Stick To Your Guns, Nasty und Get The Shot in Hannover

Stick To Your Guns live am 14.04.2019 im Kulturzentrum Pavillon in Hannover
Foto: Jenny Bank

Gerade noch als Headliner des Impericon Festivals in Oberhausen auf der Bühne, stehen die Szenegrößen von Stick To Your Guns heute im Kulturzentrum Pavillon in Hannover in den Startlöchern. Die Vorhut ihrer Tour bilden die Hardcore-Bands Nasty und Get The Shot.

„All I wanna do is courage people: You do have a value, you have worth, you are fucking beautiful!“

„Holy fuck, Hannover!“

Mit einem infernalisch lautem Intro eröffnen Get The Shot pünktlich ihre Show und schon nach wenigen Sekunden entsteht vor der Bühne ein Circle Pit. Als Sänger J-P sich dann erst auf die Hände seiner Fans und anschließend ins Publikum begibt, um alle weiter Richtung Bühne zu holen, nimmt die Show Fahrt auf. Ein Breakdown jagt den nächsten und die Kanadier legen sich für ihre Show mächtig ins Zeug. „Holy fuck, Hannover! This is our first show in your city. So thank you so much for showing up tonight!“, werden die bisher versammelten Hardcore-Fans begrüßt. Anschließend fordert der Frontmann alle zu einem Zeichen gegen Faschismus auf – und was wäre da besser geeignet, als hunderte Mittelfinger? Bei den immer wieder geforderten Circle Pits ähnelt der Pavillon schon beim ersten Warm-Up-Act zunehmend einem Schlachtfeld. Aber der langhaarige Sänger setzt noch einen drauf: „You know what time it is? It’s time for a wall of death!“

Bildergalerie: Get The Shot

„Bewegt Euch!“

Deutlich weniger brutal, dafür aber in Neonorange, geht es mit der belgischen Hardcore-Beatdown-Formation Nasty weiter. Frontmann Matthi, dem auch das Fashionlabel Matar Athletics gehört, fordert alle zum Aufrücken Richtung Bühne auf. „Das hier geht raus an die Politik“, sagt er über den Song „Fire“. Mit viel Bewegung im Publikum, Stagedivern und einem Moshpit spielt sich das stark tätowierte Quartett durch sein Set. „Von den keine Ahnung wie viel Millionen Lebewesen dieser Welt, sind wir das einzige missglückte. Wir sind einfach so was von bescheuert“, stellt der Frontmann zum Song „Shokka“ nahezu philosophisch fest. Nach 15 Jahren Bandbestehen, sechs Studioalben und Touren mit Szenegrößen wie A Traitor Like Judas, Madball oder den Deez Nuts sind Nasty immer noch eigenwillig und lassen sich nicht gerne in Schubladen stecken.

Bildergalerie: Nasty

Rücksicht hat Vorrang

Und dann ist es endlich an der Zeit für die aus dem sonnigen Kalifornien stammenden Headliner. Stick To Your Guns Frontmann Jesse Barnett begrüßt die mittlerweile restlos gefüllte Halle mit den Worten „Thanks for coming out on a rainy sunday night“ und die Band eröffnet ihre Show mit dem Song „What Choice Did You Give Us?“. Die melodiösen Gesangsparts, harten Shouts und ein technisch perfekter Sound bringen die Stimmung im Pavillon schnell zum Kochen. Und so lassen sich auch die waghalsigen Stagediver nicht länger bitten: Beinahe im Sekundentakt stürzt sich jemand kopfüber in die feiernde Menge vor der Bühne. Dass es da bei zu viel Leichtsinn oder Unerfahrenheit auch zu schwereren Verletzungen kommen kann, zeigt sich leider schon wenig später. Barnett, der einen solchen Unfall im Pit beobachtet hat, unterbricht kurzerhand den Song „We Still Believe“, um sich nach dem Wohlergehen eines Fans zu erkundigen.

Bildergalerie: Stick To Your Guns

„All I wanna do is courage people“

Und trotz ihrer musikalisch harten Seite kommen bei den Amerikanern die nachdenklichen und demütigen Momente nicht zu kurz. Einen Song widmet Jesse Barnett beispielsweise seiner Mutter, die, so erzählt er, buchstäblich sein Leben gerettet hat. Auch den Themen Angststörungen, geringes Selbstwertgefühl und Depressionen begegnen Stick To Your Guns mit dem nötigen Respekt. „All I wanna do is courage people: You do have a value, you have worth, you are fucking beautiful!“, lautet die ermutigende Ansprache zum Song „Nothing You Can Do To Me“, die vom Publikum mit Jubel und Applaus honoriert wird.

Einen weiteren Gänsehautmoment gibt es beim Stück „Against Them All“, den das Hannoveraner Publikum aus voller Kehle mitsingt. Dazu geben sich die unzähligen Crowdsurfer beinahe die Klinke in die Hand und sorgen während der letzten Songs „Married To The Noise“ und „Amber“ für eine ausgelassene Stimmung. Ohne eine Zugabe endet der energiegeladene Abend schließlich mit „Nobody“ für manchen Fan eindeutig zu früh.