Nachdem er bereits im Mai zu Gast in der Capri Bar in Bremen war (Konzertbericht), besucht Eamon McGrath im Zuge seiner Europatour diesen Donnerstag erneut die Bar im Viertel – dieses Mal mit Band in voller Besetzung. Mit im Gepäck hat er sein aktuelles Album „Guts“, das am 06. September über Uncle M veröffentlicht wurde. Als Support an diesem Abend spielt Ragna Lemontree, eine Singer-Songwriterin aus Bremen.
„Thanks to Capri Bar for having us, this place is amazing.“
Eine gut gefüllte Bar
Erneut ist um 20.00 Uhr offizieller Einlassbeginn, kurze Zeit später ist es bereits gut voll in der Capri Bar. Das ist wohl nicht zuletzt den Erstsemestern zu verdanken, doch darf man sich so oder so über einen vollen Laden freuen und die Leute hinter der Bar haben alle Hände voll zu tun.
Unter den bereits anwesenden Gästen befindet sich auch Ragna Lemontree, die sich gegen 21.00 Uhr dem anwesenden Publikum vorstellt. Nach ein paar kurzen, beinahe schüchternen Worten schlägt sie die ersten Saiten auf der provisorischen Bühne an, die im hinteren Raum aufgebaut ist.
Zwischen Melancholie und Hochstimmung
Spätestens die ersten gesungenen Zeilen lassen auch die Besucher an der Bar aufhorchen und so zieht es nach und nach mehr Menschen zum Konzert. Ragnas Stimme wird heute nur von ihrer Gitarre begleitet, scheint jedoch im Laufe der Zeit mehr und mehr den Raum zu füllen. Es scheint, als bräuchte sie ein paar Songs, um aus sich heraus zu kommen. Als ihr das gelingt, lässt sich jedoch erkennen, was für ein Potenzial wohl in der jungen Sängerin ruht. Auf SoundCloud gibt es zur Zeit drei Songs zu hören – mehr sei unterwegs, deutet sie an.
Ihre Texte handeln von den verschiedensten Dingen: (Komplizierten) Beziehungen, dem Leben, Gefühlen und Empfindungen. Andere machen einfach bloß gute Laune. So balanciert sie in ihren gut 35 Minuten Spielzeit mit Songtiteln wie „Wet Grass“, „Sleepless“, „La-La-Song“ und „A Song About Fish And Trees“ nicht nur zwischen interessanten Vergleichen, sondern vor allem zwischen Hochstimmung und Melancholie, die neugierig auf mehr machen.
Kurz vor Ende meldet sich mit Oskar einer der Veranstalter zu Wort und macht auf einen Spendenhut aufmerksam – denn wie beim letzten Mal gibt es hier keine festen Ticketpreise und alles ist auf freiwilliger Basis. Über die anschließende Begleitung am Schlagzeug, für den letzten Song, hüllen wir mal den Mantel des Schweigens.
So verabschiedet die Künstlerin sich schließlich unter begeistertem Applaus von der „Bühne“ und begibt sich selbst ins Publikum.
Bildergalerie: Ragna Lemontree
Keine großen Reden
Wenig später treten Eamon McGrath und Band unter Applaus vor die Ansammlung von Freunden guter Musik. Nach einer kurzen Vorstellung beginnt die Band ihr Set mit „In Like A Lion“ vom aktuellen Album „Guts“. Das Grüppchen vor der provisorischen Bühne hat sich mittlerweile gut verdichtet und applaudiert gebührend nach jedem Song, den der Kanadier zum Besten gibt. So besteht das Set größtenteils aus Songs seines neuen Albums, doch findet sich auch der eine oder andere ältere Titel wieder.
Eamon McGrath scheint kein Mann großer Worte zu sein, so bedankt er sich ab und an bei den Besuchern und Darrek Anderson, der heute Abend die Pedal-Steel-Gitarre übernimmt und später auch bei den anderen Mitgliedern seiner Band. Ansonsten hält er sich eher zurück und lässt seine Musik für sich sprechen.
Auch werden gelegentliche Toilettenbesucher zum Running Gag des Abends: Da die Bühne sehr dicht vor den Türen aufgebaut ist, müssen die Musiker immer ein Stück zur Seite treten, um die Leute durchzulassen. Zwar sorgt das im Publikum für gelegentliches Kopfschütteln, doch wird es allgemein von allen Seiten mit Humor genommen.
Gedanken in Songs verpackt
Die Band scheint allgemein Spaß an diesem Abend zu haben, so erblickt man ab und an, wie ein Lächeln ausgetauscht wird oder wie die Musiker für einen Moment nahezu in den Klängen versinken. Doch dazu lädt diese Musik ja auch ein. Mal melancholisch, dann wieder energiegeladen und zumeist etwas düster, mit einer Prise Humor und Selbstironie. Die Texte scheinen aus dem Leben gegriffen, wie Gedanken, die einem um 01.00 Uhr nachts eben manchmal kommen. Das alles verpackt in Songs, begleitet von stimmungsvoller Instrumentalisierung und der Stimme von Eamon McGrath, die eben diese Texte so sympathisch-glaubwürdig vermitteln kann.
„Thanks to Capri Bar for having us, this place is amazing.“ bedankt sich der Sänger, hat auch ein paar freundliche Worte für die örtlichen Veranstalter von Fair Weather Shows übrig und ermutigt sie, ihre großartige Arbeit weiter zu führen. Ebenfalls betont er, dass er jederzeit gerne nach Bremen zurückkehren würde. Das Bremer Publikum – und die sichtlich erfreuten Veranstalter – danken ihm das mit ausgiebigem Applaus, ehe es auch schon musikalisch weitergeht. So folgt noch eine Widmung in Form eines Songs an den kürzlich verstorbenen Daniel Johnston, in dessen Eamon und Darrek einst gespielt haben.
Ein rundum gelungener Abend
„The World Is A Cold Dark Place“ vom letzten Album „Tantramar“ soll der letzte Song für diesen Abend sein, doch wird direkt nach einer Zugabe gefordert, die die Band nach kurzer Absprache natürlich all zu gerne in Form eines Cover-Songs liefert.
Anschließend ist Zeit für den Abbau, ein kühles Bierchen und Gespräche mit alten Bekannten und neuen Freunden. So klingt der Abend in der Capri Bar gemütlich aus und lässt allgemein zufriedene Besucher, Künstler und Veranstalter zurück.