Im Zuge ihrer Europatour stellte die australische Band The Amity Affliction ihr neuestes Album „Misery“ (CD-Review) vor. So wurde auch im Kulturzentrum Faust in Hannover Halt gemacht, um die neuen Songs vorzustellen (Konzertbericht). Vor der Show nahm sich Gitarrist Dan Brown die Zeit für ein Interview.
Hallo Dan, wie geht es Dir heute?
Mir geht es gut! Etwas müde, gestern war ein langer Abend für uns. Wir waren lange in einer Bar und erst um 06.00 Uhr morgens am Bus. Ich bin okay, ich werde es überleben (lacht).
„Wir mögen Deutschland wirklich sehr. Es ist schön, wieder hier zu sein!“
Wie war die Tour denn bisher?
Wirklich gut! Wir sind glücklich, in Deutschland zu sein. Wir haben in Großbritannien und einigen anderen Städten in Europa gespielt, aber wir mögen Deutschland wirklich sehr. Es ist schön, wieder hier zu sein!
Gibt es in Deutschland bestimmte Städte, die Dir besonders gefallen?
Ich glaube in erster Linie mag ich die Leute. Wenn Du zu einer Location kommst, ist jeder freundlich. Weißt Du, sie wissen, wie eine Band gerne behandelt werden möchte. Sie machen immer ein bisschen mehr als eigentlich nötig und das ist wirklich sehr nett. Andere Menschen machen dies nicht… Aber Deutschland ist in dieser Hinsicht sehr nett.
Gab es bisher irgendwelche besonderen Vorkommnisse auf der Tour?
(überlegt) Ja, wir haben eine Show in der Schweiz gespielt und mussten mitten im Song stoppen, weil sich jemand ernsthaft verletzt hat. Ich habe nicht genau gesehen, was passiert ist, aber auf unseren Shows ist es sehr selten, dass etwas passiert. Also waren wir etwas ratlos und dachten „Was ist passiert?“ und das Publikum hat uns zum Glück zu verstehen gegeben, dass wir stoppen sollen, denn wir konnten nicht sehen, was in der Menge vor sich geht. Ein Besucher wurde seitlich am Kopf oder so getroffen und ein Krankenwagen musste kommen. Er hat uns anschließend online eine Nachricht geschickt und meinte „Es tut mir so leid, dass Ihr einen Song für mich unterbrechen musstet“, für uns war das aber natürlich selbstverständlich. Das war bisher das außergewöhnlichste Ereignis auf der Tour.
„Die neuen Songs kamen bisher sehr gut an, das ist für uns natürlich toll“
Gibt es einen oder mehrere Songs, die Du live besonders gerne spielst?
Ja, alle unsere neuen Songs von unserem neuen Album „Misery“ (CD-Review). Es macht Spaß, neue Sachen zu spielen, weil wir die alten Sachen nun schon seit Jahren gespielt haben und dieses Mal ist es das erste Mal, dass wir die neuen Songs live spielen. Es ist total aufregend und Du kannst sehen, ob die Fans es mögen oder nicht. Die neuen Songs kamen bisher sehr gut an, das ist für uns natürlich toll. Ich denke mein persönlicher Favorit ist „D.I.E.“.
Ihr habt insgesamt drei Videos zu Euren Songs veröffentlicht. Wusstet Ihr von Anfang an, welche Singles Ihr veröffentlichen wollt und zu welchen Songs Videos gedreht werden sollen?
Die Songs haben keine Verbindung miteinander, sie sind eher ein Background Soundtrack zu einem Mini-Film, den wir gemacht haben. Wir sind in die gleiche Richtung gegangen wie viele australische Krimis. Also haben sie eine gewisse Action in der Musik, deswegen war uns der Song an sich gar nicht so wichtig. Abgesehen von „D.I.E.“ – das dritte Musikvideo, in dem wir alle sterben. Das machte also Sinn. Für den Rest brauchten wir einfach ein paar Songs.
Wie war es für Dich, zu schauspielern? Es war ja kein gewöhnliches Video…
Es war ziemlich ungewohnt für uns. Wir hatten richtige Schauspieler am Set und die gaben uns kleine Tipps. Ich denke das Beste für uns war, dass wir keinem Skript folgen mussten, wir mussten also nicht jedes Mal exakt dasselbe sagen. Das war nicht in Stein gemeißelt. Die Schauspieler hatten ihren Text und haben jedes Mal exakt dasselbe gemacht. Wir mussten nur Sachen sagen wir „Raus aus dem Auto!“, einsteigen, sehr ärgerlich sein und einfach das sagen, was jeder in so einer Situation sagen würde. Deswegen haben wir uns einfach etwas ausgedacht. Ich denke es wäre für uns zu schwierig gewesen, uns immer an ganz bestimmte Worte zu halten und wir wären darin nicht besonders gut gewesen. Aber jeder sagte uns, dass wir es gut gemacht haben, das ist also gut (lacht).
