Es ist eins der letzten Großkonzert vor dem landesweiten ausgesprochenen Veranstalltungsverbotes aufgrund des Coronavirus: Im Rahmen ihrer aktuellen Co-Headline Tour machen Papa Roach mit den Rock-Pop-Metalheads Hollywood Undead und „murder-rock“ Kollegen Ice Nine Kills in Hannover Halt. Es ist mittlerweile 20 Jahre her, dass Papa Roachs legendäres Debüt „Infest“ erschien. Aber auch das aktuelle Album „Who Do You Trust?“ ist ein Erfolg und verspricht einen energievollen Abend jeden Alters. Das spiegelt sich auch im Publikum wider: Von rockenden Kindern mit ihren Eltern, über Jugendliche die gerade mal so alt sind wie Papa Roachs Debüt, sowie eingefleischte Fans, die ihre vermutlich ersten wilden Partys zu eben jenem Debüt vor 20 Jahren feierten.
„This is a fucking rock show.“
Murder Rock aus Boston
Ice Nine Kills sind bekannt für ihre dramatische, fast schon theatralische Bühnenshow und so betreten die Bandmitglieder in verschienden Kostümen die Bühne, die, genauso wie ihr aktuelles Album „The Silver Stream“ inspiriert sind von verschiedenen Horrorfilmen. Den ersten Song „Stabbing in the dark“ beendet Spencer mit einem Bühnenmord: Dem auf der Bühne umherirrenden Mädchen schneidet er filmreif die Kehle durch – nichts für schwache Nerven. Mit den Worten „The Corona virus might not kill you but we will“ leitet Spencer den nächsten Song ein und wechselt kurzerhand das Mordwerkzeug thematisch passend zu „Thank God it`s Friday“ von einem Messer in eine Axt, die er feierlich in die Lüfte schwingt. Kurz darauf fragt Spencer berechtigterweise „Are we Sleeping Germany? Than wake the fuck up!“, können sich die meisten Fans doch, wie es scheint, nur schwer auf das Spektakel einlassen.
Von Clown-Kostümen und Mordwerkzeugen
Spätestens zum letzten Song sind auch die hinteren Reihen erwacht. Als Spencer zu „It Is The End“ als Pennywise die Bühne betritt und einen als Mickey Mouse verkleideten Jungen im Raincoat verfolgt, endet der Auftritt in einem unerschütterlichem Moshpit. Der knapp 30-minütige Auftritt wird mit tosendem Applaus beendet.
Bildergalerie: Ice Nine Kills
[supsystic-gallery id=437]Zwischen Rap, Rock und Metal
Berits beim Umbau drängen sich einige aufgeregte Fans nach vorne und es wird dichter im Innenraum. Nach nur fünfzehn Minuten Pause ertönt das Intro und die ersten Reihen zücken gespannt ihr Smartphone, der Saal versinkt im Bildschirmlicht. Die 6-Mann-Kombo Hollywood Undead betritt ohne Maske, dafür aber mit Sonnenbrillen, die Bühne und eröffnen mit „Time Bomb“, der zweiten Single aus dem kürzlich erschienenem Album „New Empire, Vol.1“. Es folgen Songs querbeet aus nahezu allen sechs Alben, zwischen Rap, Rock und Metal. Die Dynamik im Publikum ist vergleichsweise geringer als zuvor, nur wenige lassen sich mitreißen. Das größte Durchhaltevermögen beweist aber der wohl jüngste Fan im Publikum, welcher sich den gesamten Auftritt lang wacker auf Papas Schultern schlägt.
„Das größte Durchhaltevermögen beweist aber der wohl jüngste Fan im Publikum.“
Musikalische Unterstützung bei Hollywood Undead
Für den Song „Heart of a Champion“ holt sich die Band Unterstützung auf die Bühne: Spencer von Ice Nine Kills liefert das Intro, selbstverständlich verkleidet und eine Axt dabei, wenig später gefolgt von Jacoby, dem Sänger von Papa Roach. Und endlich ist auch die letzte Reihe wach: Es folgen Crowd Surfer und wilde Moshpits. Wie auch bei ihren letzen Auftritten, holt sich Hollywood Undead auch dieses Mal wieder einen Fan auf die Bühne. Felix unterstützt die Band an der Gitarre bei „Comin‘ In Hot“ sehr souverän und wird mit tosendem Applaus von der Bühne begleitet.
