R.E.S.P.E.C.T. & L.O.V.E. for everybody – Das ist keine leichte Message in diesen seltsamen Zeiten. So war die Gesellschaft doch gefühlt nie so gespalten, wie sie es aktuell scheint. Es gibt Grabenkämpfe an den verschiedensten Fronten, die Unsicherheit ist groß wie nie in unserer jüngeren Geschichte und das Aggressionspotenzial vielerorts an einer kritischen Schwelle. Eine Menge Input, den sich die 4 M’s Mario, Marcus, Michael und Moritz von den Blackout Problems für ihr neuestes Album „Dark“ ausgiebig bedient haben. Als Begleitung zur Entstehung des Albums legen Blackout Problems mit „Dark Days“ außerdem eine mehrteilige Studiodokumentation vor. Diese nimmt den Zuschauer mit zum Anfang und gibt tiefere Einblicke zu den Hintergründen, Einflüssen und dem kreativen Prozess hinter „Dark“. Unerwartete Unwegsamkeiten, dem Einfluss der weltweiten Corona Pandemie und wie man all das auch als Chance nutzen kann, so an einem Album zu arbeiten, wie man sich das irgendwie schon immer vorgestellt hat. Eine einmalige Gelegenheit, sich unvoreingenommen von Shows und Touren und vielen andren Verpflichtungen auf eine Platte zu konzentrieren.
„Ein besonderer Zeitgeist, geprägt von Wut, Verzweiflung und Desillusionierung“
„Are we humans the best?“
Bereits im August letzten Jahres erschien mit „MURDERER“ der Opener des Albums als erster von sechs Vorreitern der Platte. Allumfassend kann man dabei feststellen, dass dieser Song schon einen sehr repräsentativen Vorgeschmack serviert hat. Inhaltlich wird hier zum Beispiel die besorgniserregenden politischen Entwicklungen und die Stärkung rechter Kräfte thematisiert. Im konkreten wird der Mord an CDU Politiker Walter Lübcke thematisiert, der im Jahr 2019 von einem rechtsextremen Täter verübt wurde.
„Are we humans the best?“ heißt es im Song „Dark“ immer wieder. Eine Sinnfrage, nach dem was uns als Menschen ausmacht, die Diskrepanz zwischen unseren fragwürdigen Leistungen, Verhalten und dem Stellenwert den wir als die sozusagen höchstentwickelste Lebensform aufwerfen und die Verantwortung, die damit einhergehen sollte.
Es findet sich kein Song unter den 13 handverlesenen, der zu enttäuschen vermag oder deplatziert wirkt oder gar nur schmückendes Beiwerk darstellen könnte. Vielmehr bildet die Gesamtkomposition einen sehr hörenswerten Rahmen, um Songs wie „Brother“, „Heaven“ und auch „Darling“ noch besser in Szene zu setzen, um diese im Albumkontext wirken zu lassen.
Wut, Verzweiflung und Desillusionierung
Inhaltlich konserviert auch der weitere Verlauf der Platte ihren Entstehungszeitraum sehr gekonnt und hält einen besonderen Zeitgeist geprägt von Wut, Verzweiflung und Desillusionierung fest. Aber wie man bekanntlich eben auch weiß, gibt es immer auch Licht wo Schatten ist und so lebt in „Dark“ auch fortwährend ein unterschwelliger positiver Spirit, der auch Mut macht und die Hoffnung auf Veränderung erstarken lässt.
Musikalisch findet auf dem dritten Album der Münchner eine weitere, nicht unbedingt unerwartete, musikalische Entwicklung ihren Fortgang und der Sound wird elektronischer und stellenweise experimenteller. Dies ist mit Sicherheit auch dem Umstand geschuldet, dass Blackout Problems auf „Dark“ mit einigen anderen Künstlern zusammengearbeitet haben und vieles davon auch seinen Weg in die Songauswahl auf der Platte geschafft hat.
Man findet neben gewohnt angenehm getragenen Songs mit atmosphärischen Melodien und besonderen Gesang auch auf diesem Album deutliche Abwechslung, mit härteren und schnelleren Passagen, aber auch ein Crossover der Genre, in denen sich Blackout Problems bewegen – wie beispielsweise „Germany, Germany“ eindrucksvoll beweist. Die elektronischen Beats sind härter geworden und die Soundwände höher, was einen angenehmen Kontrast beschert.
Eine mutige Weiterentwicklung
Eine konstante Metamorphose vom Alternative Rock in Richtung… ja wohin eigentlich? Die vier Jungs von Blackout Problems nennen ihre neue Seite zum Album passend Dark Pop. Sicher der Versuch, das Ganze auf das Wesentliche herunterzubrechen.
Aber „Dark“ bietet vieles mehr als nur massentauglich zusammengebastelte Beats und bisschen nett angepopte Synthie-Tastenakrobatik mit etwas Schwermut und einem Touch Düsternis. Die Weiterentwicklung des musikalischen Spektrums ist mutig und mit Liebe für die Details umgesetzt. Sicher nichts für jede Band, aber Blackout Problems transportieren dies auf eine authentische und spannende Art und Weise und liefern mit „Dark“ ein großartiges drittes Album ab.