inaki stimmt ein und die wilde Fahrt setzt sich fort, mit „Sheena Is A Punkrocker“ und „Havana“. Schnell fällt auf, wie gut eigentlich die Wahl war, sich am Mikrofon für Inaki zu entscheiden. Der Spanier überzeugt durch eine sehr runde Performance, seine Frisur und seine großartige Stimme. Man könnte fast meinen, wenn man die Augen schließt, dort singt der leider bereits verstorbene Joey Ramone. So authentisch ist die Stimme von Inaki Urbizu. Im Übrigen schließt sich an diesem Abend ein Stück weit der Kreis. Denn die Ramones spielten 1996 auf ihrer letzten Deutschlandtournee nur ein paar Meter vom Lux entfernt im Capitol eine Show. Marky kehrt also heute mehr oder weniger an den Ort von damals zurück.

Und das ist nicht die einzige Zeitreise, auf die sich die Besucher heute begeben. Vor allem musikalisch holen Blitzkrieg so die Legende zumindest für 80 Minuten zurück. Insgesamt werden 34 Songs gespielt. Inaki macht nur eine kurze Ansage zwischendurch und erkundigt sich mit einem „¿Qué Pasa?“ kurz danach, wie es den Zuschauern geht. Dann folgen unter anderem „Rock’N’Roll Highschool“, „Let’s Dance“, „KKK“, „Pet Sematary“, „Sedated“ und „Pinhead“. Aber auch „She’s The One“, „Cretin Hop“ und „Spiderman“ werden gespielt, bevor es mit „R.A.M.O.N.E.S.“ ins Finale geht.

Noch einmal sieben Songs in circa zwölf Minuten

Die Band bleibt aber auf der Bühne und macht direkt weiter mit „Happy Birthday“. Es folgen noch die beiden Coverversionen „Wonderful World“ von Louis Armstrong und „Have You Ever Seen The Rain“ von CCR, die – ebenso wie das bereits gespielte „Needles And Pins“ von The Searchers – von den Ramones gecovert wurden. Es folgt noch das abschließende Highlight mit „Blitzkrieg Bop“, bei dem alle noch einmal richtig Vollgas geben, dann ist Schluss. Kaum ist der letzte Ton verklungen, verlässt Marky Ramone zu den Outro- Klängen von „My Way“ von Frank Sinatra den Club und schickt so das Publikum glücklich und zufrieden hinaus in die Nacht. Und die Meinung der Anwesenden ist einstimmig: Klasse Abend. Das hat richtig Spaß gemacht und war eine tolle musikalische Zeitreise. So bleibt die Legende immer am Leben. 1,2,3,4!

Bildergalerie: Marky Ramone Blitzkrieg feat. Greg Hetson