Die Band SWMRS ist hierzulande hauptsächlich bekannt, weil in ihren Reihen der Rock-Promi-Nachwuchs trommelt. Joey Armstrong ist der Sohn von niemand Geringerem als Billie Joe Armstrong – allseits beliebter Frontmann von Green Day (und neuerdings The Longshot). Dass es die Truppe aus Oakland mittlerweile seit 15 Jahren gibt und in dieser Zeit drei Alben und diverse EPs veröffentlicht hat, dürfte den meisten Menschen entgangen sein.
Was SWMRS präsentieren, ist durchweg gut komponiert, wirkt frisch und bringt die Extremitäten zum Schwingen
Charmantes The Clash-Feeling
Man ist versucht SWMRS im Pop-Punk-Genre zu verorten. Das greift allerdings zu kurz und wird der Band nicht gerecht. Beim Vorgängeralbum “Drive North” wurden schon verschiedene Elemente aus dem Indie-Rock oder Power-Pop zu einer Melange zusammengeführt, die erstens absolute Eingängigkeit versprach und zweitens auch erfüllte. Auf ihrer ausverkauften Club-Tour im letzten Jahr konnte man sich ebenfalls davon überzeugen, dass Entertainment-Qualitäten durchaus vorhanden sind.
Nun also “Berkley’s On Fire”, welches von Rich Costey produziert wurde, der auch schon die Regler für Muse oder Death Cab For Cutie bedient hat. An dieser Personalie kann man bereits erahnen, wohin die Reise gehen könnte. Mit dem Titeltrack wird auch direkt eröffnet und hat mit seinem charmanten The Clash-Feeling bereits sämtliche Sympathien auf seiner Seite. Dazu ein paar Handclaps und Gang-Unterstützung beim Refrain – fertig ist der neueste Tanzbodenfüller in der Disco Deines Vertrauens. Man hat ohnehin das Gefühl, es mit einer englischen Band zu tun zu haben – da sind diese typischen Franz Ferdinand/Hard-Fi-Gitarren bei „Too Much Coffee“ und „Trashbag Baby“ – dazu dieser nonchalante, unaufgeregte Gesang, der immens Coolness ausstrahlt und zwischen Arroganz und Selbstbewusstsein pendelt.
Durchweg gut komponiert
Einer der wenigen Songs, die nicht wirklich funktionieren, ist „April In Houston“, der zu sehr auf den poppigen Collegerock mit Punk-Edge setzt – 1000x gehört, mindestens 865x sogar besser als die SWMRS-Version. Im Grunde bleibt dies aber der einzige Ausfall, denn Tracks wie „Hellboy“, „Steve Got Robbed“ oder das Shoegaze-inspirierte „IKEA Date“ sind über jeden Zweifel erhaben. Klar werden hier keine Innovationspreise gewonnen, aber das was SWMRS präsentieren, ist durchweg gut komponiert, wirkt frisch und bringt die Extremitäten zum Schwingen.
Wenn man sich komplett frei macht von etwaigen Erwartungshaltungen, ist “Berkley’s On Fire” ein sehr unterhaltsames Album, welches vor allem denjenigen gefallen wird, die Mitte der 90er durch Britpop/Rock/Cool-Britannia musikalisch sozialisiert worden sind.