Mit nunmehr 15 Jahren Bandgeschichte sind The Amity Affliction wohl bereits eine kleine Institution im Bereich Post- und Melodic Hardcore. Nach einigen Tourneen über internationale Bühnen melden sich die vier Australier aus Gympie jetzt mit ihrem sechsten Studioalbum zurück. „Misery“ heißt die Platte, die der Nachfolger von „This Could Be Heartbreak“ sein wird. Zusammen mit dem neuen Produzenten Matt Squire (u.a. Panic! At The Disco) kommt ein wenig frischer Wind für den Sound der Band. The Amity Affliction haben sich bei „Misery“ auf das eine oder andere Experiment eingelassen, wie sich im Laufe der zwölf Songs zeigt.
Alles in allem ergibt sich eine runde Platte, die geschickt mit alt und neu spielt
Subtile elektronische Elemente, gewohnt wuchtige Refrains und bekannte Themen
Der erste Track ist der bereits einige Monate im Voraus veröffentlichte Titel „Ivy (Doomsday)“, der einen guten ersten Eindruck von dem vermittelt, was das Album zu bieten hat. Subtile elektronische Elemente, gewohnt wuchtige Refrains und bekannte Themen wie Depression, Verlust und die allgegenwärtige Dunkelheit, die einem so vertraut vorkommen.
Mit „Feels Like I’m Dying“ folgt die zweite Vorab-Auskopplung, die eine weitere Neuerung verrät: Auf dieser Platte wird man das eine oder andere Mal die Singstimme von Screamer Joel Birch zu hören bekommen. Diese bildet eine schöne Ergänzung für das stimmliche Zusammenspiel der beiden Sänger und gibt den Songs noch weitere Tiefe. Bei all den neuen Elementen ist jedoch auch „klassisches“ für The Amity Affliction dabei. „Holier Than Heaven“ beispielsweise reiht sich nahtlos mit früheren Werken der Band ein.
Eine schöne Mischung aus alt und neu
Als namensgebender Track steht „Misery“ eigentlich schon für sich selbst. Stellenweise ungewohnt elektronisch bleiben sich die Australier thematisch dennoch treu. Es ist nicht unbedingt der stärkste Song, doch das beste Beispiel für den „neuen“ Sound, der sich mal deutlicher, mal dezenter durch das Album zieht. Eine schöne Mischung aus alt und neu schafft hier „Black Cloud“ und auch über „Beltsville Blues“ dürfte sich der eine oder andere Fan älterer Titel freuen. Einen starken Schluss bilden „Set Me Free“ und „The Gifthorse“, wobei letzterer Titel noch einmal subtil an den Opener „Ivy (Doomsday)“ anknüpft.
Alles in allem ergibt sich eine runde Platte, die geschickt mit alt und neu spielt. Nicht mehr so viele Screams, doch schön ergänzt und ausgeglichen durch neuen Gesang. Die Themen sind wie gewohnt recht düster mit einem Funken Hoffnung, der einen zufrieden zurücklässt. Wer ausschließlich Altbekanntes mag, hat vielleicht ein paar Schwierigkeiten mit dem Album. Doch lohnt es sich allemal, ein wenig über den Tellerrand hinaus zu blicken. Denn das haben The Amity Affliction mit „Misery“ gewagt – und gemeistert.