Erst in der vergangenen Woche haben The Intersphere mit „The Grand Delusion“ (CD-Review) ein wahres Prachtstück von Longplayer rausgehauen. Da ist es natürlich sehr praktisch, wenn man sich auf der Album-Release Tour auch von den Live-Qualitäten der Mannheimer überzeugen kann. Bei ihrem Halt im MusikZentrum Hannover haben The Intersphere noch das Nürnberger Pop-Projekt Like Lovers im Schlepptau.
Popmusik mit Weltuntergangscharme
Eigentlich gehören zur Mannheimer Pop-Formation Like Lovers fünf Bandmitglieder. Doch im MusikZentrum steht nur ein Mann auf der Bühne, barfuß, mit MacBook und Gitarre. Gerade einmal zwölf Leuchtstoffröhren lassen seine Silhouette hervortreten. Und so beginnt er, verschiedene Loops aus Gitarre und sphärischem Gesang zu kreieren. Was dabei entsteht, ist Popmusik mit Weltuntergangscharme. Andächtig lauscht die versammelte Menge der beinahe schon tranquilisierenden Performance. Das Ganze gleicht einem Happening einer durch den Klang erzeugten Verbundenheit.
Nach dem ersten Stück brandet Applaus auf, viele der Gäste jubeln begeistert. Jan Kerscher, der einige Erfahrung als Produzent hat, arbeitet auch mit englischsprachigen Filmsamples. Mit einigen technischen Kniffen und viel Kreativität entführt Jan – aka Like Lovers – das Publikum in andere Welten. Und in einer kurzen Ansprache erklärt er dann auch, dass er heute ohne seine Band auftritt. Das liege daran, dass die Bandmitglieder zu weit über das Land verstreut seien.
Der Performance tut dieser Aspekt aber keinen Abbruch. Die beruhigenden, sphärischen Stücke befördern das Publikum spürbar in andere Dimensionen, so wie es sonst nur psychoaktive Pflanzenstoffe zu tun vermögen. Mit glasigen Augen, im Rhythmus der Musik nickend, blicken sie gebannt auf die Lichtinstallation und alles, was sich auf den anderthalb Quadratmetern davor abspielt.
Die Helden des Abends
Nach einer kurzen Umbaupause ist das MusikZentrum gut gefüllt und unter großem Beifall betreten die Mannheimer die Bühne. Besonders ins Auge fällt der ungewöhnliche Aufbau, denn Drummer Moritz wurde seitlich am rechten Bühnenrand platziert. The Intersphere starten, genau wie auf dem neuen Album, mit „Think Twice“. Der Live-Sound überzeugt von der ersten Sekunde an, denn es ist fast kein Unterschied zu den gemeinsam eingespielten Aufnahmen zu erkennen.
Mit der deutlich härteren Nummer „Mind Over Matter“ geht es direkt weiter. Im Publikum fangen die ersten bereits an zu Headbangen. „Geht`s Euch gut?“, fragt Sänger und Gitarrist Christoph während der ersten Verschnaufpause und erntet zustimmende Rufe. Auch wenn es sich um eine Album-Release Tour handelt, dürfen ältere Songs wie „Antitype“ nicht fehlen. Und spätestens bei „Relations In The Unseen“ ist Schluss mit dem letzten bisschen Bewegungsarmut auf und vor der Bühne. Der Erfolgshit bringt ordentlich Schwung in den Laden!
The Intersphere können live überzeugen
Die Mannheimer sind keine Band der großen Worte. Routiniert und ohne Unterbrechungen geht es im MusikZentrum Schlag auf Schlag – ganze 17 Titel spielen The Intersphere mit größter Präzision in gut anderthalb Stunden durch. Auch wenn bei den neuen Stücken noch die Texte zur Hilfe genommen werden, wirkt die gesamte Show stimmig.
„Es gibt jeden Abend wieder neue Überraschungen. Heute gibt es viele! Ihr seid toll und es macht Spaß, hier zu spielen“, verabschiedet sich Christoph vom Hannoveraner Publikum. Nach anhaltendem Applaus und Zugabe-Rufen lässt sich das Quartett natürlich nicht lange bitten und kommt noch einmal für zwei Zugaben auf die Bühne. Mit dem letzten Schluck Bier, „Prodigy Composers“ und dem neuen, eindringlichen Song „Linger“ geht ein wunderbarer Abend mit The Intersphere zu Ende.