„Wenn alle diese Menschen in einem Raum zusammenkommen und das Gleiche genießen, ist das meiner Meinung nach ziemlich cool“
Was vermisst Du am meisten, wenn Du auf Tour bist?
Auf jeden Fall meine Familie… Und meinen Hund… Er zählt ebenfalls zu meiner Familie. Ich habe gerade erst einen kleinen Sohn bekommen, ihn vermisse ich also sehr. Er wird immer größer und wenn ich wieder Zuhause bin, gibt es erstmal eine große Umarmung (lächelt).
Habt Ihr nach der Tour denn noch weitere Pläne?
Ja, wir werden im frühen Januar durch Amerika touren.
Noch eine weitere Frage, die mich sehr interessiert: Wenn Du auf der Bühne stehst und ins Publikum schaust – Was denkst Du dabei? Was sieht Du in den Zuschauern?
Oh, viele verschiedene Dinge! Wenn Du die Menge scannst, kannst Du jemanden sehen, der mitsingt und weint und wenn Du weiter nach hinten schaust siehst Du Leute, die total abgehen. Dann guckst Du in eine andere Richtung und siehst jemanden lächeln oder ein Pärchen, das sich küsst. Gestern habe ich zum Beispiel ein Mädchen und ihre Partnerin gesehen, wie sie sich mitten im Publikum geküsst haben und das ist so cool, denn jeder interpretiert die Gefühle während unserer Songs anders. Für uns ist das sehr schön, denn würde jeder dasselbe machen, wäre es sehr einseitig. Ich denke darum machen wir das Ganze: Wir teilen die Emotion des Songs und was auch immer zurück kommt, ist das, was uns dazu bringt, weiterzumachen. Weißt Du, einige Besucher halten Schilder hoch auf denen steht „Ihr habt mir geholfen“ und das ist wirklich toll. Andere Besucher haben einfach eine tolle Zeit, trinken und haben Spaß. Wenn alle diese Menschen in einem Raum zusammenkommen und das Gleiche genießen, ist das meiner Meinung nach ziemlich cool. Das bringt uns dazu, weiterzumachen. Wir haben in unserem Leben bereits einige Shows gespielt, auf denen die Besucher zwar ganz offensichtlich eine tolle Zeit hatten, aber besonders in Europa gibt es einige Orte, an denen das Publikum einfach nur höflich sind. Der Song endet, sie gucken einfach nur, klatschen kurz und man kriegt nicht das Gefühl, das sie gerade fühlen. Je mehr wir also geben, desto mehr bekommen wir auch zurück und das ist es, was wir möchten.
„Wir machen das für uns, aber wenn das auch anderen Menschen hilft, ist das einfach großartig“
Wie fühlt es sich für Euch an, wenn Eure Musik so einen großen Einfluss auf einige Menschen hat?
Es ist großartig! Wir werden oft gefragt, was wir machen würden, wenn wir nicht in der Band wären. Und wir sagen immer: Wir würden die Band definitiv trotzdem machen. Oder wir hätten eine andere Band… Wir würden auf jeden Fall genau das tun, was wir jetzt auch machen und der Fakt, dass dies andere Menschen emotional so beeinflussen kann, ist total unreal für uns. Sowas kann man nicht kaufen. Es ist echt cool. Und sehr ermutigend. Wir machen das für uns, aber wenn das auch anderen Menschen hilft, ist das einfach großartig. Das bedeutet, dass das, was wir machen, einen Sinn hat. Es ist also nicht umsonst und das ist toll. Denn ich glaube, dass es auf der Welt viele Jobs gibt, bei denen Du einfach jeden Tag nur rumsitzt und nicht weißt, was der Sinn dahinter ist. Das ist bei unserem Job nicht so.
Würdest Du ihn also um nichts auf der Welt eintauschen? Oder etwas anderes als Musik machen?
Nein, wir haben alle schon andere Sachen gemacht. Joel war zum Beispiel für viele Jahre Grafikdesigner, ich habe viel Sport gemacht und war auch ganz gut darin. Aber da ist nunmal die Musik und die Band und das schiebt alles andere zur Seite. Das ebnet einfach den Weg, den Du im Leben gehst.
Das klingt toll! So, die berühmten letzten Worte gehören Dir, wenn Du möchtest.
Wenn Du uns magst, hör doch mal in unser neues Album „Misery“ rein. Wir freuen uns riesig über jeden, der zu unseren Shows kommt und den wir auf der nächsten Tour wiedersehen dürfen. Ich denke wir sind nächsten Sommer wieder in Europa. Eigentlich planen wir in erster Linie in der Gegenwart Wir spielen auch auf dem Greenfield und Download Festival. Die sind zwar in UK, aber wir freuen uns schon drauf.
Vielen Dank für Deine Zeit und das Interview!
Danke Dir, es war schön, Dich kennenzulernen!