Architects live in der Royal Albert Hall London (Stream)

Architects am 21. November 2020 live in der Royal Albert Hall London
Foto: Joey Simmrin

Mit der Royal Albert Hall haben sich Architects für ihren Livestream am 21. November 2020 eine der geschichtsträchtigsten Konzertlocations im gesamten UK ausgesucht. Bilder der verlassenen Halle, die sonst vor Zuschauern strotzt, sorgen für ein leicht gespenstisches und unwohles Gefühl. Die Halle strahlt eine Menge Charakter aus und könnten die leeren Sitzplätze reden, würden sie von der Cream-Reunion, von Pink Floyd, die nach ihrem Konzert lebenslang Hausverbot bekamen oder von Frank Zappa erzählen. Architects-Sänger Samuel David Carter betritt den Saal und bleibt in dessen Mitte, von einer Kamera eingefangen, die 360 Grad um ihn herum fährt eingefangen, stehen und die Synthesizerklänge des Intros werden zum technischen Metalcoregewitter des Songs „Nihilist“.

Der Fokus liegt auf dem kommenden Album

Schon zu Beginn wissen Architects Gänsehautmomente zu erzeugen. Die technische Präzision und die Tightness der Band wirkt schon fast unwirklich, während der unglaublich satte und drückende Sound sein Übriges tut. Lightshow und Bühnenbild sind ebenso zu bestaunen, wie die Band an sich, die die Songs fast wie auf Platte klingen lässt. So viel Können will gewürdigt werden und so vergisst man kurz die Vorteile „richtiger“ Konzerte und ist froh, dass man der Band aus verschiedenen Winkeln beim Ausüben ihres Handwerks zusehen kann.

Die Setlist ist eine sehr angenehme Mischung aus melodischen Songs und alten Brechern. Dabei liegt der Fokus klar auf dem kommenden Release „For Those That Wish To Exist“. „Discourse Is Dead“ und „Dead Butterflies“ geben einen sehr guten Vorgeschmack auf das Album und gerade ersteres knallt richtig, kann aber auch durch den melodischen Refrain begeistern, der schnell in einen brutalen Breakdown mündet. „Dead Butterflies“ ist da schon mehr von klaren Gesangspassagen durchzogen und besticht vor allem durch die Stimmgewalt des Sängers.

Bildergalerie: Architects live in der Royal Albert Hall London

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Technisch beeindruckend

Für ganz große Gänsehaut sorgt dann ein kurzes Akustikset, bestehend aus „Memento Mori“ und „A Wasted Hymn“ in der Mitte der leerstehenden Halle. Wieder fährt der Kamerawagen um das Geschehen, diesmal aber um die komplette Band, die so perfekt in Szene gesetzt wird. Bleibt zu hoffen, dass die beiden Akustiksongs bald in eben dieser Version veröffentlicht und den Fans zugänglich gemacht werden.

Die Band zollt dem 2016 verstorbenen Tom Searle Tribut und lässt nach einem Song kurz ein Herz mit seinen Initialen über die große Leinwand hinter der Bühne flimmern. Die Show, die eine gute Stunde Livematerial bietet, wird nur sehr selten durch kurze Ansagen unterbrochen, aber als sich Samuel David Carter dann gegen Ende des Konzerts bei allen Zuschauern und Fans bedankt, die Architects auch in diesen unsicheren Zeiten am Leben erhalten, sitzt die Ansage umso mehr.

Mit „Doomsday“ geht dann ein rundum gelungener Stream zu Ende, der sowohl Überraschungen, als auch die alten Klassiker der Marke „Royal Beggars“ beinhaltete. Auch wenn man das Konzert gerne hautnah erlebt hätte so ist man doch dankbar für diese Stunde, die man virtuell mit Architects verbringen durfte. „Live At Royal Albert Hall“ klingt auch einige Tage nach dessen Erstausstrahlung noch nach. So bleibt die Erinnerung an ein Konzert voller kleiner Highlights und technisch beeindruckendem Niveau.