Festivalzeit bedeutet in der Regel, dass trotz hoher Temperaturen draußen auch die Anzahl an Clubshows steigt. Da viele Bands sowieso in Europa sind, überbrückt man eben die Zeit mit Shows in der Nähe. So geschehen auch am Mittwoch, den 26.06.2024. Of Mice & Men, benannt nach einem Roman von John Steinbeck, sind in Hannover und machen im Musikzentrum Station. Die Metalcore-Band hat sich insbesondere durch diverse Festival- und Clubshows eine größere Fangemeinde erspielt. Den Supportslot übernehmen Defects, die auch im vergangenen Herbst/Winter bereits als Vorband in Europa mit dabei waren.
Lasst niemals das sein, was ihr liebt
Nach dem der Sommer sich bislang eher von seiner unschönen Seite gezeigt hat, ist es heute richtig heiß. Somit ist auch klar, dass die Temperaturen im Musikzentrum astronomische Werte erreichen werden. Und dies bestätigt sich, als Defects gegen 20 Uhr mit ihrer Show loslegen. Das britische Quintett wird als neuer Stern am britischen Metalhimmel gefeiert und die kommenden 45 Minuten zeigen, warum das so ist. Von Beginn an drücken die Musiker aufs Gaspedal und werden in Hannover enorm abgefeiert. Im Gepäck hat die Band das aktuelle Debütalbum „Modern Error“. Musikalisch mischen die Briten dort und auch live Metalcore und Post Hardcore sowie einige weitere Metalelemente zusammen. Und das kommt gut an. Die gut 200 Besucher:innen im Musikzentrum, springen und tanzen, ganz nach dem Geschmack von Sänger Tony Maue. Dieser übernimmt sowohl die Growl- als auch die Clean-Gesangparts und überzeugt durch seine Präsenz. Bei Songs wie „End Of Days“ oder „Scapegoats“ zum Auftakt steigt die Stimmung weiter an. Tony findet dann auch, dass es hier wirklich schön aussieht. Zudem fordert der Musiker, der in seinen Texten vor allem seine Traumatas verarbeitet, die Anwesenden auf, niemals aufzugeben und niemals das zu lassen, was man liebt. Weiter geht es mit „Dream Awake“ und „Modern Error“. Hier holen die Besucher:innen ihre Handys raus und leuchten der Band quasi den Weg. Kitschig, aber den Defects gefällt es. Die Show wird immer intensiver und so ist Tony sehr dankbar, aber auch mal kurzzeitig emotional. Dann folgt „Broken Bloodlines“, ein Song über toxische Beziehungen und mit „Recurring“
der Höhepunkt. Dazu begeben sich Tony und Gitarrist Luke ins Publikum und lassen einen Circlepit um sich herumlaufen. Klasse Auftakt, der einem Abriss schon sehr nahe kommt.
Applaus und Krach für euch
Nach der obligatorischen Umbaupause und etwas Frischluft vor der Tür geht es mit Of Mice & Men nach kurzem Elektro-Intro gegen 21:15 Uhr weiter. Und tatsächlich setzt das Publikum von Beginn an noch einen drauf. Denn nach tobendem Empfang geht es direkt mit „Obsolete“ in die vollen und das Publikum kennt kein Halten mehr. Sänger Aaron begrüßt die Anwesenden und kündigt gleich den nächsten Sing-A-Long Hit an: „Castaway“. Im Publikum werden immer wieder kleinere Walls Of Death organisiert, was der Band aus Süd-Kalifornien sichtlich zusagt. Die Jungs haben Spaß, sind agil und moshen sich auch hier und da durch die Songs. Es folgen „Would You Still Be There“ und „On The Inside”, einer der Lieblingssongs des Frontmannes, wie er erzählt. Die Setlist besteht querbeet aus Songs von allen bisherigen Veröffentlichungen. Immer wieder bedankt sich Aaron überschwänglich für die tolle Stimmung „das bedeutet uns sehr viel“ – so auch nach „Unbreakable“ und „Indigo“. Hier möchte er aber auch die schönen Stimmen der Zuschauer:innen hören. „You Make Me Sick“ und „O.G. Loko“ sind als nächstes an der Reihe. Aaron findet auch hier, Hannover sei der Hammer und freut sich, dass das zurückkommen so einfach ist, nach all den schweren Jahren mit Pandemie und so. „Danke euch!!“. Die Band hat sichtlich Spaß und Freude an der Show. Mit viel Strobo-Licht und Mosh-Parts geht es weiter und so langsam auch auf das Ende zu.
„Bones Exposed“ mit kurzem Drumsolo als Intro, „Warpaint“ und „The Depths“ folgen noch, dann ist der Abend im Grunde schon vorbei. Eine Zugabe gibt es dann noch mit „Second & Sebring“, dann ist die Show nach knapp 60 Minuten endgültig in den Büchern. Und das ist dann trotz der hohen Temperaturen auch der einzige Wehrmutstropfen dieser Klasse-Show: Die Spielzeit bei 45 Euro Eintritt ist zu kurz, da hätten auch noch ein paar Songs folgen dürfen. Ansonsten Klassebands, die Bock auf mehr gemacht haben. Stark!