Die Stuttgarter Band ELECTRIC LOVE eröffnet den Abend kräftig verspätet, gleicht jedoch schnell durch ihre angenehme laute und entschlossene Art aus. Sich selbst als „very sexy und very tough“ beschreibend, präsentieren sie ihr erstes Album „Heroine“. Der Raum vor der Bühne ist bereits angenehm gefüllt. Old-School-Punk mit Einflüssen aus Pop, Rock und Glam steht auf dem Programm und das Hannoveraner Publikum hält seinen so bekannten halben Meter Sicherheitsgürtel zur Bühne mit höchster Genauigkeit. Nur vereinzelt treibt es den ein oder anderen – das Tanzbein schwingend – vor die Bühne.
„Gegen die scheiß AFD, gegen Donald Trump und gegen die ganzen anderen Idioten!“
Frontfrau Denise Wilson beweißt immer wieder, dass ELECTRIC LOVE klar positioniert sind: „Gibt’s bei euch eigentlich auch benachteiligte Wutbürger? Bei uns gibt es die und da wir uns darüber so richtig aufregen, haben wir einen Song geschrieben – gegen die scheiß AFD, gegen Donald Trump und gegen die ganzen anderen Idioten! Hier ist Run, Run, Run!“, stimmt die Frontfrau den Titel an. Am Ende ihrer Show ist die 60er-Jahre Halle bis unter die Decke gefüllt. Das Bier fließt in Strömen und die Stimmung ist ausgelassen.
Das Publikum wirkt heute anders als auf den vielen anderen Konzerten im Umkreis. Ein bisschen fühlt es sich an, als wäre man in Hannovers größter Hafenkneipe gelandet. Optisch vielfältig und den Tresen fest unter Kontrolle, wirken die Besucher ausgelassen, gut temperiert und maximal feierwillig. Schnell wird klar, dass dieser Abend lang in den Köpfen der Anwesenden nachhallen wird.
Nach einem langen Intro feuert Frontfrau Cecilia Boström mit der Dauerhymne „Class War“ den musikalischen Startschuss für einen wilden Abend ab. Ohne Kompromisse wird klar, dass THE BABOON SHOW genau das machen, worauf sie Lust haben. Maximal motiviert elektrisieren sie den gesamten Publikumsraum ab der ersten Sekunde. THE BABOON SHOW freuen sich sichtbar, wieder in Hannover zu sein und erinnern an die 2016er Show im Café Glocksee. „Alte Scheiße, Prost!“, schreit Boström ins Mikro und wirbelt über die Bühne. Wer sich von dieser Energie nicht anstecken lässt, gehört erbarmungslos auf die Stille Bank gesetzt.
“Do you know something? It´s funtime!”
Provokant und ein bisschen frivol entert Boström immer wieder die Lichtkästen am Bühnenkopf, lässt sich ins Publikum fallen und schießt mit einer Rolle rückwärts zurück auf die Bühne. Der oben beschriebene Sicherheitsgürtel der Anwesenden ist -galant gesagt- verdunstet und es wirkt fast, als würden die Besucher alles dafür geben, die ersten Reihen zu besetzen. „Do you know something? It´s funtime!“, feuert Boström das grölende Publikum an und wird kurz darauf ihres Mikros beraubt. Sowohl Schlagzeuger Niclas Svensson, als auch der Gitarrist Håkan Sörle zeigen sich nicht nur an ihren Instrumenten als echte Profis, sondern bewähren sich auch stimmlich auf ganzer Linie.
Die Bühne wird am heutigen Abend maximal ausgenutzt. In alle Himmelrichtungen marschiert Boström, schlägt Rad, springt, kniet und schöpft den gesammten menschlichen Bewegungsradius in Gänze aus. Letztlich begibt sie sich erneut in die Menge, dreht eine Runde durch die Zuhörerschaft und endet im ausgelassenen Pogo vor der Bühne. Pardon, aber: was für eine Rampensau! Mit offenen Mund verliert man ab und an den Überblick und würdigt überwältigt die fulminanten Eindrücke, die diese Show hinterlässt. Es ist ein wahres Fest, die Meute so ausgelassen tanzen zu sehen.
THE BABOON SHOW bezeichnet sich bewusst nicht als politische Band und stellt trotzdem fest, dass es keinen Grund für sie gäbe, in ihren Texten das Thema Liebe zu beweihräuchern. Viel mehr setzten sie sich mit dem auseinander, was zu ihnen passt und das sind eben größtenteils politische Themen. Zu ihrem Namen kam die schwedische Band auch darüber, dass sie beobachtete, dass sich die schwedische Regierung wie eine Horde Paviane aufführte.
“In good times, in bad times, I choose the good times any day!”
„Do you ever have a problem with something? Don’t be satisfied!“,mahnt die Musikerin und stimmt den Song „You Got a Problem Without Knowing It“ an, klettert auf die Basedrum und springt im hohen Bogen zu den Chören des Publikums zurück auf das Bühnenparkett. THE BABOON SHOW lassen nicht lange auf sich warten. Nachdem sich die Band mit Luftküssen von der Bühne verabschiedete, dauert es nur wenige Sekunden, bis das Spektakel erneut Fahrt aufnimmt.
Nach drei weiteren Songs ist jedoch – zum Leid aller Anwesenden – wirklich Schluss: „Thank you everybody that comes here tonight. We love you!“, wird „Heidi Heidi Ho Ho“ vom aktuellen Album „The World Is Bigger Than You“ angestimmt und die Crowd grölt textfest wie gewohnt mit. Ausgelassen werden die Gäste im Dauerapplaus in eine endorphingeschwängerte Fabruaracht entlassen. Was für ein Abend, was für eine Band, was für ein Gesamtpaket! „In good times, in bad times, I choose the good times any day!“ Danke!