„Wenn ihr ein Ramones-Shirt tragt, wäre es geil, wenn ihr die Band auch kennt“
Den Abend eröffnet der Singer Songwriter North Alone. Sänger Manuel North zieht, gemeinsam mit So-Kumneth Sim an der Violine, die Gäste des Béi Chéz Heinz schnell in seinen Bann. Mit vielen besonderen Anekdoten weiß er das Publikum gut zu unterhalten. So erzählt er zu seinem Song „X-Large“ über alte und neue Bandshirts. Er habe sich schon früher gern Bandshirts gekauft. Er lässt aber auch die Diskrepanz nicht aus, dass besagte Shirts mittlerweile auch fraglichen in Läden wie H&M und Primark hängen und man in Frage stellen sollte, ob man sich diese zulegt: „Wenn ihr ein Ramones-Shirt tragt, wäre es geil, wenn ihr die Band auch kennt und es nicht bei H&M kauft.“
Weiter geht es mit Stories über alte Platten und Plattenspieler, die man immer wieder hört und benutzt. Bewusst mit dem Wissen, dass es irgendwann springen wird, man jedoch nie den Punkt trifft, vorher einzugreifen. Mit seinen Geschichten bringt der sympathische Musiker eine tief romantische Punk-Rock-Nostalgie in den Abend.
„Halt die Fresse Du Arsch, ich will das Konzert hören“
Derweil beobachtet man auch den Frontmann Poli Correia des heutigen Headliners Sam Alone & The Gravediggers im Publikum. Er verfolgt aufmerksam die Show des Osnabrückers. Manuel North erzählt unterdessen über seine besondere Beziehung zu No Use For A Name: „Mit 18 war ich zum ersten Mal im Ostbunker in Osnabrück auf einem Punkkonzert. Da haben No Use For A Name noch völlig unbekannt gespielt. Deren Sänger Tony Sly ist leider viel zu früh verstorben. Seine Familie gründete nach seinem Tod die Tony Sly Music Foundation. Diese unterstützen wir. Wir haben letztes Jahr über 1000 Dollar spenden können. Kauft Merch, ein Euro von jedem gekauften Artikel geht direkt an die Stiftung. Na ja und vielleicht hilft es uns unser Benzingeld zu bezahlen…“ Er grinst und spielt „11/16/93“ an.
Kurze Zeit später geht er über in den No Use For A Name Überhit „International You Day“. Das Publikum stimmt sofort mit strahlenden Augen ein. Das Vorprogramm wird mit einem Statement über das Verhalten auf Konzerten beendet. North spricht über Gäste, die es einfach nicht schaffen wollen der Musik zu lauschen und während Shows Quatschen was das Zeug hält. Er hebt allerdings auch hervor, dass das an diesem Abend nicht so ist. „Dein Nachbar wird sich vielleicht nicht trauen dir zu sagen „Halt die Fresse Du Arsch, ich will das Konzert hören“. Also! Wenn man auf Konzerte geht einfach mal gepflegt die Klappe halten!“
„Ich hab überhaupt gegen Keinen was!“
Nach einer kurzen Umbaupause entern Sam Alone & The Gravediggers die Bühne. Der sympathische Frontmann ist den meisten wohl besser als Sänger der Hardcoreband Devil In Me bekannt. Heute steht Poli allerdings unter seinem Pseudonym Sam Alone auf der Bühne. Die harten Gitarrenanschläge tauscht er bereits das zweite Mal in Hannover gegen eine seichte Singer/Songwriter-Romantik, welche durch seine BandThe Gravediggers vorzüglich umrahmt wird. Bereits im letzten Jahr bespielten die smarten Portugiesen das Lux im Nachbarstadtteil Linden-Mitte (Review).
Poli stellt die fünfköpfige Kombo als eine kleine Band aus Portugal vor und fragt die Anwesenden: „Sehen wir für Euch wir Gypsies aus?“ , er lacht und führt fort: „Also ich hab überhaupt nichts gegen Gypsies. Ich hab überhaupt gegen Keinen was!“ Die Texte der Südportugiesen sind eine Querschnitt durch gesellschaftliche Themen. Dabei verlieren sie aber auch nie die Schönheiten des Lebens aus dem Auge. Der charismatische Musiker fühlt sich sichtlich wohl in der Stadt an der Leine. Er bedankt sich bei den Veranstaltern für diesen Abend und das besonders leckere Catering. Bei Titeln wie „Tougher Than Leather“ , „Believers And Renegades“ oder „Crucify“ zeigt sich das Publikum verdammt textsicher. Poli reagiert immer wieder ganz angetan: „You guys are beautiful, thank you so much.“
Es wird zu Sam Alone And The Gravediggers ausgelassen getanzt und gesungen
Die Zuschauer schwingen mittlerweile das Tanzbein. Es gibt keinen, der von den angenehmen Klängen der Musiker nicht angesteckt wird. Correia beobachtet das Treiben mit einem stetigen Grinsen im Gesicht von der Bühne und fordert zum Mitsingen auf. Bei einem neuen Song der Band ruft er zu „Yeah“- und „Alright“- Chören auf. Das Publikum folgt angetan.
Wer dieser sympathischen Band bis dato nicht eh schon verfallen ist, wird sich definitiv seit dem Konzert vom vergangenen Mittwoch nicht mehr gegen so viel tief-ehrliche Musik wehren können. Die Band ist immer wieder absolut authentisch zu erleben – miteinander und gegenüber ihrem Publikum. Für alle die heute Abend nicht dabei sein können, ist es eine absolute Hörempfehlung. „Brothers and Sisters, Lovers and Believers, Dreamers and Renegades, Those Are My Heroes“, generiert sich der Closer schnell als Ohrwurm. „Thank you so much! Bless your heart!“ , verabschiedet Sam Alone seine Gäste in die warme Julinacht Hannovers.