Don´t Sleep – Turn The Tide

Don´t Sleep aus Pennsylvania sind seit 2017 aktiv. Angeführt von niemand geringerem als Dave Smalley, u.a. bekannt als Sänger von DYS, Dag Nasty, Down By Law oder Dave Smalley & The Bandoleros, erscheint nun nach zwei EPs mit „Turn The Tide“ das erste Album der Band. Insgesamt zwölf Songs sind hier zu finden, die im Melodic Hardcore und Punkrock der 80er und 90er Jahre anzusiedeln sind und die keine Wünsche offen lassen.

„Don´t Sleep lassen hier die Musik alter Zeiten oder vielleicht sogar ihrer Helden wiederaufleben und verpacken den Hardcore-Punksound der 80er und 90er so dermaßen geschickt in die heutige Zeit, dass es seines gleichen sucht.

Hier hängt die Messlatte hoch

Dave Smalley ist nicht totzukriegen. Der Mann ist nicht nur einer der amerikanischen Punk- und Hardcore-Pioniere, er ist auch ein absolutes Urgestein und ein musikalischer Tausendsassa. Mit Don´t Sleep wendet er sich den Hardcore-Punk-Klängen vergangener Tage zu, schafft es aber mit seinen vier weiteren Mitstreitern dies extrem modern herüberzubringen. Und das gelingt, ohne Wenn und Aber, ohne Ausfälle, von Anfang an.

Los geht es direkt mit „Don´t Sleep“ – was für ein Opener. Schnell, hart und voll auf die Zwölf bricht sich der recht kurze Song seine Bahn. Und Don´t Sleep legen mit „No Other Way“ direkt die nächste Schippe obendrauf. Was für ein Hit, der zum mitwippen und mitgröhlen einlädt. Noch keine vier Minuten von „Turn The Tide“ sind rum und schon hat das Quintett aus Harrisburg hier die Messlatte mal so richtig hochgelegt.

Ein Abfall in niedrigere Sphären ist nicht in Sicht, wie „Reflection“ direkt unter Beweis stellt, auch wenn die Band hier ein wenig den Fuß vom Gas nimmt und auf Midtempo schaltet. Vor allem der Refrain und das Gitarrensolo von Tony Bavaria haben es hier in sich. Aber auch die Gangshouts, die immer wieder eingesetzen werden, wenn die Band mehr zur Ruhe kommt, sorgen für tolle Momente.

Mal grooviger, mal hart und schnell

Auch „True North“ ist grooviger und ausgefallen, sorgt aber vor allem dafür, dass der Hörer ein wenig Luft holen kann, bevor die Mannen um Dave Smalley mit „Abandoned Us“ die Schlagzahl wieder deutlich nach oben schnellen lassen. Der Song ist ein knüppelharter Hardcorekracher geworden, der an 7 Seconds oder gar frühe Ignite erinnert.

Auch „Prisoners“ setzt hier an, geht aber etwas melodischer und punkiger zu Werke. Dennoch, bleibt es auch nach der Hälfte des Albums dabei, Schwächen gibt es hier keine. Mit „We Remain“ folgt direkt der nächste Kracher, da der Song genau auf den Punkt abliefert. Starke Punkrocknummer, genauso wie das nicht minder extrem starke „Refine Me“. Auch „Walking In Sinai“ überzeugt, auch wenn hier wieder etwas mehr Groove im Spiel ist. „Foundation“ dagegen zelebriert erneut den melodischen Hardcore. „The Wreckage“ geht kurz vor Schluss noch einmal in eine andere Richtung und startet als lupenreine Reggaenummer.

Die folgenden harten Gitarrenriffs als Gegenpol erinnern schließlich stark an Bad Brains. Der Song braucht etwas, nimmt aber im Endeffekt den Druck raus und sorgt für Abwechslung. Zum krönenden Abschluss will dann „December“ auf den ersten und zweiten Blick nicht wirklich passen, da der Song einen totalen Bruch darstellt. Doch auf den dritten und vierten Blick wächst der melodische, akustisch anmutende Track auf einmal und entfaltet eine unfassbare Dynamik. Ein gut gelungenes Ende, ein toller Rausschmeißer, der „Turn The Tide“ noch einmal das gewisse Etwas verleiht.

Ein echtes Knalleralbum

Don´t Sleep lassen hier die Musik alter Zeiten oder vielleicht sogar ihrer Helden wiederaufleben und verpacken den Hardcore-Punk der 80er und 90er so dermaßen geschickt in die heutige Zeit, wie kaum eine andere Band. „Turn The Tide“ schäumt teilweise nur so über vor Nostalgie und ist mehr als nur eine reine Hommage an die den Hardcore-Punkband vergangener Tage.

Dave Smalley lässt hier auch seine eigene Vergangenheit wiederaufleben und wird dabei niemals belanglos oder durchschnittlich. Im Gegenteil, denn dieses Album hat einfach so viele tolle und krachende Momente, dass es eine wahre Freude ist. Mal mehr Punkrock, mal mehr Hardcore, mal eine Schnittmenge aus beidem – „Turn The Tide“ wird nie langweilig und ist unglaublich abwechslungsreich ausgefallen. Unfassbar starkes Album! Ein echter Knaller und jetzt schon eins der absoluten Highlights 2020!

Video: Don´t Sleep – We Remain

Hier erhältlich
Don´t Sleep – Turn The Tide
Release: 04. September 2020
Label: Mission Two Entertainment
Robert

Robert würde gerne über sein erstes Konzert, das er besuchte, den Mantel des Schweigens hüllen. Doch wir haben herausgefunden, dass es ein Gig der Scorpions war. Mittlerweile hat Robert im harten Bereich alle Genres durch und hört heute am liebsten alten Punk, Oi, Hardcore, Ska oder Rock´n Roll. Auch Metal darf es gerne mal sein. Seine Lieblingsbands gibt er mit Sick Of It All, Cock Sparrer, Madball, Street Dogs, The Adicts, Rude Pride oder auch Angelic Upstarts an. Wir wissen aber, da ist noch mehr. Auch sein redaktioneller Werdegang ist interessant: So war er unter anderem schon bei mainstage, burnyourears und dem in-your-face aktiv. Heute kümmert er sich am liebsten um seine Tochter oder besucht spannende Konzerte - gerne auch von neueren Bands.

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Veröffentlicht von
Robert

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