Immer wenn eine Band mit einem Album auf eine Anniversary-Tour geht, verspricht dies ein ganz besonderer Abend zu werden. Auch August Burns Red wollen ein für sie ganz besonderes Album feiern und gehen dafür auf ausgedehnte Welt-Tournee. Die Rede ist von „Constellations“, das ihnen damals weltweit zum Durchbruch verholfen hat und den Jungs unter anderem einen Support-Slot bei einer gemeinsamen Tour von A Day To Remember und Bring Me The Horizon bescherte. Dieses kleine aber feine Stück Musik ist dieses Jahr stolze zehn Jahre alt geworden und das soll natürlich auch kräftig gefeiert werden. Im Rahmen ihrer Tour machen die Jungs aus Pennsylvania heute im Hamburger Gruenspan Halt, um den Fans das grandiose „Constellations“ von vorne bis hinten um die Ohren zu schmettern. Als Support für den Abriss sind heute niemand geringeres als Erra und Currents mit von der Partie. Es ist also alles angerichtet für einen Abend, der nur eins bedeuten kann: Nackenschmerzen und Stimmverlust!
„Yo, what’s up Hamburg? Move, Move, Move!“
Pünktlich um 19.30 geht’s mit einer ordentlichen Portion Djent aus Connecticut los: Currents entern die Bühne und heizen dem schon bereits recht gut gefüllten Saal des Gruenspans gehörig ein. Hier und da wird auch schon kräftig die Matte geschüttelt und ein wenig gemosht. Sogar das Goldkehlchen wird an der einen oder anderen Stimme schon einmal – man will schließlich gut aufgewärmt für später sein. Frontmann Brian gefällt es sichtlich, dass schon so viele zu trotz früher Stunde den Weg zum Konzert gefunden haben, um gemeinsam zu Songs wie „Into Despair“ oder „Withered“ feiern. Vor allem Bassist Dee Cronkite ist heute bestens aufgelegt und fegt wie ein Wirbelwind über die Bühne. Da macht das Zuschauen gleich noch mehr Spaß.
„I need you at your feet!“, verlangt Frontmann Brian zum Ende des Sets und das Publikum gehorcht nur zu gerne. Mit „Night Terrors“ beenden die Jungs ein kurzes, aber knackiges und energiegeladenes Set und werden unter gehörigem Beifall von der Bühne verabschiedet. Das war schon einmal ein guter Start in den Abend. Schnell noch einmal mit Kaltgetränken versorgen, denn das Programm ist heute eng getaktet. „No rest for the wicked“, wie es immer so schön heißt.
Bildergalerie: Currents
„Hamburg, make some noise!“
Jetzt zieht es uns nach Birmingham, Alabama. Hier wohnen die Prog-Metalcorer Erra, die jetzt die Bühne unter lauten Beifall entern. Die Jungs haben letztes Jahr ihr neues Album „Neon“ veröffentlicht, dessen Cover als großes Banner im Hintergrund der Bühne zu sehen ist. Los geht es ohne große Umschweife mit „Dissaray“ vom aktuellen Album, was direkt vom mittlerweile ziemlich vollen Gruenspan ordentlich abgefeiert wird.
Aber auch ältere Songs wie „Luminesce“ oder „Rebirth“ werden heute zum Besten gegeben, was vor allem langjährige Fans der Band ziemlich freut und den einen oder anderen Moshpit eröffnet. Frontmann Garrison Lee ist sehr angetan von der Feierwütigkeit des Publikums, welches trotz eines Mittwochs und des noch ausstehenden Hauptakts ordentlich Alarm macht. Es wird nach Herzenslust gemosht, getanzt, mitgesungen und mitgeklatscht. Sogar den ersten Crowdsurfer des Abends kann man erblicken. Aber auch auf der Bühne ist mächtig was los und es scheint, dass die Band heute ebenfalls richtig Lust auf den Abend hat. Die Lightshow hat jetzt ebenfalls einen Gang zugelegt und ist perfekt auf das Set der Amerikaner abgestimmt.
„You’re not alone“
Eine ganz besondere Bedeutung kommt heute dem Song „Ghost of Nothing“ zu: Garrison widmet den Song all denjenigen, die unter Depressionen leiden und möchte ihnen Mut machen, dass sie nicht alleine sind.
