Gegen verschiedenste Dämonen kämpfen die Desasterkids wie eh und je an, allerdings werden die Berliner auf ihrem neuen Album „Superhuman“ wesentlich konkreter als noch auf dem Vorgänger „030“. Auf ihrem zweiten Werk widmen sich die Desasterkids Themen wie Homophobie, Depressionen, Schuldgefühlen und gesellschaftlichen Zwängen. Dabei wird nicht nur in die gesellschaftliche, sondern vor allem auch in die sehr persönliche Kerbe geschlagen.
Es scheint, als hätten sich die Desasterkids auf „Superhuman“ endgültig gefunden.
Willkommen in 2018!
Mit ihrem Video zur Vorabsingle „Oxygen“ sorgten die Desasterkids nämlich für ordentlich Wirbel in der Szene: Darin küssen sich zwei Männer leidenschaftlich. Es ist kein Geheimnis, dass Frontmann Andi Phoenix homosexuell ist. So weit, so normal, möchte man meinen. Verwunderlicherweise gibt es allerdings immer noch Menschen, die Homosexualität nicht als „normal“ ansehen. Die Kommentare reichen von Zuspruch über Beleidigungen bis hin zu Aussagen, dass man ja nicht homophob wäre, zwei sich küssende Männer aber doch bitteschön nicht sehen möchte. Damit haben die Desasterkids natürlich ganz bewusst provoziert. Provoziert in einer Szene, in der sich zwischen all der angeblichen Toleranz und dem Gemeinschaftsgedanken immer noch Leute tummeln, deren Weltbild scheinbar von einem gleichgeschlechtlichen Kuss ins Schwanken gebracht wird. Willkommen in 2018!
Neue Wege und Altbewährtes
Auf „Superhuman“ entfernen sich die Desasterkids ein Stück vom Metalcore des Vorgängers und bewegen sich gleichzeitig mehr in Richtung Nu Metal, was die Songs ein ganzes Stück weit reifer erscheinen lässt. Fans der ersten Stunde müssen aber um nichts fürchten: Auf solide Breakdowns wird natürlich trotzdem nicht verzichtet und auch Synthieparts sind in den rund elf Songs zu finden.
Bereits im letzten Jahr wurde der Song „Bulletproof“ als eigenständige Single veröffentlicht und hat gezeigt, dass die Desasterkids in eine metallastigere Richtung marschieren. Den musikalischen Einfluss von Kultbands wie KoRn („Here And Now“, „Slaves“) oder Limp Bizkit („Chasing Ghosts“) merkt man den neuen Songs an, dennoch verlieren die Tracks in keiner Sekunde die ganz eigene Desasterkids-Note, die man deutlich raushört, wenn man die Songs der Vorgängerplatte kennt.
Auf „Superhuman“ kann die Band definitiv noch einen draufsetzen
Musikalisch präsentieren sich die Berliner weiterhin düster – sowohl musikalisch als auch lyrisch. Besonders die stimmliche Bandbreite der beiden Sänger Andi Phoenix und Iain Duncan sticht hervor, die sich zwischen tiefen Shouts und rauchigem, melodischen Cleangesang abwechseln. Die Songs präsentieren sich voller Energie – auch wenn wie in „Dead On The Inside“ einmal ruhigere Töne angeschlagen werden.
Es scheint, als hätten sich die Desasterkids auf „Superhuman“ endgültig gefunden. Während die Debüt-EP „Sex, Beer & Breakdowns“ noch wenig Substanz hatte und zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen hat, wurde bereits auf „030“ mit deutlich mehr Tiefgang aufgefahren. Auf „Superhuman“ kann die Band definitiv noch einen draufsetzen. Die Desasterkids waren noch nie dafür bekannt, den Mund zu halten und zeigen auf ihrem neuen Werk einmal mehr, dass sie diesen zu genau den richtigen Themen aufmachen.