Es ist Montagabend, 19.30 Uhr. Ein Sammelsurium an Leuten steht bereit für das seit Monaten ausverkaufte Konzert im Lux Club in Hannover, um die Band des heutigen Abend zu sehen: Turnstile, die ihr Roadrunner- Debüt „Time & Space“ präsentieren. Mit im Gepäck haben sie die Hardcore Band Fury. Draußen werden nochmal ein, zwei Fluppen geraucht und sich über die letzten Konzertereignisse am Wochenende ausgetauscht, bevor es hinein geht und die vierköpfige Band Fury den Auftakt bietet.
Luftgitarrensolo am Mikrofonständer
Nachdem auf der Stage ein Paar Yoga Übungen von Sänger Jeremy ausgeführt werden und der Rest der Band die Instrumente stimmt, beginnt die Show gegen 20.20 Uhr. Anfängliche Bescheidenheit macht sich beim Publikum breit, um mit dem nötigen Abstand den Auftritt zu verfolgen. Überzeugen konnte nicht nur das Luftgitarrensolo am Mikrofonständer des Frontmanns. Die Kalifornier überzeugen mit einem vermeintlich alten Washington DC Sound, als hätten sie auf Dischord Record released. Trotzdem bringen sie aber modernen Hardcore mit rein, ohne dabei stumpf zu klingen. Die fünf Jungs bieten einen guten Auftakt und spielen damit Turnstile in die Hände. Nach knackigen zwanzig Minuten ist das kurze Vergnügen auch schon vorbei und Turnstile stehen bereit in den Startlöchern.
Gefühlt hat jeder an diesem Abend mindestens einmal einen Stagedive gemacht
Nach einer kurzen Verschnaufpause, die auch bitter nötig für das Bevorstehende ist, formiert sich die Band und es schallt das Intro aus den Lautsprechern. Das Lux ist nun bis zum Rand gefüllt und platz aus allen Nähten. Das Intro erlischt. Kurzes Aufatmen. „Canned Heat“ von dem Album „Step to Rythm“ 2013 markiert den ersten Song des Abends und das Ausrasten des Publikums. Trotzdessen, dass der Song nur knapp eine Minute geht, hätte das Publikum beim Wet-T-Shirt-Contest mitmachen können. Turnstile selbst strotzten vor Energie und erinnern musikalisch an Rage Against The Machine. Mit „Real Thing“ und „Big Smile“ aus ihrer neuen EP folgten tropische Temperaturen und Stagedives en gros im Lux. Es fühlt sich an wie in einer Sauna – wer sich das Geschehen aus der Ferne anschaut und nur mit dem Bein wippt, wird trotzdem nass.
Die Band selbst scheint völlig unbeeindruckt von den Temperaturen zu sein und liefert eine außerordentliche Show ab. Die Dynamik und Energie von Turnstile, insbesondere von Sänger Brendan Yates, der sich im Lux öfter mal wo anders positioniert als auf der Bühne, lässt das Publikum zu einer breiten Masse verschmelzen, das im Pit, wie ein Schwarm, hin und her gerissen wird. Gefühlt hat jeder an diesem Abend mindestens einmal einen Stagedive gemacht.
Es tropft von der Decke
Die fünfköpfige Band spielte ihr Set ohne weitere Ankündigung außer „Take Care Of Yourself“. Ein Hinweis der bitter nötig zu sein scheint, denn wer Turnstile live noch nicht gesehen, sich allerdings ein paar Videos zu Gemüte geführt hat, kann nur erahnen, was auf einen zukommt. Mittlerweile tropft es von der Decke. So unermüdlich die Band zu sein scheint, gibt auch der Schwarm vor der Bühne sein Bestes.
Der einzige Song der von Franz Lyons (Bass/ Gesang) angekündigt wird, ist „Moon“ und nach vierzehn Songs und einer Stunde Spielzeit dürfen sich die Fans verdient ihre Dusche zu Hause gönnen. Turnstile lieferten damit eine unfassbare Show ab und setzen mit ihrer Energie und Musik einen neuen Meilenstein im Hardcore. Kann man sich einen besseren Start in die Woche wünschen?