Hannover ist derzeit ein gutes Pflaster, wenn es um spannende Konzerte im Bereich des Punkrocks geht. Am Samstag sind Authority Zero im Béi Chéz Heinz zu Gast. Durch zahlreiche Gastspiele in den vergangenen Jahren hat sich die Band um den charismatischen Frontmann Jason DeVore eine kleine aber feine Fangemeinde aufgebaut – eine perfekte Basis für einen großartigen Abend. Den Supportslot übernehmen One Strike Left aus Hannover.
„Wenn Authority Zero so weiter machen, wird die Band nie langweilig werden!“
Laut. Schnell. Stark!
Als One Strike Left die Bühne betreten, ist das Heinz schon ganz ordentlich gefüllt. Doch während des Gigs kommen immer mehr Leute, sodass auch die Vorband um Sänger Andi schon vor einer stattlichen Besucherzahl den Abend eröffnen kann. Am Ende sind circa 120 Besucher im Heinz – ordentlich für einen Samstagabend. One Strike Left legen mit „A Change In Anyway“ gut los. Trotz des beinahe schon üblichen Sicherheitsabstands zwischen Publikum und Bühne bei Vorbands scheint die Kombo recht gut anzukommen.
One Strike Left mischen Punkrock, Skatepunk und Hardcorelemente, setzen aber immer wieder auf starke Melodien. Dies kommt insbesondere bei den mehrstimmig gesungenen Parts sehr gut zum Tragen. Ansonsten beeindruckt die Band durch ihre musikalische Klasse. Besonders die Gitarristen Micha und Pubi und die recht neue Bassistin Sissi können hervorragend mit ihren Instrumenten umgehen und beweisen das in den kommenden knapp 35 Minuten Spielzeit eindrucksvoll. Darauf kommt die Stimme von Sänger Andi, der sich zwischen Schreien, Grunzen und klaren Gesangparts abwechselt und sich dabei auf hohem Niveau bewegt. Untermalt wird das Ganze dann noch von Schlagzeuger Sash, der für einen treibenden und teilweise enorm schnellen Beat sorgt und so die Songs gut unterlegt.
Fading Like A Flower
Weitere Lieder des Abends sind unter anderem „Ken Park“, „Trainwreck“, „Hope. Desperation. Hate!“ oder „Borders“. Der letztgenannte Song ist eine Abrechnung mit der europäischen Flüchtlingspolitik und Parteien wie der AfD und der CDU/CSU. Highlight ist die sicher ungewöhnliche Coverversion von Roxettes „Fading Like A Flower“, die viele der Anwesenden aber lautstark mitgrölen. Mit „Praise Or Die“ geht das Set der Band zu Ende, wobei One Strike Left bewiesen haben, dass sie derzeit in der Mixtur zwischen Skatepunk und Hardcore zu Hannovers stärksten Bands gehören.
Bildergalerie: One Strike Left
Let’s Go Zero!
Es gibt Bands, die gefühlt einfach zu oft in einer Stadt spielen. So waren Authority Zero beispielsweise erst im August 2018 im Béi Chéz Heinz zu Gast und spielen im April 2019 sicher zum 5. oder 6. Mal innerhalb der vergangenen sieben Jahre in Hannover. Und das Konzert vor knapp acht Monaten war nicht das Beste der Band. Um es vorwegzunehmen: Alle Bedenken zerstreuten sich schnell, denn gut 60 Minuten später haben Authority Zero eindrucksvoll gezeigt, dass Sie eine unglaublich gute Liveband sind und gerne so schnell wie möglich wiederkommen können.
Den Auftakt des Sets macht an diesem Abend „Passage In Time“. Es folgen weitere 17 Songs und wenig Ansagen – im Grunde bekommt das Publikum nur eins: Vollgas! Die Band aus Mesa/Arizona mischt dabei Punkrock mit Hardcore-, Ska- und Reggaeelementen zu einem ganz eigenen Sound. Und der kommt vor allem in Hannover beim Publikum super an. Dies liegt trotz der unglaublichen Schnelligkeit der Stücke an den Melodien, aber sicher auch an Sänger Jason DeVore und seiner grandiosen Stimme. DeVore reißt das Publikum von Beginn an mit, animiert es zum Mitsingen oder sucht immer wieder im Pit auch den Schulterschluss zu den Fans. WerJason DeVore kurz vor dem Gig noch über den Hof des Béi Chéz Heinz schlappen sieht, kann kaum glauben, dass dieser Mann wenig später so eine unglaubliche Energie auf die Bühne bringt. So gibt es zum Beispiel auch nur zwei Gitarrensolos im gesamten Set zu hören. Der Rest ist Schnelligkeit pur. Wie ein Derwisch springt Jason umher und reißt einfach alles ab. Schnell kommen „Let´s Go Zero“-Sprechchöre auf, in Anlehnung an die Rufe, die gerne bei den Dropkick Murphys-Konzerten ertönen.
Bildergalerie: Authority Zero
Persona Non Grata
Das Quartett hat im Übrigen mit „Persona Non Grat“ ein richtig gutes neues Album im Gepäck. Aber auch die alten Songs kommen immer wieder zum Tragen. So wird unter anderem „Everyday“, „Atom Bomb“, „Bayside“ oder „21st Century Breakout“ zum Besten gegeben. Die Energie und die Power, die von der Band ausgeht, reißt dabei einfach nicht ab und so wächst der Moshpit vor der Bühne immer weiter an. Hannover ist schwer begeistert! Und die Reise durch mittlerweile sieben Studioalben geht weiter. Es folgen Klassiker wie „Wake Up Call“, „Revolution“, „12:34“ oder „Broadcasting To The Nations“, der Titeltrack vom vorletzten Album aus dem Jahr 2017.
Mit dem phantastischen „No Regrets“ geht es dann schließlich, gefühlt leider viel zu schnell, auf die Zielgerade. Aber natürlich lassen es sich auch Authority Zero nicht nehmen, noch einmal wiederzukommen und mit „Find Your Way“ und „Not You“ zwei weitere Song zu spielen, die dann diesen schweißtreibenden Klasseabend beschließen. Als Fazit bleibt nur zu sagen: Das war legendär! Und wenn Authority Zero so weiter machen, wird die Band nie langweilig werden! Ganz großes Kino!