Schon zum Einlass um 19.00 Uhr ist ordentlich was los auf dem Gelände der Faust. Kein Wunder, denn pünktlich um 19.30 Uhr entern Silent Planet die Bühne, um der Meute schon einmal zünftig aufzuwärmen. Die Kalifornier sind die einzige Metalcore-Combo am heutigen Abend. Das stört das Publikum aber nicht im Geringsten und neben kollektivem Kopfnicken und vereinzelten, aber dafür umso textsicheren, Gesangseinlagen des Publikums gibt es zu der sehr frühen Stunde schon die ersten zaghaften Stagedive-Versuche. Trotz der düsteren und ernsteren Atmosphäre, die die Kalifornier versprühen.
Songs wie „Panic Room“ oder „Native Blood“ kommen beim Publikum gut an. Sehr zur Freude der Band, die davon ausgeht, dass wohl nur die wenigsten in der Faust Silent Planet überhaupt kennen geschweige denn schon einmal gesehen haben. Sänger Garrett lässt es sich sogar nicht nehmen, zum Ende des Sets mit dem Publikum richtig auch Tuchfühlung zu gehen und zusammen mit ihnen ein paar Zeilen zu singen. Nach rund 30 Minuten werden die Jungs unter großem Beifall von der Bühne entlassen und das Publikum nutzt die Zeit effektiv, um den Elektrolytehaushalt gehörig aufzufüllen. Silent Planet haben jetzt bestimmt einige Leute mehr auf dem Zettel.
„Welcome to the party!“
Mit den nur allzu vertrauten Klängen der A-Team-Titelmelodie entern First Blood die Bühne. „We’re First Blood!“, schleudert uns Frontmann Carl Schwartz entgegen und schon geht die Post in der nun bereits sehr gut gefüllten Faust ab. Von Anfang an wird kräftig vor der Bühne gemosht, Two-Step getanzt und Stage-Dives zelebriert. Als Carl auch noch zum obligatorischen Circle Pit aufruft, kommt das Publikum seinem Wunsch nur zu gerne nach. So wie es jetzt schon bereits abgeht, könnte man fast meinen, dass schon der Headliner auf der Bühne steht – so außer Rand und Bann ist das Publikum. Das geht sogar so weit, dass sich einige Besucher im Circle-Pit gegenseitig Huckepack nehmen. Das sieht man definitiv auch nicht alle Tage.
Neben Songs vom neuen Album „Rules“ hat die aus San Francisco stammende Band auch Klassiker – wie beispielsweise „Silence“ – mit im Gepäck. Sehr zur Freude ihrer Fans. „It means the world to us that you are paying attention“, sagt Frontmann Carl zum Publikum und ist sichtlich froh, dass bereits jetzt schon ordentlich Party vor der Bühne ist. Nach rund 30 Minuten werden die Jungs unter großem Beifall von der Bühne gelassen. Das Publikum nutzt die Umbaupause, um die erhitzen Körper ein klein wenig abzukühlen. Für heute Abend stehen schließlich noch genug Bands auf dem Plan.
Der heimliche Headliner!?
Es folgt wohl für einige – gemessen anhand der Bandshirts, die man heut Abend in der Menge sieht – der heimliche Headliner. Being As An Ocean entern jetzt die Bühne und die Stimmung ist sofort wie elektrisiert. Obwohl das Publikum nun nicht mehr so viel pogt und mosht, wie noch zuvor bei First Blood, singt es nun umso lauter die Songs der Band aus Kalifornien.
Frontmann Joel gibt sich wie gewohnt sehr publikumsnah und flitzt dauerhaft von einer Ecke der Bühne zur anderen. Er hängt sich sogar einmal an die Mittelsäule der Faust, nur um danach auf der Menge zu surfen. Auch die Lightshow, die perfekt auf die Show der Kalifornier abgestimmt ist, trägt maßgeblich zur Atmosphäre am heutigen Abend bei. Mit Songs wie „L’exquisite Douleur“, „Dissolve“ oder mit ihrem letzten Song im Set „The Hardest Part Is Forgetting Those You Swore You Would Never Forget“ begeistern Being As An Ocean die Menge. Unter lautstarken Zugabe-Rufen verabschiedet sie sich von der Bühne. Zugaben gibt es leider nicht, aber es wartet ja auch noch der Headliner des heutigen Abends.
