Nach zwei Jahren Pause sind The Drowns aus Seattle endlich wieder zu Gast in Hannover. Der bisher erste und letzte Auftritt der Band in unserer Heimatstadt fand als Matineeshow im Vereinsheim vom SV Arminia statt. Und dieser Sonntag war legendär. So ist die Erwartungshaltung an diesem Freitagabend im Lux hoch, da mit den Posterboiz, einer noch recht neuen aber enorm heiß gehandelten Band aus Hannover, ein wahrer Kracher als Support dabei ist. Um es vorweg zu nehmen, das Konzert von vor zwei Jahren wird an diesem Abend noch einmal getoppt.
Tier aus dem Tierheim statt Sportwagen
Pünktlich um 20 Uhr startet das Konzert mit den Posterboiz. Das Quartett hat sich vor gut einem Jahr zusammengefunden und dennoch sind einige der Musiker keine Unbekannten, waren sie doch u.a. schon bei Cracks and Scars oder True Believer aktiv. Musikalisch bietet der Vierer klassischen Streetpunk der 90er Jahre mit aggressivem Gesang, wobei Sänger Jasper aber eine mehr als gute Figur macht. Einige der Songs am heutigen Abend stammen vom ersten Demo, dass die Band veröffentlicht hat, wie „Toxic“, „Friday Night“ oder „I Don´t Wanna Work“, ein eher subtiler Song wie Jasper meint, dessen Inhalt nicht jeder versteht, man müsse hier halt um die Ecke denken. Das Lux ist zu diesem Zeitpunkt schon gut gefüllt, gut 130 Besucher sind es später insgesamt. Zu den weiteren Songs zählen dann „Remember“, „No One Of Us“ oder „My Show My Rules”. Hier und da wird auch einmal eine Zeile vergessen, was die Band sympathisch kommentiert. Starker Auftritt, der gut ankommt. Jasper erzähl davon, wie seine Hosennaht vor dem Konzert gerissen ist, wie öfters schon, doch so sei das halt. Es folgt „This Is Rock `N Roll“ von The Kids. Schließlich stellt man noch neue T-Shirts mit einem Dackel vor, deren Erlös ans Tierheim Hannover gespendet wird. Tolle Sache, denn ein Tier aus dem Tierheim sei eine bessere Anschaffung, als ein neuer Sportwagen, so Jasper. Recht hat er. Nach gut 30 Minuten und noch einer kleinen Zugabe ist dann Schluss. Toller Auftritt, sympathische Band. Die Posterboiz haben vollauf überzeugt.
Odyssee und Reisestrapazen nach Hannover
The Drowns zählen zu den Bands, die sich regelrecht den Hintern wund spielen, ständig auf Tour zu sein scheinen, aber dadurch auch langsam bekannter werden. Dies liegt auch an diversen Festivalauftritten oder Supportslots von großen Bands. So startete die Band Ihre aktuelle „Blacked Out“-Tour in London und auf Helgoland, war dann noch einmal fünf Tage zu Hause, bevor es in den Niederlanden weiterging. Hannover ist die zweite Station der Clubtour. Los geht es gegen 21 Uhr. Die Band ist derzeit nur zu dritt und besteht also aus Sänger und Gitarrist Rev, Bassist Andy und Drummer Jake. Der Start ist mit „Black Lung“. „The Sound“ und „Ketamine & Cola“ vom neuen Album schon einmal mehr als gelungen. Das Publikum dreht von Beginn an auf und so wird dies eine wirklich großartige Show, mit stetig steigender Stimmung. Dafür sorgen aber auch die drei unfassbar sympathischen Musiker auf der Bühne. Rev ist dankbar nach zwei Jahren wieder in Hannover zu sein, denn es sei eine tolle Stadt mit tollen Leuten. Dann erzählt er von Helgoland und London und dem wahnwitzigen Kurztrip wieder nach Hause. Die erste Show war nichts so der Sänger, heute sei das was anderes. „Toll hier zu sein!“. Weiter geht es mit „Wolves On The Throne“, „Hold Fast”, „Cue The Violins” und „All Charged Up”.
Die Übergänge sind fließend, das Tempo hoch, die Stimmung super. Dies liegt auch an dem Trio, denn dieses zeigt trotz Jetlag eine enorme Spielfreude. Auch bei „Blacked Out” wird laut mitgesungen und so bedankt sich Rev bei allen, die die Platte gekauft haben, die selbst seiner Mutter so gut gefällt. Irgendjemand hat Luftballons mitgebracht, die bald schon durchs Publikum fliegen und nach „Just The Way She Goes” und „Where´s Bobby” wird dem gerührten Frontmann eine Torte zum etwas verfrühten Geburtstag überreicht, 39+1, inklusive Ständchen der Hannoveraner. Er hat eigentlich erst am folgenden Tag Geburtstag. Rev freut sich auch darüber, wo und wie er feiern kann, denn Jake hatte im Vorjahr auf Tour seinen 40. Geburtstag, in einem halb fertigen Laden, vor fast keinen Zuschauern – der wohl schlimmsten Show ever.
„Werden immer eine antifaschistische Band sein“
„Lunatics” und „One More Pint” geben die weitere Richtung vor, mit „Demons” und „Live Like Yer Dyin” schwenkt man schließlich auf die Zielgerade ein. Rev ist wichtig zu betonen, dass die Band eine antifaschistische und antirassistische Band ist und immer sein wird und jeder der das anders sieht, sich verpissen kann. Es folgt mit „Them Rats“ die passende Hymne, dann ist nach „Radio Radio” erst einmal Schluss. Aber Hannover fordert eine Zugabe und so gibt es trotz Müdigkeit noch „Bricks Of Òl Rainier“, eine Liebeserklärung an die schönste Stadt der Welt, Seattle. Der Song handelt aber in erster Linie von Bier. Nach einer weiteren Zugabe und der Bandvorstellung ist dann nach 65 Minuten und dem Coversong „Ballroom Blitz“ endgültig Feierabend. Was ein Konzert, was ein Abend, was eine großartige Band. Einfach nur herausragend. Bitte mehr Konzerte liebe The Drowns. Das heute war der Hammer!