Kurz vor Ende des Sets verabschieden sich Erra mit den Worten: „We love you an we hope you’re having fun so far“ bevor mit „Breach“ ein ebenfalls sehr energiegeladenes Set beendet wird, was dem Publikum augenscheinlich eine Menge Spaß gemacht hat. Der Applaus spricht auf jeden Fall Bände. Jetzt heißt es noch einmal kurz verschnaufen, bevor das heutige Highlight ansteht.
Bildergalerie: Erra
„Hamburg! This is Constellations!“
Unter tosendem Beifall betreten die Herren Jake Luhrs, JB Brubaker, Brent Rambler, Dustin Davidson und Matt Greiner – besser bekannt als August Burns Red – die Bühne und die Herren legen nach dem extra für diese Konzertreihe komponiertem Intro ohne große Umschweife mit „Thirty And Seven“, dem Opener von „Constellations“, los. Das Publikum im so gut wie fast ausverkauften Gruenspan legt jetzt noch einmal einen ordentlichen Gang zu und mosht, headbangt und singt bzw. bölkt, als ob es keinen Morgen gibt. Auch die Crowdsurfer sieht man jetzt immer mehr über der Menge hinweggleiten. Alle Songs des Albums, wie „White Washed“, „Indonesia“ oder „Meddler“, werden ausnahmslos heute performed und auch augenscheinlich ausnahmslos gefeiert.
Die Bühnenshow fährt auch noch mal kräftig auf. Neben dem schon fast obligatorischen Banner von August Burns Red gibt es wieder eine perfekt abgestimmte Lightshow und sogar den Einsatz Nebelfontänen, die geschickt in Szene gesetzt werden. Frontmann Jake mimt den verrückten Dirigenten und hat dabei sichtlich Spaß auf der Bühne. Aber nicht nur dirigieren kann er, sondern auch Bass spielen, wie er beim Song „Meridian“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Damit es aber Bassist Dustin während des Songs nicht langweilig auf der Bühne wird, schnappt dieser sich einfach eine Gitarre und klampft fröhlich den Song mit. Die Gitarre lässt er auch beim nächsten Song „Rationalist“ umgeschnallt und Gitarrist JB schnappt sich einfach den Bass, um den Song zu performen.
„You guys are five times more energetic than Belgium“
Überall sieht man fröhliche Gesichter – sei es auf der Bühne oder in der Menge. Selbst bei der Ankündigung des letzten Songs „Crusades“ verschwindet das Grinsen nicht von den Gesichtern. Warum auch? Bis hierhin war es ein mehr als grandioser Abend und wer weiß schon, ob tatsächlich Schluss ist?! Das Publikum hat auf jeden Fall noch lange nicht genug und verlangt schon, als August Burns Red unter donnernden Beifall die Bühne verlässt, lautstark Zugaben. Das sich die Herren aus Pennsylvania da nicht lange bitten lassen, überrascht erstmal nicht, aber dass die Band dann noch tatsächlich vier Songs inklusive Drum-Solo spielen umso mehr. Das bekommt man als Konzertgänger auch nicht mehr alle Tage geboten. Meistens ist ja nach maximal zwei Zugaben Schicht im Schacht.
Für das Drum-Solo haben sich August Burns Red auch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Zwar fängt Drum-Maschine Matt mit ordentlich Gewitter an, aber aufmerksamen Zuschauern ist wahrscheinlich schon das Percussion-Set am rechten Bühnenrand aufgefallen. Das wird kurze Zeit später von Dustin in Beschlag genommen und er und Matt liefern sich ein Drum-Battle par excellence. Ganz großes Kino und man fragt sich ernsthaft, was Dustin eigentlich nicht kann.
Bildergalerie: August Burns Red
„Thank you for this moment!“
Nach dem Drum-Battle wird noch einmal fast die restliche Diskografie der Band abgearbeitet. Angefangen von „Ghosts“ über „Invisible Enemy“ und „Empire“ bis hin zu dem Evergreen „Composure“ war wirklich für jeden Besucher mindestens noch einmal etwas dabei. Die Band als auch das Publikum holt noch einmal alles aus sich heraus und zelebrieren zusammen den Abschluss eines wirklich grandiosen Konzerts.
Vor allem bei den letzten beiden Songs wird’s noch einmal richtig laut im Gruenspan, als das gesamte Publikum aus voller Brust mitsingt. Der Abend bleibt mit Sicherheit noch Vielen lange in Erinnerung und vielleicht haben wir ja Glück und in zwei Jahren gibt es eine „Leveler“-Jubiläumstour.