Talco – Silent Town

 

Irgendwie hat es sich in letzter Zeit so eingeschlichen, dass man einem neuen Album nicht mehr ganz unvoreingenommen entgegen tritt. So gibt es Bands, denen Experimente und musikalische, sowie handwerkliche Veränderungen ganz gut stehen, es gibt Bands bei denen das nicht zwingend sein muss und es gibt Bands wie TALCO. Der Venezianische Sechser, mit seinem wilden Stil-Mix aus politisch motiviertem Ska, Punk – Rock und Klezmer bleibt sich wieder einmal treu. So entpuppt sich auch das am 6. November erscheinende „Silent Town“ als klassisches Konzept – Album.

“Sit down once again, who has the time and pleasure of hearing about a history without breaking points which brings us back…now in front of a city…” beginnt der Opener “Il Tempo” und knüpft damit nahtlos an die vorherigen Alben “Galà” und “La Cretina Commedia” an. Wir befinden uns, wie der Albumtitel verrät, in Silent Town. Eine fiktive Stadt, mit den gleichen Symptomen wie Italien sie hat. Populismus, Diskriminierung und Rassismus sind die drei großen Themen, die wenig Hoffnung auf Besserung verheißen und Horrorszenarien mangels Bildung und Vorhandensein von Idealen und Vorbildern befürchten lassen. Von Song zu Song baut sich wieder einmal die Geschichte, die Frontmann Dema erzählt auf und mündet in der Hilflosigkeit über die Oberflächlichkeit des Proletariats bis zum radikalen Durchbruch beengender Stadtmauern.

TALCO schaffen es erneut politische und soziale Missstände klar zu benennen, während sie diese –typisch südländisch – in perfekt abgestimmter, tanzbarer Musik verarbeiten. Hinter der Fassade feucht-fröhlicher Tanzhymnen funkeln ausgefeilte Instrumentierungen und Anspielungen auf Anekdoten aus Klezmer-Klassikern. Diesen einzigartigen Stilmix tauften TALCO, in Anlehnung an Mano Chao und Mano Negra Patchanka, “Punk Chanka“ – ein Clash aus World-Punk und Combat-Ska.

Neben den typischen und altbekannten Instrumenten wie Gitarren, Bass und Schlagzeug liefern TALCO ein buntes Potpourri aus Blasinstrumenten, Akkordeon und Mandoline. Aufgrund der klug gesetzten Instrumente und Rhythmen dauert es nicht lange bis man selbst im Kampf gegen die vorherrschenden Missstände durch die Straßen von „Silent Town“ jagt. Durchatmen und Kraft schöpfen kann man in den Balladen und melancholischen Stücken wie „Rotolando“ und „Ovungue“.

Talco halten an dem fest was sich gut anfühlt und scheinbar auch – und vielleicht auch gerade deswegen – gut funktioniert. Ein großartiges Ergebnis, was in keinem gut sortieren Plattenschrank fehlen sollte.

von Maria