Wenn Legendenbands Station in Deutschland machen, dann zieht das in der Regel und das Publikum erscheint zahlreich. Insbesondere, wenn besagten Bands sich wirklich rar gemacht und relativ lange nicht auf Tour war. Dies trifft auch auf Rich Kids On LSD zu, die am Donnerstag, zum Start ihrer Europatour in Hannover, in der 60-Jahre Halle der Faust, zu Gast waren. Die etwas mehr als 300 Besucher sollten an diesem Abend ihr Kommen nicht bereuen. Als Support übernehmen Watch Me Rise den Auftakt.
Starker Auftritt und doch so bescheiden
Los geht es gegen 20:45 Uhr. Das Quintett aus Frankfurt und Umgebung startet mit „Marad“, wobei Drummer Sven zuerst singt, bevor Sänger Josh die Bühne entert und den Gesang übernimmt. Schnell wird klar, der Post-Hardcore der Combo passt jetzt musikalisch vielleicht nicht 100-prozentig zu diesem Abend. Dennoch geben die Herren auf der Bühne alles. Das gefällt dem Publikum und sorgt für mehr, als Höflichkeitsapplaus – vor allem je länger das Set dauert. Problematischer ist da schon der Sound, der leider zu wünschen übrig lässt. Das hält die Band aber nicht davon ab, eine wirklich gute Show auf die Bretter zu legen. Dabei helfen auch Songs wie „Empty“, „Halo“, „Wrong Way“, „Indigo“ oder „All My Friends Are Sad“. Am 25. April erscheint mit „A Decade Full Of Setbacks And Mistakes“ ein neues Album, welches auch heute schon im Mittelpunkt steht. Sowohl der Opener, als auch der letzte Song „(for) Friede“ stammen von dem neuen Werk. Josh ist dann auch dankbar dafür, dass soviele Leute schon früh in der Halle waren und Watch Me Rise eine Chance gegeben haben, obwohl die wenigsten wussten, was sie erwartet. „Danke dass ihr euch darauf eingelassen habt, das ist viel wert für uns,“ so der Frontmann zum Schluss des knapp 30 minütigen Sets. Ein wirklich guter Auftritt. Diese Band sollte man künftig auf dem Zettel haben.
„Riches To Rags“ im Mittelpunkt
Nun folgt die obligatorische Umbaupause von knapp 30 Minten. Gruselige Klängen, die der Filmmelodie eines alten Horrorfilms gleichen, starten das Set. Obwohl sicher einige der Anwesenden schon beim letzten Auftritt von Rich Kids On LSD (RKL) in Hannover dabei waren – dieser soll laut Gerüchten circa 1988 gewesen sein – sehen doch die meisten Besucher die Band heute sicher zum ersten Mal. Diese hat sich ja auch erst im Vorjahr, nach langer Abstinenz, wieder zusammengetan. Dabei spielt man heute mit dem Line-Up des 1994er Albums „Riches To Rags“. Mit dabei sind also Bassist Joe Raposo, Drummer Dave Raun und Gitarrist Christ Rest – allesamt auch bei Lagwagon zu finden sind – sowie Barry Ward an der zweiten Gitarre. Als Sänger ist Abe Brennan mit von der Partie, der erst seit diesem Jahr dabei ist und u.a. bei den Dead Pioneers ander Gitarre agiert. Von Beginn an ist auf jeden Fall Dampf in der 60er-Jahre-Halle. Die Band um den sehr agilen Frontmann Abe hat sichtlich Spaß, genau wie das Publikum und so wird von Beginn an gesungen, getanzt und einfach Party gemacht. Die Mischung aus Skatepunk mit etwas kalifornischem Hardcore ist ein Erfolgsgarant. Die Setlist besteht größtenteils aus Songs des bereits erwähnten „Riches To Rags“-Albums, aber auch viele andere Klassiker werden gespielt. Es gibt kaum ein Halten und so springt Abe immer wieder ins Publikum zum mitpogen.
Hommage an die Scorpions oder doch lieber Kreator? Hauptsache Hannover
Musikalisch und definitiv nostalgisch geht es los mit „Why?“, „Scab On My Brain“, „Lies“, „Hangover“, welches heute in „Hannover“ umgetauft wird sowie „Ded Teds“, welches einem verstorbenen Freund gewidmet wird. Es ist heute die erste Show seit langem, so Sänger Abe. „Es ist auch meine ersteShow jemals in Europa“, berichtet er weiter. Dann wird die Band vorgestellt. Weiter geht es mit „Give ItUp“, „I´m Locked Up”, „Beautiful Feeling Parts 1-3” und „Life´s A Gamble”. Abe entwickelt sich immermehr zur wahren und rein positiv gemeinten Rampensau. Das macht hier heute richtig Bock und das kommt bei allen Anwesenden super gut an. Bassist Joe, der einen Totenkopf am Kopf seines Basses befestigt hat, stellt dann fest, dies sei ja die Heimatstadt der Scorpions. Man schreibe sie immer auf die Gästeliste, wenn man in der Stadt sein, aber sie würden nie kommen. Dann würde man dies nun eben mit den anderen coolen Bands aus Hannover tun – Halloween, Kreator… Der Bassist hat so die Lacher auf seiner Seite. Bei der Frage, welches das beste Album der Scorpions sei, kann man sich dann aber nicht einigen und so wird lieber wieder der Fokus auf die eigene Musik gelegt, mit „Evil In You”, „Rancho Burger”, „Sargasm”, „R’nR Nightmare” oder „Think Positive”. Nach 60 Minuten folgen mit „Blocked Out”, „Betrayed”, und„Pothead” noch drei Zugaben, mit Stagedives und Circlepits. Abe lässt sich noch zum Turnen an einem Pfeiler vor der Bühne hinreißen, bevor man sich schließlich nach gut 75 Minuten verabschiedet. Daswar mal ein Reise in die Vergangenheit, die es in sich hatte. Klasse Abend, krasse Show, tolle Performance. Bitte mehr davon.