The Mighty Mighty Bosstones sind zurück und im Gepäck haben Sie vier Jahre nach ihrem letzten Longplayer mit „When God Was Great“ bereits Studioalbum Nummer 11. Insgesamt 15 Songs haben es auf das neue Werk geschafft. Ursprünglich entstand das neue Album ohne Zeitplan, beschleunigte sich dann aber durch die weltweiten Ereignisse und schrieb sich fast wie von selbst, wie die Band in einem Statement verlauten ließ. Herauskommt auf jeden Fall ein grandioses Skapunkalbum, soviel sei schon einmal verraten.
„Die Mighty Mighty Bosstones legen mit “When God Was Great” das perfekte Sommeralbum vor, dass gerade in diesen Zeiten auch für ausnahmslos gute Laune sorgt und so auch Mut für die kommende Zeit macht.“
58 Minuten Ska-Punk
Es ist mit Sicherheit nicht von der Hand zu weisen, dass The Mighty Mighty Bosstones zu den bekanntesten Ska-Punk-Bands der Welt gehören. Und diesen Status gilt es für die Bostoner um Frontmann Dicky Barrett zu zementieren. Dafür eignet sich das mittlerweile elfte Studioalbum „When God Was Great“ hervorragend, im Übrigen co-produziert von Ted Hutt (The Gaslight Anthem, Dropkick Murphys) und Rancid-Frontmann Tim Armstrong. Zusätzlich erscheint „When God Was Great“ in einer Zeit, in der durch die Pandemie immer noch weltweit Ausnahmezustand herrscht. Warum also nicht einmal abschalten, The Mighty Mighty Bosstones hören und tolle Songs genießen? Das neue Werk enthält satte 15 Tracks, die laut Begleittext ursprünglich aus einem kollektiven Gefühl des Verlustes heraus entstanden sind.
Schon der Opener „Decide“ gibt die Richtung der kommenden mehr als 58 (!)Minuten vor. Der Song ist flott, geht gut ins Ohr und ist der perfekte Start. „Move“ legt direkt noch eine Schippe drauf, punktet mit vielstimmigem Gesang, tollem Bläser-Einsatz und großartigen Melodien. Die bereits vorab veröffentlichte Single „I Don´t Believe In Anything“ bildet dann den nächsten Höhepunkt: Ein richtiger fröhlicher Hit, der dazu animiert, wild durch die Wohnung zu tanzen. Aber die Bostoner beherrschen auch seit längerem die leiseren Töne und so beruhigt das nachdenkliche „Certain Thing“ die Szenerie, bevor es mit dem sehr sklalastigen „Bruised“ weitergeht und die eigene Messlatte erneut ein ganzes Stück nach oben schiebt.
Ska, Punk, Reggae und viele nachdenkliche Texte
So geht es im Grunde immer weiter. Kein Song fällt ab, in der Regel folgt ein flotteres Lied auf einen ruhigeren Song bzw. Midtempostück. Zu den ruhigeren und in der Regel auch smoothen Vertretern zählen das stark Bläserdominierte „It Went Well“, das sehr Offbeatlastige „Long As I Can See The Light“, das etwas druckvollere „The Truth Hurts“ oder auch der gleichnamige Titeltrack. „When God Was Great“ startet dabei mit einem schönen Klavierintro, beinhaltet beinahe schon liebliche Saxophon-Soli und steigert sich im Laufe der Spielzeit ein wenig vom Tempo her. Und auch „Loneley Boy“, im Grunde schon fast eine klassische Reggaenummer, verfügt über diese balladesken Züge.
Zu den weiteren schnellen und mal mehr punkigen, mal mehr rockigen Tracks gehören „I Don´T Want To Be You“, das sehr flotte „What It Takes“ oder die dritte Single „Killing Of Georgie (Part III)“. Bei diesem Hit, der zum Mitsingen und mittanzen einlädt, ist vor allem das Video mehr als gelungen und unbedingt zu empfehlen. In eine ähnliche Richtung geht auch „You Had To Be There“, noch so ein verdammter Ohrwurmhit, der unfassbar viel Spaß macht und auch locker von früheren Alben der Band stammen könnte. Und dann wäre da noch mit „The Final Parade“ der finale Rausschmeißer. Bei The Mighty Mighty Bosstones ist der Abschluss aber nicht langweilig oder ordinär, nein, denn hier haben sich die Bostoner selbst übertroffen und präsentieren eine fast 8-minütige Hymne, auf der sie von zahlreichen Gastmusikern, wie z.B. Amy Interrupter, Tim Armstrong oder Tobey Morse (H2O) unterstützt werden. Und ja, der Song funktioniert, hat Charakter, wird trotz seiner Länge nie langweilig. Dieser Track steht somit stellvertretend für dieses phantastische Album, da alles, was man zu „The Final Parade“ sagt auch 1zu1 zum gesamten Werk sagen kann.
„Insgesamt 15 starke Tracks haben The Mighty Mighty Bosstones hier verewigt. Und dabei machen sie alles richtig, egal ob die Lieder mal ruhiger oder mal schneller daherkommen.“
Sommer, Sonne, Skapunk – Aber auch viel Aktualität
Musikalisch verleitet „When God Was Great“ hier ganz klar von einem Sommeralbum zu sprechen, dass Lust und Laune verbreitet und einfach Bock macht. Allerdings sieht das textlich hier und da auch anders aus, werden doch sehr nachdenkliche Töne angeschlagen und die Kraft des Durchhaltens und der menschlichen Verbindung in turbulenten Zeiten betont. Zugleich spielt auch das Drumherum um die Pandemie eine große Rolle. Herauskommt ein Album, das es in sich hat. Und wer sich heute noch traut, außerhalb vom Metalbereich, einen Song mit fast als 8 Minuten Länge aufzunehmen und der dann auch noch funktioniert, kann eigentlich nichts mehr falsch machen.
„When God Was Great“ ist vielleicht kein „Devil´s Night Out“ oder „Let´s Face It“. Aber es ist ein großartiges Album, dass verdammt gut in diese Zeit passt und sich dabei nicht im geringsten hinter den genannten verstecken braucht. Das liegt an seiner Mut machenden Attitüde, die ein stückweit Aufbruchsstimmung verbreitet. Das liegt aber auch und insbesondere an seinen nachdenklichen Momenten, den ruhigeren Parts, die nicht zu kurz kommen und geschickt eingeflochten für viel Abwechslung sorgen. Auch diese passen verdammt gut in die jetzige Zeit. Und so ist „When God Was Great“ das perfekte Album für das zweite Jahr der Pandemie, ein Werk, das nach mehr schmeckt, das Mut und Lust auf den Sommer macht. Die Bostoner haben die Pandemie nicht vergessen, sondern mit eingearbeitet. Und das macht „When God Was Great“ so groß und so unfassbar spannend und gut!