At Pavillon und Flickering Lights in Bremen

At Pavillon am 19.03.2019 live im Tower Musikclub in Bremen
Foto: Sarah Fass

Das Ende eines frühlingshaften Tages in Bremen. Die letzte Sonne ist langsam verschwunden und übrig bleibt der eisige Wind und das nasskalte Wetter, wie man es in Norddeutschland gewohnt ist. Eine gute Zeit also, um sich langsam in einen warmen Raum zurück zu ziehen. Für einige ist das heute Abend der Tower, in dem At Pavillon gemeinsam mit Flickering Lights zum Konzert laden.

„Unter diesem Pavillon sind wir alle gleich, ok? Egal welche Religion, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung.“

Freude an Musik und neugierige Blicke

Während zuvor nur vereinzelt Besucher zu finden sind, wird es gegen 19.30 Uhr langsam voller im Bremer Tower. Bei leiser Hintergrundmusik finden sich nach und nach die Leute ein, in kleinen Grüppchen oder um sich hier mit Freunden zu treffen und einen schönen Abend zu verbringen. Auch Flickering Lights aus Rotenburg (Wümme) laufen noch umher und begrüßen Freunde und Bekannte. Es werden Gruppenbilder gemacht, gelacht und angeregte Gespräche geführt. Noch schnell ein Feierabendbierchen (oder eine Cola) an der Bar bestellt, dann wird es auch schon dunkel im Raum und das Intro von der „Back To The Future“ EP ertönt. Unter diesen Klängen betreten Flickering Lights die Bühne, die in rotes und blaues Licht gehüllt ist.

„Schönen guten Abend!“, grüßt Gitarrist Tim Wolff gut gelaunt das Publikum, ehe mit „Leave Your Bag At Home“ der erste Song angespielt wird. Schnell finden sich die Leute vor der Bühne ein und der freie Platz, der wohl dem Dienstagabend zu verschulden ist, wird großzügig zum Tanzen genutzt. Schnell herrscht Hochstimmung im Konzertsaal und auch auf der Bühne lässt sich die Freude an der Musik deutlich an den Gesichtern und den zwischendurch ausgetauschten Blicken ablesen. Die neun Lieder der Setlist werden von dem einen oder anderen gut mitgesungen. Auch von den Stehtischen im Hintergrund sind spätestens nach den ersten Zeilen, die von Julia Treichel gesungen werden, alle Blicke nach vorn gerichtet.

Bildergalerie: Flickering Lights

Von Neuheiten und Neu-Gestaltung

Nach und nach wird die Band durch den Gitarristen vorgestellt, für jeden gibt es dabei ein paar nette Worte und lauten Applaus vom Publikum. Vorgestellt wird heute Abend vor allem die neue EP, die Ende Februar erschienen ist. Die feiert heute Abend zum größten Teil ihr Live-Debüt und auch die Single „Understand My Sights“ präsentiert sich mit neuem Ende. Wie es mit Debüts so der Fall ist muss zwischendurch noch der eine oder andere Regler lauter oder leiser gestellt werden, doch schließlich füllen die poppigen Melodien gepaart mit der einnehmenden Stimme der Sängerin den Tower und machen es einem nicht leicht, noch still zu stehen.

Gelegentliche Hinweise auf den Merchandise-Stand und die Möglichkeit, die präsentierte EP käuflich zu erwerben, dürfen natürlich nicht fehlen – diese sind jedoch auf sympathische Art vorgestellt und mitunter mit einem Augenzwinkern zu betrachten. „…und jetzt kommt mein persönlicher Lieblingssong“, kündigt Tim Wolff den letzten Titel an. Mit „How It Feels To Live Inside My Head“ – ebenfalls von der neuen EP – verabschieden sich die Rotenburger nach 40 Minuten wieder von der Bühne und mischen sich für den Rest des Abends ein weiteres Mal unters Publikum.

„Wir sind At Pavillon“

Pünktlich um 21.00 Uhr verdunkelt sich der Tower ein weiteres Mal. Begleitet von einem Intro und stimmungsvoller Beleuchtung treten At Pavillon auf das Parkett, alle im gleichen geblümten Hemd in etwas unterschiedlicher Kombination. Die ersten Saiten werden angeschlagen und erneut wird vor der Bühne fleißig das Tanzbein geschwungen. Von leichtem Wippen und Nicken, bis hin zu der glamourösen Umsetzung klischeemäßiger Dance Moves ist alles dabei – vor allem aber Spaß. Der macht sich im ganzen Tower breit – auf der Bühne und davor. „Wir sind At Pavillon“, verkündet Sänger Mwita Mataro zwischen den Songs. Schnell geht es weiter mit „Stop This War“, wobei auch hier an der einen oder anderen Stelle fleißig mitgesungen wird.

