Die Pixies sind für viele ihrer treuen Fans die Helden der amerikanischen Indie-Rock-Szene, die seit 33 Jahren ein konstantes musikalisches Wechselspiel der Superlative beibehalten. Sprachen wir also in den letzten Monaten von immer düster werdenden Zuständen auf dieser Welt, beweist die Band aus Boston, dass auch düster relativ ist und immer noch ein bisschen dunkler geht, besonders, wenn das neueste Album „Beneath The Eyrie“ an einem Freitag, dem 13. veröffentlicht wird.
„Mit dem unverkennbaren Fingerabdruck an den Saiten, beschreibt man die Musiker nicht ohne Grund als die Indie-Rock-Band, die Musikgeschichte schrieb und veränderte.“
Die Pixies nach „Where Is My Mind“
Lasst uns direkt hier ganz am Anfang festhalten, dass die Zeiten von „Where Is My Mind“, auch wenn beim Stichwort Pixies genannter Ohrwurm in der Regel sofort eintritt, vorbei sind. Und auch zu den Über-Alben „Doolittle“ oder „Surfer Rosa“ sollte man gar nicht erst versuchen Vergleiche zu ziehen – das war (gar nicht negativ) einmal! Im vorveröffentlichten „It’s A Pixies Podcast“ erklärt die Band alles um die Entstehung der neuen Platte. Hier zeigt sich auch deutlich, dass Kim Deal-Nachfolgerin Paz Lenchatin Black Francis in einigen Songs als Co-Komponistin unterstützt.
Eine mächtige Aura
Sie sind draußen in der alten Kirche, sagten die Einheimischen und verstecken sich im Schatten des einarmigen Kreuzes: Die Pixies kommen mit ihrem neuesten Silberling frisch entstaubt aus der -sagen wir- düstersten Ecke Woodstocks. „Beneath The Eyrie“ benötigt zwei, drei Durchläufe, geht dann aber schnell in Mitwippautomatismen, die melodisch angenehmer Klingen, als die Inhalte, die sich mit Hexen, Daniel Boone, rachesüchtigen Ex-Frauen, Werwölfen, Trunkenbolden, einem wütenden, frustrierten Punk und anderen Sonderlinge beschäftigen. Es geht um Erwachsenenmärchen, die definitiv am Besten in Woodstocks Dreamland Studio passen. Am besten, weil die alte entweihte Kirche eine Stimmung vermittelt, die sich während der Arbeiten kurz vor Weihnachten im Nebel eisiger Nächte maximiert: „Die Aura war mächtig“, sagt Bassistin Paz Lenchantin und fügt hinzu „Es gab definitiv ein fünftes Mitglied in der Kirche.“.
„So werden Soundtracks für Spaghettiwestern mit klassisch kalifornischen Surfschemata verflochten.“
Vorsicht, Gefühle!
Zwischen all den Wesen und mystischen Figuren der Platte, wird es, wie im Song „Bird Of Prey“ dann teilweise auch recht privat. So privat, dass man bei der Überlegung, dass nun schon die zweite Frau die Scheidung einreichte, während der aus Purto Rico stammende Black Francis ins Studio ging, in Magisches Denken kommen kann. „Graveyard Hill“ ist einer dieser Pixies Klassiker, der auch genauso gut in den 90ern hätte entstehen können. „Catfish Kate“ löst unverschämt schwungvoll benannten Mitwippautomatismus aus und wird sich seit Generationen erzählt und „Ready For Love“, ach das kann man einfach im schönsten Pixie Pathos stehen lassen. Aber Vorsicht, der Song macht ein wenig verliebt!
Ein wunderschöner satirisch-melancholischer Weltschmerz
Dass die Pixies handwerklich echte Lehrmeister sind, die es immer wieder schaffen Neues zu kreieren, zeigen neben benanntem „Ready For Love“ allen voran „Daniel Boone“ oder die Westernhits „Long Rider“ und „Los Surfer Muertes“. So werden Soundtracks für Spaghettiwestern mit klassisch kalifornischen Surfschemata, New Wave, Ragtime, Gallic Noir oder Doom Rock verflochten unt täuschen trotzdem immer nur kurz an, „wie…“-zu klingen. Mit dem unverkennbaren Fingerabdruck an den so eindrucksvollen Saiten, beschreibt man die vier Musiker also nicht ohne Grund als die Indie-Rock-Band, die Musikgeschichte schrieb und veränderte. 2019 perfektionieren die Pixies ihren satirisch-melancholischen Weltschmerz, der ihnen in all seinen Facetten unglaublich gut steht und viel schöner klingt, als er aussieht.