Als Dave Hause im Mai ankündigte, dass sein neues Album im Kasten ist und kurze Zeit später eine kleine, intime Tour durch private Gärten und Wohnzimmer in Deutschland und Österreich verkündete, schlugen viele Fan-Herzen höher.
Dave Hause‘ bisher ambitioniertestes Projekt
Nun ist es so weit und “Blood Harmony” erblickt das Licht der Welt. Veröffentlicht auf dem (familien-) eigenen Label “Blood Harmony Records” gibt es zehn neue Songs die, wie zuletzt, in Zusammenarbeit mit Daves Bruder Tim Hause entstanden sind und unter der Aufsicht der Americana-Legende Will Hoge in Nashville, Tennessee aufgenommen wurden.
Unterstützung bekamen die Gebrüder Hause dabei von Gastmusiker:innen die in verschiedensten Projekten unterschiedlichster Couleur ihre Sporen verdient haben – Mitglieder:innen die Teil von Bruce Springsteens berühmter “E-Street-Band” sind oder sich einen Namen durch Zusammenarbeiten mit Sheryl Crow, Brandi Carlile, Carrie Underwood, oder Jason Isbell machen konnten. Beste Voraussetzungen also für Dave Hauses bisher ambitioniertestes Projekt.
Mehr, als schöne Metaphern
Wir hören einen Dave Hause, der sich nicht nur musikalisch so vielseitig wie noch nie zeigt, auch textlich und menschlich zeigen sich viele (teils neue) Facetten. So zieren das Cover von “Blood Harmony” Daves Zwillingssöhne, die im Jahre 2019 geboren sind und das Leben der Familie Hause gehörig auf den Kopf gestellt haben. Das thematisiert der frischgebackene Vater gleich im ersten Song “Northstar”. Der Titel “Blood Harmony” ist dabei mehr als nur eine schöne Metapher – er beschreibt treffend das Gefühl, den Zusammenhalt, aber auch die Art der Kommunikation und des gemeinsamen Musikmachens von Geschwistern. Dieses Gefühl haben die beiden Hause-Brüder auch auf der angesprochenen Mini-Tour vor ihren engsten Fans vermittelt – man hat ihnen angemerkt, wie sie die Arbeit an dieser Platte noch näher zueinander gebracht hat, obwohl sie mittlerweile an unterschiedlichen Küsten der Vereinigten Staaten leben. Bei diesen intimen Shows haben sie die Zuschauer:innen an “Blood Harmony” teilhaben lassen, sowohl metaphorisch, als auch ganz real, denn die Konzerte dienten ein wenig als Spielplatz, um die neuen Songs in die Welt zu entlassen und sie auf die direkteste Art vor Publikum auszuprobieren – zwei Brüder mit zwei Gitarren.
Wortwitz und Melancholie Hand in Hand
Diese Intimität fühlt man auch durch die kompletten zehn Songs der mittlerweile fünften Solo-Platte des ehemaligen The Loved Ones Frontmann Hause. Dave nimmt uns mit auf eine Reise in seine Vergangenheit in der ersten Single-Auskopplung “Sandy Sheets” oder entführt uns nach “Hanalei”, in die Halbmondbucht auf Hawaii. Dass Wortwitz und Melancholie im Hause Hause (see what I did there?) Hand in Hand gehen, zeigt der Song “Surfboard”, in welchem Dave für eine Rettung vor dem Ertrinken in seinen Sorgen betet – was passt da für den Exil-Philadelphianer und Wahl-Kalifornier besser als ein Surfbrett?
Anwärter auf das Album des Jahres
Musikalisch und soundtechnisch fühlt sich “Blood Harmony” nach einem Ankommen an – Dave Hause geht den Weg, den er mit seinem ersten Album “Resolutions” eingeschlagen und auf den kommenden Alben verfeinert hat, konsequent weiter. Zehn Songs mit Texten, die ehrlich und nahbar sind und in denen stille Momente auf große Gesten treffen. Das alles macht “Blood Harmony” zu einem Anwärter auf das Album des Jahres im Singer-Songwriter-Kosmos, wenn es doch nur nicht so schnell zu Ende wäre.