The Rumjacks – Hestia

The Rumjacks haben sich in den vergangenen Jahren in Europa sprichwörtlich live den Hintern abgespielt und so Stück für Stück eine immer größere Fanbasis bilden können. Ein Übriges zur Erhöhung der Bekanntheit übernahm dann auch ihr Hit „Irish Pub Song“, dessen Video sich bei Youtube zum viralen Knaller entwickelte. Nun ist die Celtic-Punk-Formation mit neuem Sänger und ihrem bereits fünften Studioalbum zurück. Und „Hestia“ benötigt etwas, auch durch die neue Stimme, entwickelt sich aber zunehmend zu einem echten Kracheralbum.

„‚Hestia‘ ist auf den ersten Blick etwas glatter, aber auch frischer, freundlicher, vielleicht sogar fröhlicher ausgefallen. Das raue, ungeschliffene, was die Band unter Sänger Frankie verkörperte ist mit Mike am Gesang gewichen, was aber dennoch nicht negativ aufstößt, im Gegenteil.“

Es war schon eine größere Überraschung, als The Rumjacks 2020 die Trennung von ihrem langjährigen Sänger und Gründungsmitglied Frankie McLaughlin bekanntgaben. Schnell war aber mit dem Amerikaner Mike Rivkees, zu diesem Zeitpunkt Sänger bei der Bostoner Celtic Punkband Mickey Rickshaw, adäquater Ersatz gefunden und schon wenig später kündigte die Band mit ihren nun australisch, irisch, italienisch und amerikanischen Wurzeln das fünfte Studioalbum „Hestia“ an. Insgesamt 14 Songs finden sich auf dem langerwarteten neuen Album. Und um es vorwegzunehmen: The Rumjacks erfinden sich ein stückweit neu. Daher braucht „Hestia“ etwas Zeit, überzeugt dann aber umso mehr und mit voller Wucht.

Neue Stimme, neue Musik?

Mit der flotten Uptempo-Nummer „Naysayers“ geht direkt gut los. Leichte Gypsy-Punk-Einflüsse sind hier auch zu hören. Mikes Stimme fällt natürlich sofort auf und man muss sich erst einmal daran gewöhnen. Bislang hatte man ja immer Frankie im Ohr. Auch „Through These Iron Sights“ hat diese Gypsy-Note zu bieten, überzeugt mit einem ruhigen Start, bevor das Tempo deutlich erhöht wird. In eine deutlich folkigere Richtungen gehen dagegen der Titeltrack „Hestia“, benannt nach der Göttin des heimischen Herdes, „Motion“, „Bullhead“ oder das durch einen Dudelsack veredelte „Light In My Shadow“. Gerade der letztgenannte Track gehört von Beginn an zu den absoluten Highlights, wobei es keine schlechten Lieder auf „Hestia“ gibt. Auch „Lizzie Borden“ ist eher etwas traditioneller gehalten, kann aber vor allem durch seine Wechsel von ruhigeren zu flotteren Parts mitreißen.

Mit „Rythm Of Her Name“ darf auch die obligatorische Ballade nicht fehlen, die hier noch durch ein paar Sing-A-Longs angereichert wird. Bei dem eher ruhigeren „Golden Death“ und bei „Wanderust“ hat das Quintett noch einen Offbeat mit eingearbeitet. Abwechslung wird also großgeschrieben auf „Hestia“, was jeder einzelne Songs aufs Neue beweist. So auch „Sainted Millions“: Noch so ein richtiger Überhit, mit Hymnenpotenzial. Los geht es hier mit einem akustischen Sing-A-Long-Part, in den man am liebsten direkt einsteigen möchte, bevor es dann traditionell, groovig, aber auch flott weitergeht. Vor allem der Refrain ist mitreißend.

„The Rumjacks kopieren mit ihrem neuen Sänger Mike nicht ihren alten Stil, sondern richten sich neu aus. Und diese Neuausrichtung gefällt genauso, wie es die alten Rumjacks unter Frankie getan haben.“

Und auch mit „Athens Of The North“ haben The Rumjacks dank seiner starken Sing-A-Longs ein weiteres Highlight geschaffen, das ein bisschen an eine sehr treibende Version von „Wild Rover“ erinnert. Den Schlusspunkt setzt die Midtempo-Nummer „Goodnight, Make Mends“, musikalisch eher traditionell aber flott gehalten. Aber vor allem der Text berührt, da hier der Tod einer guten Freundin verarbeitet wird und das Thema Verlust im Vordergrund steht. Tolles Ende einer wirklich tollen Platte.

Mit „Hestia“ gelingt der Neustart

„Hestia“ entstand zwischen August und Oktober 2020 in Mailand, unter strengen Hygieneregeln, wie die Band immer wieder betont. Und das Album ist auf den ersten Blick etwas glatter, aber auch frischer, freundlicher, vielleicht sogar fröhlicher ausgefallen. Das raue, ungeschliffene, was die Band unter Sänger Frankie verkörperte, ist gewichen. Mit Mike wird der alte Stil nicht kopiert, sondern ein neuer entwickelt und die Neuausrichtung gefällt. Denn obwohl schon die alten The Rumjacks absolut zu gefallen wussten, die neuen tun es auch.

Ein paar Durchgänge, dann entfaltet „Hestia“ alle Stärken und nimmt den Hörer mit in die Welt des schnellen, irischen und schnörkellosen Folkpunks. The Rumjacks bringen es einfach auf den Punkt und setzen dabei vor allem auf Mandoline, um die irischen und folkigen Einflüsse zu verdeutlichen. Und das gelingt auf ganzer Ebene. „Hestia“ ist abwechslungsreich und vielschichtig und daher ein weiteres ganz starkes Album im Punkjahr 2021 geworden und wird es auch am Ende dieses Jahres noch sein. Jetzt kann man nur noch hoffen, dass die Band ihre Livequalitäten auch bald wieder auf die kleinen und großen Bühnen bringen kann, um das neue Material, dass sicher live komplett einschlagen wird, zu präsentieren. Klasse Album!

Video: The Rumjacks – Goodnight & Make Mends

Hier erhältlich
The Rumjacks – Hestia
Release: 12. März 2021
Label: ABC
Robert

Robert würde gerne über sein erstes Konzert, das er besuchte, den Mantel des Schweigens hüllen. Doch wir haben herausgefunden, dass es ein Gig der Scorpions war. Mittlerweile hat Robert im harten Bereich alle Genres durch und hört heute am liebsten alten Punk, Oi, Hardcore, Ska oder Rock´n Roll. Auch Metal darf es gerne mal sein. Seine Lieblingsbands gibt er mit Sick Of It All, Cock Sparrer, Madball, Street Dogs, The Adicts, Rude Pride oder auch Angelic Upstarts an. Wir wissen aber, da ist noch mehr. Auch sein redaktioneller Werdegang ist interessant: So war er unter anderem schon bei mainstage, burnyourears und dem in-your-face aktiv. Heute kümmert er sich am liebsten um seine Tochter oder besucht spannende Konzerte - gerne auch von neueren Bands.

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Robert

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