Zugabe: Mitsingen erlaubt
Auch der 2011 erschienene Song „Bullet“ darf nicht fehlen und so kommt kurzerhand eine Acoustic Gitarre dazu und die Menge beweist Textsicherheit und singt fleißig mit. Ein Crowd Surfer folgt dem nächsten und für einen kurzen Moment wandert auch das Mikrofon in die Menge. Die Musiker verabschieden sich und das Publikum fordert prompt eine Zugabe, welche es bereits wenige Sekunden später erhält. Hollywood Undead kommen zurück auf die Bühne und schon bei den ersten Worten des folgenden Songs „Everywhere I go“ singen alle Fans lautstark mit. Auch zum letzten Song „Hear me now“ wird kräftig mitgesungen. Unter tosendem Applaus verabschiedet sich Hollywood Undead und beweisen, dass die Mischung aus coolen Hip-Hop Beats, intensivem Rock und vielen Texten zum Mitsingen noch immer ein Erfolgsrezept ist.
Bildergalerie: Hollywood Undead
[supsystic-gallery id=438]Wenn die Kakerlake fällt
Papa Roach Fans wissen, wenn der Vorhang mit der Kakerlake hängt, dauert es nicht mehr lange bis die Musik-Veteranen die Bühne betreten. Die Vorfreude steigt und der Innenraum füllt sich allmählich. Nach einer 30-minütigen Pause fällt der Vorhang und mit „Dead Cell“ wird das Konzert eröffnet. Auch Jacoby lässt es sich nehmen eine Anspielung auf das Corona Virus zu machen und verdonnert die Sitzränge mit den Worten „This is a fucking rock show. If you’re not having the corona virus get up.“ Zum Aufstehen – Recht hat er und die Menge kommt endlich in Bewegung.
„If you’re not having the corona virus get up.“
Von jungen Klassikern bis mittelalten Krachern
Es folgen junge Klassiker wie „Between Angels & Insects“ sowie der mittelalte Kracher „Broken Home“ oder neuen Lieblingen wie „Elevate“. Zum Acoustic-Song Falling Apart zückt die Menge wieder ihre Smartphones und der Saal wird in ein romantisches Lichtermeer gehüllt. Mit den Worten „Pain is only temporary. Pain will pass“ leitet Jacoby den Song „Scars“ ein und das Publikum beweist erneut Textsicherheit. Das darauf folgende Drum-Solo bringt sogar die Kakerlake auf dem Banner zum Beben und es gibt kein Halt mehr, die Menge tobt. Aber auch der absolute Klassiker der Band darf natürlich nicht fehlen und so heben sich die Jungs von Papa Roach den wohl meist gespielten Song „Last Resort“ für die Zugabe auf. Die ersten Töne erklingen und das Publikum antwortet mit einigen Moshpits. Es gibt wohl kaum eine Person im Publikum, die den Song nicht mitsingen kann. Die Menge bringt den Boden ein letztes Mal zum Beben und Papa Roach verlässt unter tosendem Applaus nach 1,5 Stunden geballter Energie und drei Zugabe-Songs die Bühne.
Einer der besten Frontmänner im Geschäft
Im Vergleich zu Ice Nine Kills, der Überraschung des Abends, verzichtet Papa Roach auf aufwendige Bühnenshow und zieht das Programm souverän durch. Doch vermissen tut man nichts: Papa Roach haben ein Maß an Energie mitgebracht, das man seit langem bei keiner Show mehr gesehen hat und Shaddix beweist mal wieder warum er einer der besten Frontmänner im Geschäft ist. Man sollte Papa Roach auf jeden Fall live gesehen haben, um zu schätzen, wie gut ihre Musik (noch immer) ist.