The Baboon Show, Bad Cop/Bad Cop und Blood Command in Hannover im Pavillion

The Baboon Show
Foto: Maria Graul

The Baboon Show zählen zu den Bands, die sich durch unermüdliches Touren und eine grandiose Liveshow einen Namen gemacht und eine immer größere Fanbase erspielt haben. Diese ist mittlerweile so groß, dass das Konzert der Schweden in Hannover am Freitag, dem 7. März von der Faust ausgerichtet, im deutlich größeren Pavillon hinter dem Bahnhof stattfindet. Und die Show ist bereits seit Wochen ausverkauft. Also alle richtig gemacht? Grundsätzlich schon, dennschon alleine die Vorbands Bad Cop / Bad Cop und Blood Command können sich sehen lassen.

Später Start mit wildem Mix aus Norwegen

Die erste Vorband Blood Command ist erst um 21:00 an der Reihe. Für viele der Anwesenden ist dies recht spät. Daher wird sich noch ein überteuertes Bier gegönnt oder in einer der sehr langen Schlangen eben darauf gewartet, bis es dann endlich losgeht. Blood Command legen aber direkt wild los. Der Mix der Norweger aus Punkrock, Hardcore und hier und da auch etwas Death-Metal gefällt durchaus, erinnert ab uns zu auch an Kvelertak und so überzeugt das Quintett um die quirlige Sängerin Nikki. Die Setlist besteht im Grunde aus Songs der gesamten Schaffensphase. Dazu zählen der Opener „Crtl + Art + Delete“, „The Plague On Both Your Houses“ oder „Heaven’s Hate“. Der Gitarrist fällt dabei vor allem mit Lolli im Mund auf, während Nikki, die gebürtig aus Australien stammt, ganz schön Dampf auf der Bühne macht. Es ist im Übrigen die erste Show der Band in Hannover und so will man sich vor allem auf die Party konzentrieren. Da machen auch direkt schon diverse Besucher mit, was bei Songs wie „Forever Soldier’s Of Esther“, „We Could Be Heaven“ oder „Cult Of The New Beat“ auch nicht so schwer ist. Nach gut 30 Minuten ist es dann vorbei und Nikki bemerkt noch schnell, Hannover sei ja eine Party City, das hätte man gemerkt. Dann geht es in eine kurze Umbaupause. Ein wirklich gelungener Auftakt an diesem Abend.

„Your Stereotypes are Bullshit“

Merklich voller ist es, als um 21:45 Uhr Bad Cop / Bad Cop mit ihrem Set starten. Von Beginn an machen die vier Musikerinnen aus Kalifornien Druck und gewinnen so schnell die Sympathien im Publikum, auch von denen, die sie noch nicht kennen. Auf die Ohren gibt es schnörkellosen, melodischen und mehrstimmigen Kalifornien-Punkrock. Vielfach wird auch lauthals mitgesungen, sind Bad Cop / Bad Cop seit Jahren ja auch regelmäßig Gast in Hannover. War der letzte Auftritt der Band im Jahr 2023 ein wenig kontrovers, gibt es diesmal überhaupt nichts zu meckern, vom Sound mal abgesehen. Im Gegenteil, die Band macht Spaß, reißt mit und lässt kaum Wünsche offen. Nach dem Intro „Aces High“ von Iron Maiden und einem „What The Fuck Is Up Hannover“ geht es richtig in die Vollen, u.a. mit „Retrogade“, dem mit „Your Stereotypes Are Bullshit“ angekündigten „I´m Done“ oder „Broken“. Die vier Frauen machen richtig Alarm, freuen sich aber auch, wieder in Hannover zu sein. „Pursuit Of Liberty“ wird zu einem Statement gegen Ausgrenzung von Flüchtlingen, denn kein Mensch ist illegal. Überhaupt spielt die Politik bei Bad Cop / Bad Cop eine große Rolle und Bassistin Linh lässt nicht nur einmal ihrer Wut über die aktuelle Situation freien Lauf. Musikalisch geht es u.a. weiter mit „Breastless“, „Originators“ oder „Safe and Legal“.

