Die Hannoveraner Band Cremations, die sich aus ehemaligen Mitgliedern von namhaften Bands wie Empty Vision, King Apathy oder Downfall Of Gaia zusammensetzt, gibt es zwar erst seit 2016, dafür haben die Jungs in der kurzen Zeit so einiges an Staub aufgewirbelt. Ihre Debüt-EP „1417“ (Review) hat nicht nur unsere Redaktion komplett begeistert vom Stuhl gerissen, sondern auch die restliche Musikwelt. Dies brachte dem Quartett kürzlich einen Plattenvertrag bei Isolation Records ein, worüber jetzt das lang ersehnte Debüt-Album „Dissolution Of Balance“ veröffentlicht wurde. Aufgenommen wurde wieder mit David Deutsch von 1408 Productions, der auch schon die Debüt-EP gekonnt eingefangen hat. Ob wir wohl wieder dermaßen vom Stuhl gerissen werden? Finden wir es heraus.
„Dissolution Of Balance“ ist feinstes Geballer voll auf die Zwölf und jetzt schon ein Anwärter auf Album des Jahres“
Willkommen in einer aus dem Gleichgewicht geratenen Welt
Frei nach dem Motto „Direkt voll auf die Zwölf“ ballern Cremations mit dem Opener „Nothing“ los. Die Mischung aus Hardcore und Punk, verfeinert mit einer Note Metal, geht sofort ins Blut und man kommt mindestens um ein starkes Kopfnicken nicht herum. Das steht den Musikern gut zu Gesicht und macht eine Menge Spaß. Frontmann und Bölkröhre Michael eröffnet den lyrischen Reigen kompromisslos mit den Zeilen: „We are born with nothing and we’re doomed to fade away. While life nails down our coffin we witness our decay.“
Schon diese Zeilen lassen stark vermuten, wo die Reise textlich hingehen soll, nämlich die Ausbeutung der Menschheit und der Natur und wie alles langsam aber sicher den Bach runtergeht und aus dem Gleichgewicht gerät. Daher auch der namensgebende Titel der neuen Scheibe der Hannoveraner. Diese Themen werden zum einen sehr gekonnt verpackt und zum anderen mit einer unglaublichen Wucht und Härte dem Hörer entgegen geschleudert, dass man die Wut und Hoffnungslosigkeit, die Frontmann Michael da in die Welt hinausschreit, förmlich schmecken kann. Und wenn dann noch Jessica Hilgenfeld von der Band Swoon ihre Gast-Lyrics im Song „Secure And Safe“ zum Besten gibt, herrscht so richtig Krieg. Hut ab, das ist mehr als amtlich. Das Albumcover fängt das Grundthema des Albums ebenfalls gekonnt ein und bildet das I-Tüpfelchen zu den düsteren Lyrics.
Feinstes Geballer ohne Verschnaufpause
Nicht nur an der Shouting-Front wird ordentlich Randale gemacht, sondern auch der Rest der Band reißt auf Teufel komm raus alles nieder, was in die Quere kommt. Die Double-Time-Parts haben ordentlich Feuer, die Breaks sind clever gesetzt und die Breakdowns walzen einfach alles wie eine Dampframme platt. Die Jungs wissen genau, was sie tun und manchmal kommt man um ein ungläubiges Staunen nicht herum.
Dazu kommen immer mal wieder kleine Ausflüge in den mitunter auch groovigen Metal- oder sogar Mathcore-Sektor und clever gesetzte Übergänge zwischen den Songs (z.B. von „No Salvation“ zu „Among Wolves“). Die geben dem Ganzen noch den finalen Anstrich geben und schwupps hat man zehn verflucht starke Songs, die feinstes Geballer ohne Verschnaufpause servieren. Mit den letzten Klängen und den letzten Zeilen „Lost in your desperation, begging for salvation that will never come. Never come“ beschließen Cremations einen absoluten Oberkracher an Album, der vor allem bei den Fans von härteren Klängen in der Diskussion über das Album des Jahres mit Sicherheit hier und da auftauchen wird. Großes Kino in allen Belangen.