Mit „Divine Tragedy“ stellen Devil May Care ihr nunmehr drittes Studioalbum vor. Wie der Titel eventuell vermuten lässt, ist dieses Werk angelehnt and Dantes „Göttliche Komödie“, genauer an „Inferno“. In 13 Songs widmet sich die Band verschiedenen Akten menschlicher Selbstzerstörung – im Großen wie im Kleinen. Begleitet werden sie dabei vor diversen spannenden Gastmusikern, die ihrerseits Größen in Sachen Post-Hardcore sind.
„Es ist sicher keine Hintergrundmusik und muss erst einmal verarbeitet werden, nachdem man es gehört hat, aber das macht bei einer Platte mit diesem Titel wohl auch Sinn.“
Persönliche und gesellschaftliche Abgründe
Begonnen wird der Abstieg kraftvoll mit „Outcry“, das sich mit der Zerstörung der Umwelt befasst. Ein Thema, für das sich die Band bereits in der Vergangenheit immer wieder stark gemacht hat und dessen Dringlichkeit auch der Song deutlich macht.
Vom Gesamtbild geht weiter zu persönlicheren Themen, mit den beiden Vorab-Veröffentlichungen „Painter“ und „Into The Abyss“. „Painter“ überzeugt vor allem durch nahezu zerbrechlich klingende Refrains, die dem Titel Dramatik verleihen. Im Kontrast dazu steht „Into The Abyss“, das weit schneller und druckvoll daherkommt und definitiv ein Highlight des Albums darstellt.
Mit „Revelation“ tut sich eine klassische Post-Hardcore Nummer auf, die sich mit Selbstbehauptung in einer Gesellschaft befasst, die konstant gegen das Individuum arbeitet. Interessant geht es mit „Delirium“ weiter, bei dem Rapper Johannes „Jojo“ Gauch von Sperling gesangliche Unterstützung leistet und dem Song einen eigenen Touch verleiht. Auch Devil May Care bedienen sich stellenweise Sprechgesang, der für Abwechslung im Gesamtbild sorgt. Thematisch geht es hier um die Selbstzerstörung durch Drogenkonsum, wie auch das zugehörige Musikvideo illustriert.
Spannende Gäste
„New Old Life“ zeigt auch musikalisch eine zerbrechliche, melancholische Seite, die sich langsam und dramatisch aufbaut. Zudem stellt es den wahrscheinlich ruhigsten Track des Albums dar. Verhältnismäßig zahm zeigt sich auch „Tragedy“, für das sich die Band Venues mit ins Boot geholt hat und das es kurz vor Release noch vorab zu hören gab. „Veil Of Conspiracy“ ist ein deutlicher Titel für ein ebenfalls sehr aktuelles Thema, verpackt in einem Post-Hardcore Gewand.
Der Song „Calm Waters“ bringt, zumindest zu Beginn, Aufschwung in die Schwere, ebenso „Dayblind“ mit Like Pacific. Letzteres konnten sich Fans bereits zuvor anhören. Der Song besticht durch verschiedene gesangliche Ebenen von leichtem Klargesang zu starken Screams und Riffs, die zeitweise an Architects erinnern.
„Dead In The Water“ zieht das Tempo wieder fleißig an, ehe sich mit „Prisoner“ eine neue Facette sowie ein weiteres Highlight auftut, das gekonnt mit verschiedenen Tempi spielt. Als Abschluss dient letztlich „Shutdown“, das noch einmal heavier ist.
Die Göttliche Tragödie
Sänger Tim Heberlein erzählt über die Inspiration hinter „Divine Tragedy“: „In Dantes Göttlicher Komödie wird der Abstieg in die Hölle beschrieben. Die Hauptfigur durchläuft neun Höllenkreise, die überwunden und durchlebt werden müssen, bevor man im Fegefeuer endet. Metaphorisch, strukturell und lyrisch haben wir diesen Abstieg in die Hölle auf die Zerstörung der Menschheit übertragen. Beschrieben werden also elf Stadien, nach denen ein einzelnes Menschenleben beziehungsweise die Menschheit in ihrer Gesamtheit erlischt.“ Dass dieser Vergleich funktioniert beweist das Album zweifelsohne.
Es lohnt sich, diese musikalischen Stadien ein paar Mal zu durchlaufen, um dem Album eine Chance zu geben sich zu entfalten und die darin enthaltenen Details zu entdecken, durch die sich die 13 Tracks noch mehr voneinander abheben. „Divine Tragedy“ ist, wie es sich wohl für eine Tragödie gehört, allgemein sehr schwer – vor allem die Refrains sind größtenteils sehr dramatisch und auch wenn das an sich keinesfalls negativ ist, fehlt ab und an ein wenig Abwechslung. Gleichzeitig muss man sagen, dass auch die Themen, mit denen sich das Werk befasst allesamt Gewicht haben und vielleicht nicht in leichteren Nummern verarbeitet werden können.
Insgesamt liefern Devil May Care mit „Divine Tragedy“ ein solides Post-Hardcore Album, bei dem es sich lohnt auf die Texte zu hören. Es ist sicher keine Hintergrundmusik und muss erst einmal verarbeitet werden, nachdem man es gehört hat, aber das macht bei einer Platte mit diesem Titel wohl auch Sinn.