Auch zwei neue Songs haben den Weg in die Setlist gefunden, wie das starke „Eye For An Eye“, die sichtlich Vorfreude auf das im Sommer erscheinende neue Album machen. Im Vordergrund steht aber auch die Ungewissheit, die der politische Wechsel in den USA auslöst und der auch den starken und tollen Frauen auf der Bühne zusehends Angst macht. So meint Sängerin und Gitarristin Stacey, dass die Unsicherheit insbesondere für Frauen zunimmt und keiner weiß, wie es morgen weitergeht. Wichtiger denn je sei Zusammenhalt. Und so ist es Bad Cop / Bad Cop auch wichtig, mit „Fuck Trump“, „Fuck Musk“ und „Fuck all The Billionaires“ ein klares Statement zu setzen, aber auch immer wieder den Zusammenhalt zu beschwören. Musikalisch setzten schließlich u.a. „Simple Girl“ und „Womanarchist“ den Schlusspunkt nach knapp 45 Minuten unter eine starke Show, einer starken Band, die speziell für Ihren Einsatz Bewunderung verdient.

Party mit der Familie

Gegen 23 Uhr sind dann endlich The Baboon Show an der Reihe. Die Schweden legen furios los, nachdem ein riesiges Banner, das vor der Bühne aufgespannt ist, fällt. Los geht es nach dem AC/DC-Intro „You Shook Me All Night Long“ mit „Have A Party With Me“, „God Bless You All“, „Forward In Reverse“, dem Titelsong, der gleichnamigen neuen EP und „You Got A Problem Without Knowing It“. Die Show ist von Beginn wie immer mega gut, was insbesondere an Frontfrau Cecilia liegt, die live einfach unfassbar abliefert. So wird auch schon sehr schnell auf dem Schlagzeug herum gekraxelt und ordentlich und fast pausenlos über die Bühne getobt. Aber auch der Rest der Band kann da durchaus mithalten. Das Quartett feiert auf der Tour sein 20-jähriges Bestehen und an diesem Freitag werden eben die knapp 1000 Besucher in Hannover dazu eingeladen, die laut Cecilia sowieso zur Familie gehören. Und so feiert der Pavillon eine riesige Party bis spät in die Nacht, was auch der eingängigen musikalischen Mischung aus Punkrock und Rock ’n’ Roll der Schweden geschuldet ist.

Wenig später ist Cecilia dann einmal quer durch die Halle gezogen und findet sich auf einem Tisch vor dem Mischpult wieder. Es soll nicht der einzige Ausflug bleiben. Die Sängerin, die auch immer wieder das Outfit ändert, lässt sich direkt danach wieder von der Menge zurück zu Bühne tragen. Dort startet Gitarrist Simon ein Gitarrensolo, später ist auch Drummer Niclas mit einem Solo an der Reihe, zwischendurch gibt es u.a. noch Lieder wie „Rolling“, „Oddball“, „No Afterglow“, „Walk The Walk“ von der neuen EP, und „The Shame“.

Lasst uns unsere Zukunft zurückholen

Baboon Show beeindrucken und haben mittlerweile einen sehr guten Sound erwischt. Frauen sollen zu „Holiday“ dann auch mal nach vorne, sich mit der Nebenfrau oder dem Nebenmann anfreunden, aber keiner soll angefasst werden, der es nicht will, so Cecilias Aufruf. Anschließen betont Cecilia, nun kenne und respektiere man sich. „Also können wir auch reden“, so die charismatische Sängerin weiter. „Wir haben alle Kinder und wollen, dass diese eine gute Zukunft haben. Doch gerade wird dies durch einige schlimme Menschen und Politiker massiv gefährdet. Das dürfen wir nicht weiter zulassen.“ Und einem „Fuck Trump“ und „Power To The People“ folgt der passende Song „Class War“ sowie tosender Applaus für die diese starken Worte.

„Same Old Story“ reißt durch sein starkes A-Capella-Ende noch einmal alle mit, bevor der Hit „Me, Myself And I“ den offiziellen Teil des Konzertes beendet. Dazu kommen auch Bad Cop / Bad Cop noch einmal auf die Bühne, um gesanglich zu unterstützen. Cecilia ruft noch ins Publikum „Lasst uns unsere Zukunft zurückholen“, bevor die Zugaben starten. Hier gibt es u.a. „Tonight“ und „Playing With Fire“ zu hören, dann folgen noch „Hurray“ und „Radio Rebelde“. Die Stimmung in Hannover kocht noch einmal hoch, dann verabschieden sich The Baboon Show für dieses Mal aus Hannover und haben als Message auf einem Banner noch „You´re not Alone“ mitgebracht, Liedzeile in „Radio Rebelde“. Ein passendes Statement, so wichtig in diesen Zeiten. Somit geht nach knapp 90 Minuten The Baboon Show ein toller Konzertabend zu Ende, der Lust auf mehr macht. Das hat richtig Spaß gemacht.