Das steckt hinter den neuen Donots-Songs von „Lauter als Bomben“

Donots Lauter Als Bomben Kreuzverhör

Mit „Lauter als Bomben“ haben die Donots ihr brandneues Album veröffentlicht. Archi und Maria haben das neue Werk in unserem KreuzverHör bereits ganz genau unter die Lupe genommen. Frontmann Ingo Donot verrät Euch passend zum Release, was hinter den einzelnen Songs steckt.

      Donots Lauter als Bomben Artwork

Donots
Lauter als Bomben

 

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„Geschichten Vom Boden“

Wenn man im Laufe einer Albumproduktion endlich den einen Song geschrieben und aufgenommen hat, welcher der ganz klare Opener der Platte ist, dann wird alles andere auf einmal ganz klar und man hat plötzlich eine Marschrichtung für das Album vor Augen. Im Falle des Vorgängeralbums „Karacho“ war das das druckvolle Nein-Nein-Nein-Manifest „Ich Mach Nicht Mehr Mit“, auf „Lauter Als Bomben“ ist es „Geschichten Vom Boden“. Der Song folgt rein musikalisch betrachtet keinem klassischen DONOTS-Arrangement und lotet direkt diverse Spielarten von Punkrock aus. Und textlich paart sich hier eine gesunde Anti-Haltung mit klassischer, positiver Punk-Bromance und dem guten Wissen, dass man mit den besten Freunden auch da goldrichtig sein kann, wo man überhaupt nicht rein passt. Der Song war übrigens lange Zeit Titelgeber des Albums, bevor wir uns für „Lauter Als Bomben“ entschieden haben.

„Keiner Kommt Hier Lebend Raus“

Dass wir dieses Song ausgerechnet debütieren wollten (und schließlich auch gespielt haben) zu „Rock Am Ring 2017“, nachdem der Spielbetrieb wegen vermeintlicher Terrorbedrohung unterbrochen wurde, ist im Nachgang fast schon prophetisch. Und wenn dann das Album auch noch „Lauter Als Bomben“ heißt und inhaltlich abrechnet mit Verantwortungslosigkeit, Kriegstreiberei, Religion und Rechtspopulismus, dann wird ziemlich schnell klar, warum wir uns dazu entschieden haben, diesen Song an die prominente zweite Position der Playlist zu packen. Wenn Song eins auslotet, was auf einem Album alles möglich ist, dann sagt Dir Song 2 bestenfalls direkt, auf welcher Seite der Diskussion die Band steht.

„Rauschen (Auf Jeder Frequenz)“

Direkt anknüpfend an die „Karacho“-Single „Dann Ohne Mich“ geht „Rauschen“ den Schritt gegen Nazis weiter und nimmt sich der Meinungs-Kakophonie in den Sozialen Netzwerken und der Vermischung von Themen an, welche Rechtspopulisten dieser Tage so gerne nutzen wollen, um braune Denke in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren. Das Ramones-Credo „We want the airwaves back“ haben wir in diesem (ja, durchaus sehr tanzbaren) New-Wave-Punk-Song genommen und gedreht in Richtung: Können wir bitte jetzt mal alle den Mund halten und uns zivilisiert und zukunftsgerichtet unterhalten – und das bei echtem Wissen UND positiver Grundhaltung?

„Aschesammeln“

Vielleicht der tiefste und melancholischte DONOTS Song, den wir in unserer Laufbahn aufgenommen haben, und das bei all dem Drive, den das Lied hat. Ist ein abgefahrenes Gefühl, wenn man selbst beim Proben immer wieder total mitgerissen wird von der Stimmung, die man selbst geschaffen hat. Dieser Song wächst mit jedem Mal und derartige Grower sind halt nun mal ein absoluter Glücksfall!

„Alle Zeit Der Welt“

Genauso wichtig wie das extrem nach vorne gelehnte Sportgitarren-Shredden ist das relaxte Zurücklehnen auf einer Platte. Und so laid back wie bei „Alle Zeit Der Welt“ waren wir in 23 Jahren DONOTS auch noch nie zuvor. Der Song nimmt sich vor einer Riffpeitsche wie dem folgenden „Whatever Forever“ in der Tat „Alle Zeit Der Welt“, um durchzuatmen und ganz exponiert als Ruhepol auf „Lauter Als Bomben“ dazustehen. Ich finde es großartig, dass wir beide Extreme auf einer Platte ausloten können, ohne dass diese uns wie ein unvereinbares Mixtape vorkommt. Das ist glaube ich die größte Stärke von unserem neuen Album.

„Whatever Forever“

Wenn man so will, dann ist das hier der Nirvana-Moment auf „Lauter Als Bomben“. Irgendwie angekotzt und mit absoluter Attitüde unbeeindruckt von all den Meinungen, Kalendersprüchen und Durchhalteparolen des Social Media Zeitalters. Schnauze halten ist manchmal echt das allerbeste. Und das geht am besten mit Asitüde. Das war übrigens kein Schreibfehler gerade.