Auf der Bühne sieht man auch die Band mitunter tanzen, Stillstand jedenfalls gibt es heute Abend nicht. „Bremen, es ist das erste Mal, das wir bei Euch sein dürfen, in Eurer wunderschönen Stadt!“ wird das Publikum nun noch einmal begrüßt und Mataro erklärt nach kurzer Vorstellung von At Pavillon, dass heute Abend der vorletzte Tag der Tour ist. Dass die Vier Gefallen am Touren und Konzerten gefunden haben ist deutlich zu sehen, doch unterstreichen die Worte des Sängers dies noch einmal. „Danke für’s kommen, Bremen!“ beendet er diese Ansprache, um auch mit dem nächsten Titel für weitere Tanzlaune zu sorgen.

Bildergalerie: At Pavillon

„Hauptsache LIEBE!“

Obgleich die Songs allesamt zweifelsohne tanzbar sind, ist das doch nicht alles, was At Pavillon zu bieten haben. Die Texte sind clever, mal unterschwellig, mal offensichtlich gesellschaftskritisch und behandeln kleine wie große und doch alltägliche Themen, wie Immigration, Xenophobie oder (gesellschaftliche) Scheuklappen. Dass das auch ganz charmant und ohne streng erhobenen Zeigefinger adressiert werden kann beweist die Wiener Band in ihren Werken. „Der nächste Song handelt von Liebe. Mann und Mann, Frau und Frau… Wurscht! Hauptsache LIEBE!“ lautet eine Ansage, die angenehm selbstverständlich daherkommt. At Pavillon präsentieren eine energiegeladene Show und funktionieren ihr Publikum für „All Eyes On You“ kurzerhand zum Chor um.

Das Set beinhaltet das aktuelle und Debütalbum der Band und soll mit einer der im Voraus veröffentlichten Singles beendet werden. „Dankeschön für’s kommen, wir verabschieden uns mit ‚Believers‘!“ …so jedenfalls der Plan. Noch nicht einmal ganz von der Bühne wird das Quartett für eine Zugabe zurückgefordert, die natürlich gerne gespielt wird. „Cindy“ folgt, ebenso wie „Lions“, bei dem sich Mwita Mataro noch einmal an die Zuschauer wendet. „Bremen, geht’s Euch gut?! Unter diesem Pavillon sind wir alle gleich, ok? Egal welche Religion, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung… und deswegen wollen wir, das Ihr alle mit uns singt! We are Lions!“ Damit geben auch die Konzertbesucher noch einmal alles und die Stimmung vor der Bühne kocht ein weiteres Mal hoch.

„Bremen. Danke.“

Für viele Konzerte wäre das nun ein gelungenes Ende, nicht so heute Abend. Ein weiteres Mal wird, nachdem die Band mit einer Verbeugung einen Abgang gemacht hat, lautstark nach einer Zugabe gefordert. Also kehrt Mataro zurück auf die Bühne, hängt sich seine Gitarre wieder um und beginnt „Vienna“ zu spielen, ein Tributsong an den Gründungsort der Band. Diese findet sich im Verlauf des Liedes auch wieder vor dem Publikum ein und spielt nach und nach wieder ihre Instrumente an. Damit ist nun jeder Song Teil des Sets gewesen – „All Eyes On You“ bekommt sogar noch einen zweiten Auftritt. „Ein aller-, allerletztes Mal Bremen, ok?“, fragt der Sänger und erhält Applaus sowie lautstarke Beteiligung als Antwort.

Nach einer weiteren gemeinsamen Verbeugung ist die Show damit endgültig zu Ende, was jedoch niemanden davon abhält ein drittes Mal nach einer Zugabe zu verlangen. Schließlich begeben sich die Vier von der Bühne direkt auf den Weg zum Merchandise-Stand, um dort noch etwas Zeit mit den Interessierten zu verbringen. Man kann wohl von einem mehr als erfolgreichen Abend sprechen, drei Forderungen nach Zugabe stehen schon für sich. Auch beweist sich, dass es nicht immer ein ausverkauftes Haus braucht, um einen guten Abend zu haben, man muss nur den Platz zum Tanzen zu schätzen wissen. Abschließend bleibt also die Hoffnung, dass At Pavillon Bremen und den Tower noch viele weitere Male besuchen werden, einen bleibenden Eindruck haben sie sicher hinterlassen.