Trübsal blasen mit traurigen Balladen war gestern – auch wenn ein Album während der Corona Pandemie erscheint und die allgegenwärtigen Themen behandelt, muss das noch lange nicht heißen, dass die Platte depressiv und melancholisch ist. Genau das beweisen Akne Kid Joe mit ihrem neuen Album “Die Jungs von AKJ”. Die Irrungen und Wirrungen der der aktuellen Zeit verpackt in wütenden zweieinhalb Minuten-Songs.
Punk ist nur Jungssache, oder nicht?
Der Titel des aktuellen Release der Punks aus Nürnberg lässt sofort alle Verfolger:innen der aktuellen #punktoo Debatte aufschrecken – Das Album “Die Jungs von AKJ” zu nennen ist eine Stichelei in der aktuell weit klaffenden Wunde der Sexismus Thematik in der Szene – und das zu Recht. Alleine das Intro lässt jeden mit einem Augenzwinkern merken, was die nächsten Minuten auf die Hörer:innen zukommt: grölendes, Fußballstadion Feeling kündigt “Die Jungs von AKJ” an, nur dass es eben nicht nur Jungs sind. Die perfekte Spitze gegen die schnöde binäre Vorherrschaft im Punk.
Hymnen für den Umbruch
Treibende Drums, schnelle Gitarrenriffs und harmonisch eingesetzte LoFi-Keyboard Passagen untermalen die gesellschaftskritischen Texte von Akne Kid Joe. Wer den erhobenen Zeigefinger erwartet, kann jedoch lange warten, denn die Band versteht es die eigenen kritischen Gedanken so zu verpacken, dass man mit einem verschmitzten Lächeln lauscht. “Gestern Heute Morgen” ist die perfekte Hymne der aktuellen Zeit. 2,5 Minuten lang regen sich die Punks über Impfgegner:innen, den Axel Springer Verlag und Co. auf und geben gleichzeitig die Anleitung zur Revolution gegen die vorherrschenden gesellschaftlichen Strukturen. “Alles für alle und keine Macht für niemand mehr, das feiern wir im Arbeitsamt, denn das steht jetzt leer” schreien Sarah, Matti & Co.. Das perfekte Zündfeuer liefern auch Songs wie “Spray Paint The Walls”, “Mein eigenes Café” und “Bewerbungsgespräch”. Letzterer endet mit einem phänomenale Sample Einsatz des “Woran hat’s gelegen”- Redeschwall von Fußballer Torsten Knippertz.
Liebe tut weh und juckt
Aber auch für’s Herz haben die Punks etwas im Gepäck. Eine wunderschöne und ehrliche Liebeserklärung an das Leben mit Hund liefert der Song “Liebeserklärung” und auch “Abbruch” nimmt sich die romantischen Beziehungen des Alltags vor. Jedoch immer mit einer gehörigen Portion Pöbelei und dem charmanten Nürnberger Dialekt. Wer nach einem guten Soundtrack für den Alltag zwischen Pandemie, Älter werden und Kritik an der Gesellschaft sucht, sollte sich auf jeden Fall “Die Jungs von AKJ” zugute führen. Denn was ist schöner als sich 2,5 Minuten lang anschreien zu lassen und dabei innerlich “feel you” zu denken – besonders auf dem Weg zur Lohnarbeit.