DARKEST HOUR melden sich mit einem großen lauten Knall und ihrem mittlerweile neunten Studioalbum „Godless Prophets & The Migrant Flora“ zurück. Irgendwie setzt man hier natürlich auf Bewährtes, aber die Band versteht es auch nach über 20 Jahren Bandgeschichte den Sound punktuell immer wieder ein bisschen anzupassen. Auch das Produzentenkarussell dreht sich bei der Band aus Washington D.C. weiter und so fand man sich für diese Platte nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne bei niemand geringerem als Kurt Ballou (CONVERGE) in den berühmten God City Studios ein.
Wer mit der Melodiösität des vorherigen „Self-Titled“ Albums nicht richtig warm geworden ist, bekommt hier nun seine Kur: Die melodischen Gesangspassagen von Sänger John Henry sind auf dieser Scheibe bis auf weiteres erst einmal gestrichen. Einzig allein im Opener „Knife In The Safe Room“, der sich ohne Mühe schnell als absoluter Favorit entpuppt, gibt es noch vereinzelt ein paar mildere Töne zu hören.
„This Is The Truth“ kann mit komplexen Schlagzeugparts von Travis Orbin punkten und es wird schnell klar, dass John Henry vermutlich nie besser geklungen hat. Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass die Gitarrenparts von Mike Schleibaum und Mike „Lonestar“ Carrigan wie immer auf den Punkt gespielt sind. Hier wirkt kein Solo wie Mittel zum Zweck, sondern wohl durchdacht und „Song“-dienlich.
Hin und wieder werden auf diesem Album neue Wege gegangen, so dass auch mal der ein oder andere Part ein bisschen nach Progressive Rock klingt. Der ruhige Instrumentaltrack „Widowed“ bietet eine gute Möglichkeit einmal durchzuatmen und wirkt dabei keineswegs wie Beiwerk oder Füllmaterial. Auf dem Album-Closer „Beneath It Sleeps“ darf Ex-Gitarrist Kris Norris seine Axt auch noch einmal in seiner alten Heimat schwingen. Dies ist offensichtlich eine gute Idee gewesen, denn der Track zählt definitiv zu den Highlights und erinnert von der Atmosphäre an Songs der großartigen „Undoing Ruin“ Platte. Nostalgie pur.
Soundtechnisch schlittern DARKEST HOUR auf diesem Album nahe an die Perfektion heran. Kurt Ballou hat als Produzent hier eine Meisterleistung abgeliefert, so dass man sich fast wünschen könnte, dass DARKEST HOUR in God City sesshaft werden.
Nach so viel Lob ist der größte Kritikpunkt möglicherweise, dass sich der Zugang zu diesem Album deutlich schwieriger gestaltet, als es auf den letzten Platten der Fall war. Es bleibt bei den ersten Durchläufen – vom Opener abgesehen – erst einmal sehr wenig hängen. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau und insgeheim freut man sich schon jetzt die neuen Songs live zu hören.