The Real McKenzies und Circus Rhapsody live in Hannover

The Real McKenzies
Foto: Pressefreigabe/Fat Wreck Chords

Irgendwie sind Konzerte bei extremer Hitze der Trend in diesem Sommer. Nach Hatebreed und The Drowns stand nun das Konzert von The Real McKenzies unter einem ähnlichen Stern. Hitzeschlacht bei über 35 Grad Celsius, da glich der Keller des Béi Chéz Heinz am Donnerstag den 14.08. schon vor Konzertbeginn einer finnischen Sauna mit Aufguss im Minutentakt. Der guten Stimmung ist dies aber definitiv nicht abträglich. Für den Support sorgen an diesem Hochsommerabend Circus Rhapsody aus Berlin.

Candy Cotton Punk oder eine wilde Zirkusnummer

Das schöne bei Konzerten im Béi Chéz Heinz ist die Pünktlichkeit, welche der arbeitenden Bevölkerung entgegenkommt. Denn auch an diesem Donnerstag starten Circus Rhapsody um Punkt 20 Uhr mit ihrem Gig. Die Combo aus Berlin bezeichnet ihre Musik als Cotton Candy Punk. Dahinter verbirgt sich Folk Punk, stark Balkan angehaucht, aber auch mit Einflüssen aus dem Ska, Metal und Rockabilly. Eine abwechslungsreiche Mischung, die tumultartig hereinbricht, hier und da auch sehr chaotisch anmutet, wie der Gig in Hannover unterstreicht. Dem Publikum gefällt das wilde Treiben, dem aber auch ein wenig Struktur fehlt, was aber gut zu einem Zirkus oder Jahrmarkt passen würde, wie der Bandname ja auch ein stückweit suggeriert. Das tut der Stimmung aber keinen Abbruch und so kommen die Lieder der Berliner gut an. Und hier und da wird das Tanzbein geschwungen. Mehr als die Hälfte der Anwesenden hat sich bereits in der Schwitzehütte Béi Chéz versammelt, während der Rest im Hof noch hofft, dass es hier etwas mehr abkühlt. Bassist Michi, der in der Regel als Hauptsänger agiert, würde sich dann auch über ein paar tolle Videos bei Instagram freuen und gibt den Tipp, doch zu filmen, wenn man sich durch die Zuschauermassen kämpft. Circus Rhapsody haben also sichtlich Spaß und das kommt auch beim Publikum an. Nach gut 40 Minuten ist dann aber auch Schluss und die Zuschauer nutzen die Zeit für eine kurze Verschnaufpause im Hof, bevor es weitergeht.

Wir haben einen Dudelsack

Es geht tatsächlich Schlag auf Schlag. Denn erneut pünktlich um 21 Uhr legen dann auch The Real McKenzies mit ihrem Set und „Due West“ los. Sänger Paul McKenzie hat direkt seine Jacke abgelegt und setzt auf Oberkörperfrei, um den hohen Temperaturen zu trotzen. Der Rest der Band setzt vor allem auf schottische Kühle von unten und trägt Kilt. Von Beginn an ist Bewegung unter den knapp 150 Besuchern. Der schottisch geprägte Folk-Punk der Kanadier kommt auch heute immer noch gut an, obwohl die große Zeit der Punkrock-Veteranen ein bisschen vorbei scheint. Das liegt vielleicht auch daran, dass Sänger Paul in die Jahre gekommen zu scheint und hier und da auch Probleme damit hat, alle Töne zu treffen. Dem Publikum in Hannover ist das egal. Vor allem die Songs mit Dudelsack kommen hervorragend an und im Endeffekt macht es schon ziemlich Spaß, was The Real McKenzies hier auf die Bühne zaubern – trotz der Abzüge in der B-Note.

Die Setlist besteht aus einem Best-Of quer durch alle Alben, mit leichtem Schwerpunkt auf „Off The Leash“. Und so gibt es schon zu Beginn u.a. „Pour Decisions“, „Too Many Fingers“, „Culling The Herd“, oder „Smokin Bowl” zu hören. Paul zeigt zwischendurch seine durchaus guten Deutschkenntnisse und betont immer wieder, dass sie ja einen Dudelsack hätten, aber eben nur einen Dudelsack. Später betont er, dass die Band ja gute Musik mitgebracht habe und dass diese ja komplett auf der Basis von Rock ‘N Roll aufgebaut sei, egal welchen Stil man nimmt. Es folgt „The Skeleton And The Tailor”, wie Paul betont, “ein ganz spezieller Song für mich.“ Belohnt wird dies dann auch mit einem besonders großen Pogopit vor der Bühne. Denn Hannover feiert den Auftritt der Band, die in wechselnden Bestzungen bereits seit mehr als 30 Jahren existiert.

Schotten, was habt Ihr?

Im Laufe der insgesamt 70 Minuten steigert sich die Stimmung weiter, was auch am guten Sound an diesem Abend liegt. „Scots Wa Hae“ wird dann Robert Burns gewidmet, der im 17. Jahrhundert die Aussage geprägt haben soll und damit meinte: „Schotten, was habt Ihr?“. Ein echtes Highlight und ein weiterer musikalischer Höhepunkt. Überhaupt huldigen die McKenzies Schottland und ihren Vorfahren und so ist fast jeder Song als eine Art Hommage an das Land im hohen Norden der britischen Insel zu sehen. Es folgen u.a. „The Night The Lights Went Out in Scotland”, „The Lads Who Fought & Won” und „Nessie”. Zu diesem Lied überreicht Paul dem Publikum den McKenzie-Fisch als Trophäe für eine gute Performance. Dann bedankt er sich, dass Hannover den Fisch angenommen habe und man so zahlreich erschienen sei, bevor mit „Best Day Until Tomorrow“ und „Chip“ das Konzert endet. Doch natürlich folgen noch „Tempest“ und „Drink Some More“ als Zugaben, wobei die Musiker von Circus Rhapsody zum Abschluss und vor allem mit ihrer Geige die Band unterstützen. Dann ist das Konzert vorbei, welches sich trotz der hohen Temperaturen und der kleineren Abstriche dennoch gelohnt und Spaß gemacht hat.