So richtig weg waren Strike Anywhere ja nie. Trotz allem ist „Nightmares Of The West“ das erste musikalische Release seit über zehn Jahren. Einen besseren Zeitpunkt für ein solches „Comeback“ hätte die Band nicht wählen können.
„‚Nightmares Of The West‘ ist ein ebenso kurzes wie intensives Lebenszeichen einer Band, die mit ihrem Optimismus und ihrer kritischen Sichtweise heute mehr Relevanz denn je hat.“
The only constant is change
Textlich befasst sich die Band auf „Nightmares Of The West“ vor allem mit dem Thema „Veränderung“. Sowohl die Veränderung in der eigenen Heimat Richmond, als auch weltpolitische Strömungen und deren Neuerungen. Und das tut der EP wirklich gut, denn Strike Anywhere erfassen den Zeitgeist nicht nur, sie haben auch ihre typisch kritische Haltung dazu. So mag musikalisch alles den gewohnten Weg gehen, den man schon auf „Iron Front“ 2009 so zu schätzen wusste, textlich hingegen hält es die Band dafür umso aktueller. Die Songs drehen sich hier vor allem um überholte Geschichtsinterpretationen und Sichtweisen.
Ändern, nicht meckern!
Dabei behalten Strike Anywhere stets den so typischen Optimismus bei. „Nightmares Of The West“ ist der kurze und energiegeladene Soundtrack für positive Veränderung. Es wird nicht stumpf über den Status Quo gemeckert, eher werden Möglichkeiten und Handlungsbedarf aufgezeigt. Der Blick ist dabei immer nach vorne gerichtet und voller Hoffnung in eine bessere Welt.
Das heißt nicht, dass Strike Anywhere immer klare Antworten auf die vielen Fragen haben, die die Weltpolitik und unser soziales Miteinander so prägen, aber sie zeigen uns immer wieder, dass es wichtig ist für ein liebevolles Miteinander zu brennen und zu kämpfen. Umdenken startet im eigenen Kopf und genau hier setzen Strike Anywhere an.
An einigen Stellen merkt man aber, dass sich in zehn Jahren dann doch einiges an Themen aufgestaut hat und die EP so textlich etwas überladen wirkt. Es bleibt wirklich sehr zu hoffen, dass bald ein ganzes Album folgt, auf dem die einzelnen Ideen etwas mehr Raum einnehmen können.
Emotionaler Tribut
Gegen Ende der sieben Song starken EP zollen Strike Anywhere dann ihrer „Londoner Familie“, der Punkband Blocko, noch einmal Tribut. Deren Schlagzeuger Marc Maitland nahm sich im vergangenen Jahr das Leben. Dabei betont Sänger Thomas Barnett nun schon in mehreren Interviews, dass es bei diesem Cover darum gehe eine Message an all jene zu senden, die unter psychischen Problemen leiden: „Ihr seid nicht allein. Es geht auch vielen anderen so“. Ein mehr als gelungener Weg die EP abzurunden.
„Nightmares Of The West“ ist ein ebenso kurzes wie intensives Lebenszeichen einer Band, die mit ihrem Optimismus und ihrer kritischen Sichtweise heute mehr Relevanz denn je hat. Leider haben viele Ideen auf der Kurzstrecke der EP etwas zu wenig Raum zum atmen und so hofft man doch sehr auf ein ganzes Album. Energietechnisch und musikalisch scheint es, als hätten Strike Anywhere nie eine Pause mit ihren Releases eingelegt. Dementsprechend gibt es wenig Neues, aber ein mehr als gelungenes Anknüpfen, an die alten Glanztaten aus „Iron Front“-Zeiten. Ich freue mich sehr, dass diese Band nun wieder mit neuem Material im Punkzirkus mitmischt.
Video: Strike Anywhere – Frontier Glitch