„Das Dorf War LA“

Der erste Song des von Guido Donot gesungenen Doppels auf der Platte. Mit Ansage und zwei Flaschen Rotwein in der Blutbahn hat Guido über Nacht während der „Lauter Als Bomben“ Sessions dieses Interlude geschrieben, welches den Dorfpunks-Tagen der DONOTS-Heimat Ibbenbüren Tribut zollt. Im Vorort Ladbergen (daher der Name „LA“) wurde Anfang der 90er mit Schlapp-Iro, Dosenbier in Army-Rucksäcken und Deutschpunk jedes denkbare Klischee zelebriert und durchexerziert. Da darf man sich in Retrospektive auch gerne mal bedanken mit einem Song, der gar nicht viel mehr will als das. Und irgendwie genau deswegen mehr tut als nur den Hut ziehen.

„Eine Letzte Letzte Runde“

Ob’s nun die abgehangene The-Clash-Direktheit des Songs ist, die klare (und ja, einfache) Aussage des Textes oder das Video, welches wir im Märchenwald in Ibbenbüren gedreht haben: Alles geht so verdammt gut Hand in Hand und ist an dieser Stelle des Albums so richtig. Sauf-Songs müssen schönerweise nicht immer Schützenfest sein, sondern können genauso gut die windschiefe Punkerkneipe im Stadion aufstellen. Und wer könnte einen Song, der nach Kater-Maul riecht, besser singen als Guido? Das ging ja bei „Problem Kein Problem“ oder „Dead Man Walking“ auch mehr als perfekt!

„Gegenwindsurfen“

Unser Produzent Kurt Ebelhäuser hat mit uns die Tradition entwickelt, dass wir uns gegenseitig die Songs und Künstler vorspielen, die uns derzeit oder auch all-time kicken. Dementsprechend haben wir uns vor den Aufnahmen zu „Gegenwindsurfen“ mal gemeinsam hingesetzt und seziert, warum alten Helden wie Bad Religion in ihren Chören oder die Descendents in ihrer drahtigen Gitarrenarbeit so klingen, wie sie eben klingen. „Gegenwindsurfen“ ist quasi unser musikalischer Hutzieher vor genannten Bands, befasst sich damit, dass Wut auch was positives sein und einen produktiven Kern haben kann. Das wissen wir, das weiß auch Jan Windmeier von Turbostaat, der ein kurzes, aber geiles Gast-Feature im C-Teil des Songs hinlegt.

„Apollo Creed“

Das ist doch der eine Boxer aus den Rocky-Filmen, oder? Ganz richtig! Und den gibt es in den „Lauter Als Bomben“ Sessions genauso wie Ivan Drago, den krawalliger Widersacher von Herrn Balboa. Ich fand es spannend, ein Boxer-Doppel auf dem Album zu haben, aber wie das in Boxkämpfen nun mal immer so ist: Nur einer kann gewinnen, und Apollo Creed hatte den längeren Atem. So ist dieser „Jetzt-Erst-Recht“-Song auf dem Album gelandet, während Herr Drago ein Dasein als ziemlich gute B-Seite fristet. Und das ganz ohne technischen K.O.!

„Der Trick Mit Dem Fliegen“

Wer die „Per Anhalter Durch Die Galaxis“ Reihe gelesen hat, der weiß ganz genau, wie genial die Anleitung zum Fliegen von Douglas Adams ist. Es war längst überfällig, dass diesem Killer-Idee mal ein musikalisches Denkmal gesetzt wird. Wir machen das auf „Lauter Als Bomben“ mit einem Song, der beinahe zum Brechen eines Gitarrenhalses geführt hat, weil wir so heftige Feedbacks wie möglich erzeugen wollten, um einen Song, der eigentlich nach Weezer riecht, in Rückkopplungsgewitter zu ertränken. Wahrscheinlich as Shoegaze as it gets in unserem Kosmos…

„Das Alles Brauch Ich Jetzt“

Das Intro zu diesem klassischen Autofahren-mit-220-Sachen-Song singt Guidos Tochter Emmi und ansonsten hat der Song sehr klassischen DONOTS Drive mit einem extrem drahtigen Grundriff. Manchmal macht die Flucht nach vorne absolut Sinn. Einfach mal raus sein aus allem, um dann wirklich zu erkennen, was einem wichtig ist.

„Heute Pläne, Morgen Konfetti“

Der abschließende Track unseres neuen Albums könnte nicht besser beschreiben, wie wir ticken: Was heute noch ein gefasster Entschluss ist, könnte morgen schon wieder in Fetzen gerissen und neu verhandelt werden. Aber wie auch immer wir uns kurzfristig (um)entscheiden: Am Ende wird eine Party daraus und wir stehen mit breitem Grinsen und dem Gefühl da, alles richtig gemacht zu haben. So halten wir das jetzt seit mehr als 2 Dekaden und so soll’s ewig weitergehen. Und dann kann man auch auf die Schnaps-Idee kommen, das Album mit einem Solo-Shred-Marathon zu beschließen, bei dem jeder mit einem One-Take einmal die Harke kreischen lässt – auch diejenigen der Band, die nicht spielen können…

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