13 Crowes kommen aus Südwestschottland und sind gerade auf ihrer insgesamt fünften Europa-Tour, um ihren Bekanntheitsgrad nachhaltig zu erhöhen. Und ihre Mischung aus ungeschliffenen und rauen Melodien, viel Melancholie und einer Spur Punkrock kommt gut an. Dies stellte die Band auch am Donnerstag im Lux in Hannover eindrucksvoll unter Beweis. Mit von der Partie waren Jawknee Music und Stumfol.
„Der Abend in Hannover hat bewiesen: 13 Crowes machen Musik für die Ohren, Musik zum dahinschmelzen und anschmachten, aber auch Musik für die Augen. Dazu bringen sie eine ungeschliffene raue Derbheit mit in die Musik ein, die mitreißt und die begeistert.“
Von der Provinz zum Opener von 13 Crowes
Pünktlich um 19.30 Uhr startet Stumfol mit seinem Set. Der Musiker ist dabei auf dieser Tour nur mit seiner Akustikgitarre zu sehen und hat seine Band zuhause gelassen. Noch ist das Publikum sehr überschaubar und dennoch stehen schon einige Besucher direkt vor der Bühne, was dem sympathischen Singer-Songwriter, der Cappy und Jeansjacke trägt, sehr gut gefällt. Dabei bezeichnet sich der Musiker lieber als Opener, statt Support des Supports.
Musikalisch gibt es einige Songs des aktuellen Albums „Long Stories Short“ zu hören, inklusive des Titeltracks. Stumfol würde sich freuen, wenn jemand diese Platte in Hannover kauft, denn dann könnte er dies seiner Freundin erzählen, wie er mit einem Schmunzeln erzählt und diese würde dann antworten „Immerhin“! Der Sänger, gebürtig aus einem Dorf auf der schwäbischen Alb, hat auch eine sehr schöne Coverversion des Ramones-Klassikers „I Believe In Miracles“ im Gepäck, mit der er spätestens punkten kann. Guter Auftritt eines Musikers, der selber von sich sagt, dass die Musik ihn gerettet und aus der Provinz befreit hat.
Bildergalerie: Stumfol
[supsystic-gallery id=428 position=center]Musik von Herzen
Um 20.08 Uhr starten dann Jawknee Music, Labelmates von Stumfol und 13 Crowes bei Homebound Records, mit ihrem knapp 45 minütigen Set. Musikalisch erinnert die Band aus Trier ein wenig an Dave Hause & The Mermaid. Der Schwerpunkt des Sets liegt auf dem aktuellen Album “Heavy Heart“, dem ersten Album bei dem sich Sänger Johannes Steffen eine Band ins Studio geholt hat. Und dies wird nun auch auf die Bühnen gebracht. Zuvor war der Trierer als Jawknee Music vor allem solo unterwegs. Neben einigen alten Tracks werden vor allem Lieder des neuen Albums gespielt, wie „“California’s Call“, das starke „Sorrows“, „Over And Over Again“ oder „Limited Repertoire“.
Auch die Band aus Trier ist dankbar, dass ihr schon recht viele Leute zuhören. Zudem dankt man auch überschwänglich Stumfol und 13 Crowes für eine klasse Tour, die zwei Tage nach Hannover dann zu Ende geht. Als nächstes spielen Jawknee Music eine Coverversion von Samiam. Sänger Johannes freut sich dann noch kurz über Läden wie das Lux, denn es sei schön, dass es noch solche Läden gibt, in Zeiten in denen seiner Meinung nach die Szene zusammenbricht und immer mehr Clubs von der Bildfläche verschwinden. Dann folgt noch das Thin Lizzy Cover „Boys Are Back in Town“, bei dem 13 Crowes-Frontmann Cammy Black das Mikro übernimmt und zum ersten Mal an diesem Abend mit seiner Stimme beeindruckt. Starke Version und guter Auftritt von Jawknee Music.
