Bad Cop/Bad Cop, The Venomous Pinks und North Alone in Hannover

Foto: Robert Höwelkröger

Am Donnerstag, den 03. August, ist es soweit: Bad Cop/Bad Cop spielen endlich in Hannover auf dem Faustgelände. Insgesamt dreimal musste das Konzert pandemiebedingt verschoben werden. Ursprünglicher Termin war Oktober 2020. Doch nun ist die Band endlich in Hannover und haben The Venomous Pinks und North Alone als Support dabei. Und das Mephisto ist restlos ausverkauft. Knapp 300 Zuschauer:innen erleben so einen heißen und teilweise sehr emotionalen Abend.

Ein Konzert voller Emotionen bei Band und Publikum, über das sicher noch viel diskutiert werden wird.Robert

The Venomous Pinks: Arizona ist ein raues Pflaster

Den Abend eröffnet gegen 19.45 Uhr North Alone aus Osnabrück mit seinem Akustik-Punk. Begleitet von einer Violine steht vor allem das aktuelle Album „Doppel-Feature“ im Mittelpunkt, was schon ganz gut beim Publikum ankommt. Es folgen gegen 20.35 Uhr The Venomous Pinks. Das Trio aus Mesa/Arizona ist zum ersten Mal in Hannover und stellt unter anderem das aktuelle Album „Vita Mors“ aus dem Jahr 2022 vor.

Die Band um Sängerin und Gitarristin Drea, Schlagzeugerin Cassie aus San Francisco und Bassistin Gaby Kaos spielt mal derben und schnellen Punk, mal mit ordentlichen und tollen Melodien, wie sie auch vor allem beim aktuellen Album vorkommen. Ansagen sind vor allem zu Beginn recht rar. Dafür gibt es ordentlich auf die Ohren. Dabei ist der Sound doch recht rau und wirkt hier und da auch etwas ungeschliffen. Songs gibt es vor allem vom bereits erwähnten Werk, wie beispielsweise „No Rules“, „Todos Unidos“, „Cross My Heart And Hope To Die“ oder „Broken Hearts Club“. Beim älteren Track „I Want You“ startet das Trio mit einem „Blitzkrieg Bop“ Intro, später gibt es auch noch die Turbonegro Coverversion „All My Friends“ zu hören. Wie bereits erwähnt, viele Ansagen gibt es nicht, dennoch fragt Cassie später, ob alle Bock auf Bad Cop hätten? Man müsse sich aber noch gedulden und weiter geht es mit „Apothecary Ailment“. Drea stellt im weiteren Verlauf auch noch die Band vor. Der finale Hit „We Do It Better“ wird dann allen Ladies im Raum gewidmet, bevor man nach knapp 35 Minuten die Bühne räumt. Im Großen und Ganzen ein guter und kurzweiliger Auftritt, der aber auch noch etwas Luft nach oben offenbart.

Bad Cop/Bad Cop: Ein Abend voller Emotionen

Gegen 21.35 Uhr sind dann endlich Bad Cop / Bad Cop an der Reihe. Neu dabei ist im Übrigen seit Oktober 2022 Gitarristin Alex, die Gründungsmitglied Jennie ersetzt. Als die Band in Hannover die Bühne betritt, steigt die Vorfreude. Ein Zuschauer scheint besonders übermütig zu sein und wirft einen Becher auf die Bühne. Eine vollkommen dämliche und hirnrissige Aktion, die vor allem bei Bassistin Linh Lee zu verständlicherweise sehr viel Unmut und Wut führt. Diese möchte den Übeltäter am liebsten sofort rausschmeißen lassen. Ob dies passiert, ist leider nicht ganz klar. Nach einigen weiteren Äußerungen die vor allem das Thema Respekt auf Konzerten und das Verhalten miteinander zum Thema haben, geht es dann doch los mit „Retrogade“. Lihn wirkt dabei noch immer angefressen. Überhaupt ist die Grundstimmung durch den Vorfall ziemlich aufgeheizt. Weiter geht es mit „I’m Done“ und „Breastless“. Der Song handelt von der Brustkrebserkrankung von Gitarristin Stacy Dee, die diese aber überwinden konnte. Zwischendurch erzählt sie noch, dass man nun drei Jahre auf diese Tour gewartet hat und sich nun sehr freut, da zu sein. „Pursuit Of Liberty“ handelt dann von den Flüchtlingsströmen dieser Welt und dass es überhaupt nicht gehe, dass Behörden Menschen, die auf der Flucht sind und nichts hätten, gewaltsam zurückzuführen. „No One Is Illegal“ ist das Motto des Liedes.

„Respektiert den Raum eines jeden Einzelnen“

Irgendetwas im Publikum bringt dann die Band erneut auf den Plan. Konzerte seien sichere Räume, so Stacey und daher sollten vor allem Frauen respektiert und nicht geschubst und besonders fair behandelt werden. Von dem Moment an dürfen nur noch Frauen direkt vor der Bühne tanzen. Männer müssen nach hinten. „Bitte respektiert den Raum eines jeden Einzelnen“, so Stacey Dee. Auch eine Aktivistin hält noch eine kurze Rede und spricht über ihre Ängste als Frau und das Konzertsäle unbedingt sichere Räume für Frauen bleiben müssen. Und bekommt von Band und Teilen des Publikums Zuspruch.

Musikalisch geht es schließlich weiter mit „Warriors“, „Community“ und dem Song „Broken“, der von einer Situation erzählt, die Staceys Leben verändert hat und ihre Lebensansicht änderte. Mit „Safe & Legal“ sowie der bereits veröffentlichten neuen Single „Shattered“ gibt es auch die erste neue Musik der Band seit drei Jahren zu hören. Eine Doppel 7inch soll über Fat Wreck im Herbst veröffentlicht werden. Es folgen noch u.a. „Victoria“ und „Womananarchist“. Man bedankt sich noch fürs zahlreiche Kommen und dass das Publikum die Situation an diesem Abend so gut verstanden hat. Doch natürlich folgt noch eine Zugabe, zu der Drea von The Venomous Pinks die Gitarre übernimmt. „Sugarcane“ ist dann nach gut 70 Minuten der Schlusspunkt unter einem Konzert voller Emotionen bei Band und Publikum, über das sicher noch viel diskutiert werden wird.