The Hellacopters und Pabst in Hannover

Foto: Alexander Prinz

The Hellacopters gehören zu den Bands, die ab Mitte der 1990er Jahre den Schweinerock so richtig populär gemacht und geprägt haben. Dafür mixen die Schweden schnellen Rock ’n’ Roll, etwas 70er-Punk und Psychedelic Rock zusammen. Fertig ist ein Musikstil, der vor allem im Sound irgendwie einmalig ist und seinesgleichen sucht. Nach Auflösung im Jahr 2008 sind die Mannen um Sänger, Gitarrist und Frontmann Nicke Andersson seit 2016 in beinahe Originalbesetzung zurück. Mittlerweile gibt es mit Dolph eine Änderung am Bass. Circa 600 Besucher sind im Capitol in Hannover dabei. Außerdem Pabst, die als Vorband den Abend eröffnen.

„Roll over Hannover when The Hellacopters takeover“<span class="su-quote-cite">Dregen</span>

Im September zurück in Hannover

Gegen 20.00 Uhr betritt das Trio aus Berlin die Bühne. Musikalisch gibt es von Beginn an eine Mischung aus Indie-Rock, Noise, Garage und hier und da etwas Experimentellem zu hören. Die bereits anwesenden Besucher scheinen zu Beginn nicht so richtig warmzuwerden mit der Band, die mittlerweile drei Longplayer und kürzlich ein Livealbum veröffentlicht hat. Doch mit zunehmender Spieldauer, am Ende sind es gut 30 Minuten, ändert sich das, denn Pabst reißen mit, vor allem durch ihre leidenschaftliche Show. Insbesondere Bassist Tillman ist dabei immer in Bewegung und auch Sänger Erik trägt seinen Teil dazu bei. So will er schon recht früh nicht alleine klatschen und bittet Hannover um Mithilfe. An dieser Stelle, wie gesagt, ist das noch verhalten. Und dennoch, Pabst zeigen Spielfreude pur und freuen sich sehr, dass doch schon so viele so früh beim Konzert erschienen sind. Songs der Setlist sind u.a. „Daddy´s Boy“, „Crushed“ oder “Skinwalker” und somit ein Querschnitt durch alle bisherigen Veröffentlichungen. Irgendwie machen Pabst am Ende Lust auf mehr. Diese Möglichkeit soll es geben, denn wie Erik ankündigt, ist man am 15.09. 2023 wieder in Hannover, dann in der Faust und dann als Headliner. Das könnte bei dem Bühnen-Engagement ziemlich gut werden.

Eine Hannover-Premiere

Aber das Publikum wartet natürlich auf den Hauptact und die Schweden lassen dann doch etwas auf sich warten. 35 Minuten Umbaupause können ganz schön lang werden. Dann ist es so weit und das Quintett aus Stockholm entert die Bühne des Capitols. Zu rot-weißem Strobolicht wird das Publikum kurz begrüßt, dann geht es u.a. mit „Hopeless Case Of A Kid In Denial“, „Crimson Ballroom“ und „Carry Me Home“ los. Auch die Setlist der Hellacopters besteht aus einer Mischung von alten Songs, Hits und neuem Material des aktuellen Albums „Eyes in Oblivion“, nach dem auch die Tour benannt ist. Im Hintergrund ist ein großes Hellacopters-Banner aufgehängt, welches immer wieder in türkis, der Farbe des Covers zum neuen Album, angestrahlt wird. Überhaupt setzen die Schweden auf eine wirklich gute Lightshow. Beim Sound dagegen klappt nicht alles so gut, denn gerade zu Beginn ist es doch recht leise, doch das ändert sich später noch zum Besseren.

Gitarrist Dregen, das Enfant Terrible der Band, begrüßt dann Hannover mit „Roll over Hannover when The Hellacopters takeover“ und hat so die Lacher auf seiner Seite. Das Publikum hat man da aber schon längst überzeugt und in seinem Bann. Die Band ist im Übrigen zum ersten mal überhaupt in Hannover zu bestaunen und die Stimmung ist gut. Die Hellacopters machen es den Anwesenden aber auch recht einfach, die Songs reißen mit. Weiter geht es mit „Positively Not Knowing“ und „So Sorry I Could Die“ vom aktuellen Album. Apropos Dregen: Der Gitarrist, der u.a. auch bei den Backyard Babies die Seiten zupft, ist mit seinem weit geöffneten Hemd eine Augenweide, rockt er doch über die Bühne oder wälzt sich auf dem Boden. Starke Performance.

Warm, stickig & tolle Musik

Mittlerweile hat auch Nicke Hannover begrüßt und geht auf die Wärme und die stickige Luft im Capitol ein. Dazu trägt die Band aber auch selber bei und heizt mit „Toys and Flavours“ direkt weiter ein. Gefühlt singt nun wirklich jeder in der Halle mit. Und so muss es auch auf der Bühne sehr warm sein, denn Dregen wischt nach jedem Lied seine Gitarre trocken. The Hellacopters machen Spaß und beeindrucken mit ihrem einmaligen Gitarrensound, auch wenn sie schon recht routiniert wirken. Die Freude über die gute Stimmung und die Reaktionen aus dem Publikum ist den Schweden aber dennoch definitiv anzumerken. Tolle Stimmung also, die auch bald die ersten Crowdsurfer zur Folge hat. „Everything´s On TV“ folgt, danach gibt es u.a. noch „Rainy Days Revisted“, „Eyes Of Oblivion” oder “Pressure´s On” auf die Ohren. Die Band ist weiterhin begeistert und so ist das Publikum für Nicke auch „absolut fantastisch“. Mit dem Überhit „By The Grace Of God“ bei dem noch einmal alles mitsingt, ist dann nach gut 65 Minuten erst einmal Schluss.

Aber natürlich gibt es an diesem Abend noch ein paar Zugaben. Hier spielen die Fünf dann noch u.a. „Reap A Hurricane“, „I´m In The Band“ und „(Gotta Get Some Action) Now!“. Nicke ist am Ende total gerührt vom Publikum und freut sich, als das Konzert nach gut 80 Minuten vorbei ist. „Danke Hannover, ihr wisst gar nicht, was uns das bedeutet!“ zeigt sich der Sänger dankbar und begeistert. Dann wird das Publikum in die Nacht entlassen. Ein schöner Abend, mit tollen Songs geht zu Ende, auch wenn es etwas kurz war. Im Endeffekt, ein gutes und solides Konzert, allerdings ohne spektakuläre Ausreißer nach oben.