Bildergalerie: Jawknee Music
[supsystic-gallery id=429 position=center]Gefühlvoll, sympathisch und so viel Power
Um 21.10 Uhr betreten 13 Crowes um Frontmann Cammy Black die Bühne. Eine kurze Begrüßung auf Deutsch mit starkem Akzent, dann geht es direkt mit „No Guts, No Glory“ los. Es folgen „Jimmy Tick Tock“ und der Titeltrack des kürzlich veröffentlichten neuen Albums „Solway Star“ (Albumreview). Mittlerweile haben sich gut 70 Leute im Lux eingefunden und schon nach drei Songs hat die Band auf ganzer Linie gewonnen. Sänger Cammy lächelt ins Publikum, hat richtig Spaß an der Sache und überzeugt mit einem Dauergrinsen. Zwischendurch zeigt er immer wieder seine Deutschkenntnisse, die er übrigens, laut eigener Aussage, dank dem Lesen von Klosprüchen gelernt hat. Was er genau dabei gelesen hat, will er aber lieber nicht mitteilen. Schon jetzt ist es vor allem Cammys Stimme, die einen mitreißt und fasziniert. Rau und doch gefühlvoll kommt der Gesang daher, darauf legt sich wie Balsam die Musik, die man zurecht als Working Class Rock’n’Roll mit leichter Punknote bezeichnen kann und die hier und da entfernt an The Gaslight Anthem oder Bruce Springsteen erinnert.
Weitere Songs an diesem Abend sind u.a. „Nod To The Gods“, „We Broke The Rocks“, „Romantically Broke“ oder „Golden“. Die gute Laune auf der Bühne bleibt konstant erhalten. Cammy tritt seinen Mitmusikern auch mal spielerisch in den Hintern, diskutiert mit dem Publikum und stellt fest, dass der Nachname Black der zweit-beliebteste laut Google weltweit ist und wirkt dabei auch ein wenig spitzbübisch. Zudem gesteht er, vor der Show sogar etwas nervös gewesen zu sein, da es die erste Show in Hannover sei. Ein echtes Highlight packt die Band aus dem kleinen Städtchen Dumfries dann bei „Dying Breed“ aus. Hier zückt Cammy eine Mundharmonika und gibt dem starken Song noch einmal eine zusätzliche Note. Es folgen noch „Young Poets“, „Hope I’m In Heaven“ und die Ballade „DG 12“ bevor es mit „Keep Your Sympathy“ dem Ende entgegen geht. Als Zugabe dieses knapp 75-minütigen Sets, bleibt Cammy Black alleine auf der Bühne und performt zum Abschluss alleine „Indiana“. Hier überzeugt der Sänger noch einmal final mit seiner Wahnsinnsstimme.
Mitreißend und grandios
Der Abend in Hannover hat bewiesen, 13 Crowes machen Musik für die Ohren, Musik zum dahinschmelzen und anschmachten, aber auch Musik für die Augen. Dazu bringen sie eine ungeschliffene raue Derbheit mit in die Musik ein, die mitreißt und die begeistert. Außerdem punktet Sänger Cammy Black von Beginn an mit seiner Mimik, seinen Ansagen, seiner Sympathie und seiner unglaublichen Stimme. 13 Crowes zeigen, dass sie live eine Macht sind. Starke Live-Band, starker Abend. Wenn es ein Haar in der Suppe gibt, dann, dass mit „Jenny Rose“ und „Nobody Knows It“ zwei absolute Hits vom „Young Poets“ Album fehlen. Aber dies ist im Grunde nur eine Randnotiz, denn auch ohne diese Hits gibt es genug tolle Lieder zu hören. Allerdings hätten die sympathischen Schotten, die nach der Show noch für Gespräche und Foto-Wünsche bereitstehen, deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt. Aber es gibt sicherlich bald die nächste Chance dazu. Klasse Abend!