Peter And The Test Tube Babies gelten immer noch als eine der dienstältesten Punk-Bands aus Großbritannien. So existiert die Combo um Sänger Peter Bywaters nun schon seit mehr als 40 Jahren. Von der Urbesetzung ist neben dem Bandnamensgeber Peter auch noch Gitarrist Derek „Del“ Greening mit von der Partie. Nun veröffentlicht die Gruppe mit „Fuctifano“ ihr nächstes Studioalbum, das mittlerweile zweite bei Arising Empire. Und wie gewohnt überzeugt das Quartett mit schnellem, aber melodischem Punkrock, und einer Mischung aus kritischen, witzigen und selbstironischen Texten.
„„Fuctifano“ ist schnell, angepisst und abwechslungsreich, aber auch lustig und kritisch zu gleich. Dieses Album macht Spaß.“
Spaß und Gesellschaftskritik
Auch 2020 halten Peter And The Test Tube Babies die Punkrock-Fahne deutlich in die Höhe. Das beweist schon die erste Singleauskopplung „Facebook Loser“, die nach einem kurzen und schmalzigen Intro („Liver’s Lament“) flott und schnell startet. Darüber liegt Peters angepisste Stimme sowie rotzige Gitarrenriffs von Gitarrist Del. Textlich geht es hier laut Peters Aussage um die zunehmende Dummheit mancher Leute in den sozialen Medien. Die nächsten Minuten und weiteren Songs werden dann sehr abwechslungsreich. Schnell, treibend und sehr angepisst ist auch „Hell To Pay“, welches durch das Schlagzeugspiel von Drummer Sam Fuller brilliert. In eine ähnliche Kerbe Schlagen auch das harte und sehr gute „Punched Awake“ und die Ohrwurm-Nummer „Small Victories“.
Neuerdings setzen Peter And The Test Tube Babies aber auch auf ungewohnte Klänge. So setzt die Band bei „Cydrated“ und „Saturday Dad“ auf den Einsatz von Bläsern, Melodien und Midtempo. Hier und da schimmern auch Synthesizer-Klänge durch. Ungewohnt, aber richtig gut. Die Texte sind witzig, aber auch kritisch. In Richtung Ska-Punk entwickelt sich dann „Screwed Down“, auch dank seiner Bläser, und für einen richtigen kleinen Bruch sorgt sogar „I Ain’t Missing Her Yet“. Die lustige Zirkusnummer, voller Swing-Parts, entpuppt sich als ein Lied, dass an einen Jahrmarkt erinnert. Der Song wirkt auf den ersten Hördurchgang etwas albern, später kann man ihm dann doch zunehmend etwas abgewinnen.
„Die Punkrock-Veteranen zeigen sich experimentierfreudig, ohne ihren Witz zu verlieren, und setzen hier auch auf Swing, Glam-Rock und Skapunk, ohne dem typischen PTTB-Sound abzuschwören.“
Eine Huldigung an den Glam-Rock der 1970er Jahre ist „Queen Of Fucking Everything“, durchsetzt mit Gitarrenriffs aus dem Schweinerock und starken Drumpassagen. „Fuctifano“ macht zunehmend Spaß. Was dann auch noch durch das starke „Wanker“ untermauert wird. Hier übernimmt eine Frau das Mikro, Peter rückt in den Backgroundgesang. Vor allem der Refrain punktet, während der gesamte Song an Female-Fronted-Punk der 1980er Jahre erinnert. Und auch das gemäßigte und groovige „Tales Of The Bleedin‘ Obvious“ ist eine richtige gute Nummer geworden.
Punkrock-Veteranen auf neuen und alten Pfaden
Das neue Album „Fuctifano“ ist von Beginn an irgendwie ein typisches PTTB-Album, voller Selbstironie, aber auch mit dem üblichen Schuss an Gesellschafts- und Politik-Kritik. Und es toppt „That Shallot“ aus dem Jahr 2017 noch einmal. Dabei ist es auch ein sehr untypisches Album, dank seiner Bläsereinsätze, seiner plötzlich in einigen Songs auftauchenden Synthesizer-Passagen, der Glam Rock- und Swingeinflüsse sowie der unglaublichen Abwechslung, die auf „Fuctifano“ großgeschrieben wird. So klingt jeder Song ein Stück weit anders als sein Vorgänger, bewegt sich aber immer und ausschließlich im Spektrum des britischen Punkrocks. Mal sind die Songs melodischer, mal angepisster und deutlich aggressiver. Aber wie man es auch dreht, „Fuctifano“ ist stark und die Punkrock-Veteranen von Peter And The Test Tube Babies sind 2020 noch lange nicht am Ende.