Bereits vor der Show trifft man die Mitglieder von Deez Nuts am Merchstand. Überschwänglich, beinahe freundschaftlich unterhalten sich die Mitglieder mit den Besuchern und stehen für zahlreiche Erinnerungsfotos bereit. Ein kleiner Besucher findet besondere Aufmerksamkeit: Der schätzungsweise 10-Jährige scheint die Band bereits seit längerer Zeit zu kennen. „My lil homie been coming to DN shows for 4 years“ postet Deez Nuts Frontmann JJ Peters auf seinem Instagram Account. Auch einen Kapuzenpullover darf sich der kleine Deez Nuts Fan aussuchen. „Size XXL?“, scherzt Peters. Später darf sich der „lil homie“ sogar über einen Auftritt auf der Bühne freuen.
Warm-Up mit Arktis
Für das Aufwärmprogramm sind heute Abend die Hannoveraner Arktis zuständig. Diese springen für First Blood ein, die die gesamte Tour aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten. „Wir wollen Euch ein bisschen warm machen für die Deez Nuts“, kündigt Frontmann Benny an. „Kommt ein bisschen näher!“. Das zu Beginn eher spärlich besuchte Heinz füllt sich immer weiter, den Abstand zur Bühne nimmt Benny kurzerhand einfach selbst ein – wenn die Besucher nicht zu einem kommen, kommt man einfach zu ihnen.
In einem letztlich sehr gut gefüllten Keller ist das Warm-Up für den heutigen Headliner definitiv gelungen. Arktis schaffen es, die Menge nach und nach immer mehr für sich zu begeistern, auch wenn es seitens des Publikums leichte Startschwierigkeiten gibt. Es sei verziehen, schließlich ist heute Montag und weder Kaffee noch Bier zirkulieren bisher in angemessener Dosis durch den Blutkreislauf.
„We don’t want anyone to geht hurt“
Dieser scheint allerdings ordentlich in Wallungen zu kommen, als die Deez Nuts die Bühne betreten. Der Vierer aus dem australischen Melbourne startet mit „Binge“ beziehungsweise „Purgatory“ – dem Intro und Opener des aktuellen Albums „Binge & Purgatory“ – druckvoll ihr Set und wissen vom ersten Moment an mit purer Energie und Spielfreude zu begeistern. Das überträgt sich auch ab den ersten Klängen auf die Besucher.
Immer wieder springen die Fans aufgestachelt auf die Bühne, grölen gemeinsam mit JJ Peters die Lyrics ins Mikrofon, der jenes immer wieder in die Menge hält. Durchgängig wird gemosht und in die Menge gesprungen, während den Musikern das Grinsen nur selten aus dem Gesicht weicht. „Dankeschön!“, bedankt sich Peters immer wieder auf Deutsch bei den Besuchern.
Ein Mal macht es den Anschein, als würde es im Getümmel brenzlich werden. Sofort ist der Deez Nuts Roadie zur Stelle, die Band unterbricht den Song. „It’s not a fight!“ ruft ihm Frontmann JJ Peters zu. Im Eifer des Gefechts hat ein Besucher einen Tritt gegen den Kopf gekriegt und die Band will sicherstellen, dass es ihm gut geht. „We don’t want anyone to geht hurt“, so Peters. „We want to make sure that everybody is okay and is having a good time! Are you okay?“ fragt er den Besucher. Alles okay, für zwei Songs wird eine Pause eingelegt, doch dann springt der Herr schon wieder in den Pit.
Deez Nuts zeigen heute Abend, worum es im Hardcore geht
Deez Nuts zeigen heute Abend ein mal mehr, worum es im Hardcore geht: Wichtig ist nicht, als Alleingänger im Pit alles platt zu machen, um angestaute Aggressionen abzubauen. Es ist nicht von Bedeutung, wer die neuesten Nikes trägt oder die größten Tunnel hat. An erster Stelle steht der Spaß an der Musik, sowohl auf als auch vor der Bühne. Eine gute Zeit mit alten und neuen Freunden, sogar Fremden zu haben, mit denen man die Liebe zur Musik teilt. Hardcore bedeutet, dass jeder der möchte eine Art Familie findet, in deren Umgebung er sich verstanden fühlt und die aufeinander aufpasst.
„Ja man, geil!“ hört man einen sichtlich durchgeschwitzten Besucher am Ende der Show euphorisch rufen. Und das kann man als Zusammenfassung des Abends getrost so stehen lassen.