Um die Zeit bis zum Hauptakt der Menge etwas zu versüßen, werden in der Umbaupause Hits von den Ramones, Green Day oder Pennywise gespielt, welche das Publikum lauthals mitschmettert. Man kann also anhand der Stimmung schon erahnen: Das kann gleich bei Stick To Your Guns einfach nur gut werden!
„Are you fucking ready Hannover?“
Unter tosendem Beifall betreten nun die Mannen aus Orange County die Bühne und eröffnen ihr Set mit dem Opener ihres neuen Albums „True View“ (Review), welcher auf den Namen „3 Feet From Peace“ hört. Unglaublich textsicher singt das Publikum von Sekunde eins an mit und man merkt sofort, dass es heute ein ganz besonderer Abend wird. Als „3 Feet From Peace“ dann auch so richtig losbrettert, zieht das Publikum gehörig nach und zerlegt in den nächsten rund 50 Minuten die Faust buchstäblich in Schutt und Asche. Crowd-Surfing, Stage-Diving, Mosh-Pits, in die Luft gereckte Fäuste – hier brennt das Publikum ein wahres Mitmach-Feuerwerk ab. Es hängen sogar ab und zu Leute von den Lichtverstrebungen der Faust.
Ein Abriss in Reinkultur, was die Band sichtlich erfreut. Allein Frontmann Jesse kann ein Grinsen hier und da kaum unterdrücken und Gitarrist Josh lässt es sich auch nicht nehmen, kurzerhand mit seiner Gitarre im Schlepptau auf der Menge zu surfen. Das Publikum singt mittlerweile so laut mit, dass man tatsächlich ab und zu eher die Menge als die Band in der proppevollen Faust hört. So muss das sein! „Everybody fuckin‘ move“, animiert Sänger Jesse ein um das andere Mal das Publikum. Dies muss an dem heutigen Abend allerdings alles andere als animiert werden. Auch ohne Aufforderung haben die Besucher die Faust schon in einen wahren Hexenkessel verwandelt. Es ist ein Wunder, dass nach der Hälfte des Sets die Faust überhaupt noch steht.
Ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit
Etwas später eröffnet uns Sänger Jesse, dass er an einer miesen Halsentzündung leidet und Stick To Your Guns deswegen ihr Set etwas kürzen mussten. Andere hätten bei sowas den Auftritt umgehend abgesagt. Aber das Wort „absagen“ kommt im Wortschatz der Jungs aus Orange County einfach nicht vor. Das wird vom Publikum natürlich vollkommen gerechtfertigt mit großem Beifall quittiert. Lieber eine kurze Show als gar keine Show. Mit „Amber“ und „Against Them All“ beenden Stick To Your Guns unter donnerndem Beifall ihr Set. Zugaben gibt es leider aufgrund Jesses Verfassung nicht, aber das ist auch überhaupt nicht nötig. Stick To Your Guns haben mächtig abgeliefert und das Publikum geht mehr als happy in Richtung nach Hause. Es war in allen Belangen ein großartiger Konzertabend. Klasse Bands und ein wunderbar aufgelegtes Publikum – was will man an einem Samstagabend mehr?
Eine kleine Anmerkung noch zum Schluss: Hardcore-Shows versprühen in der Regel immer ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Und genau das war auch heute wieder der Fall. Jede Band hat die jeweils anderen Bands mehr als lobend erwähnt. Auch das Publikum wurde immer wie ein Familienmitglied betrachtet und behandelt. So wünschen wir uns das auch in Zukunft und hoffen, dass dieses Zusammengehörigkeitsgefühl in der Szene nie verschwinden wird.
Video: Stick To Your Guns – Against Them All
Stick To Your Guns
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