Enter Shikari – A Kiss For The Whole World

Enter Shikari melden sich mit ihrem neuen Album „A Kiss For The Whole World“, das am 21.04.2023 auf So Recordings erscheint, zurück. Mit den Vorboten „It Hurts“, „(pls) set me on fire“ & „Bloodshot“ gibt die Band bereits einen guten Einblick in das neue Werk und legen den Grundstein für alles, was uns noch erwartet. Wie für einige Bands auch, ist dieses Album die erste Veröffentlichung nach der COVID-19 Pandemie. Während dieser Zeit haben sich Enter Shikari auf einem Hof in ihrem Heimatland England eingeschlossen und dort mit solarbetriebener Energie ihr inzwischen siebtes Studio-Album aufgenommen und produziert. Rund um das Release gibt es einige kleinere Release-Shows in Europa und den USA, bevor es dann im Sommer zurück auf die großen Festivalbühnen geht.

Immer auf der Suche nach neuen Sounds

Wer Enter Shikari kennt und das sind inzwischen einige, der weiß, dass es mit einem neuen Album ein bisschen so ist, wie mit einer Schachtel Pralinen – man weiß nie genau, was man kriegt. Natürlich bewegt sich die Band seit ihrer Gründung im Post-Hardcore, aber hier und da kamen auch immer Popvibes oder Drum & Base Anleihen dazu. Unvergessen sind ihre Hits „Mothership“, „The Last Garrison“ und natürlich „Sorry You´re Not A Winner“ oder „No Sleep Tonight“. Können Shikari an diese Hits anknüpfen? Das ist immer schwierig zu beantworten. Wir haben nicht mehr 2007 und der damalige Überraschungseffekt dieser Art, Musik zu machen, ist inzwischen kleiner geworden bis gar erloschen. Trotzdem bringt Enter Shikari auf „A Kiss For The Whole World“ neue Elemente mit ein. „Dead Wood“ zum Beispiel, ist ein Song, untermalt von Violinen und einem epischen Songaufbau, der in einem Konfetti aus Klängen der gesamten Band endet. Tatsächlich wäre dies ein sehr guter Live-Schlusssong für die anstehenden Touren, um einen grandiosen Abgang hinzulegen. Auf „Giant Pacific Octopus (i don´t know you anymore)“ beginnt der Song mit einem minimalistischen elektronischen Beat für die Strophen, der als guter Ruhepol inmitten der energischen Ausbrüche im Pre-Chorus und Chorus fungiert. So finden sich durch das gesamte Album Hinweise darauf, dass Enter Shikari stets auf der Suche nach neuen Klängen sind, die sie in ihrer Musik unterbringen können – und das mit Erfolg.

Shikari bleibt Shikari

Jedoch kann man sich auch bei diesem Album sicher sein, dass trotz der vielen Abwechslungen die gewohnte Ladung Hits für die Ohrmuschel abgeliefert wird. Wie eingangs schon erwähnt, ist „It Hurts“ ein glasklares Highlight des Albums, das sich zwischen catchy Hooks und Breakdowns gepaart aus Metal und Drum´n´Base die Klinke in die Hand gibt. Sänger und Frontmann Rou Reynolds verpasst dem Album mit seinen teilweise Rap-ähnlichen Vocals die gewisse Dynamik, bevor Chris Batten am Bass mit seinen Vocals eine weitere harmonische Ebene hinzufügt. So gibt es gewohnt viel zu entdecken. Gleich im Anschluss hören wir auf „Leap Into The Lightning“ einen Song, der wieder wesentlich quirliger ist und mehr an das Shikari Sound System erinnert. Auch hier mündet der Song früher oder später in einen Chorus, den man am liebsten direkt live erleben möchte. Es wäre nicht Enter Shikari, wenn es innerhalb eines Songs auch einen Part gibt, der den kompletten Gegenpol darstellt. Sänger Rou bringt temporäre Ruhe in die Tracks mit einer seichten Einlage des Chorus, bevor es dann wieder gemäß der berühmten Enter Shikari-Formel noch mindestens einmal in den vollen Refrain geht.

Ein Album zum mehrmals Hören

Das alles führt dazu, dass man dieses Album gerne öfters hören möchte. Zum einen, weil es wieder mal ein grandioses Album geworden ist und man mitgerissen wird von der Kunst, die sich Enter Shikari über die vielen Jahre angeeignet hat. Zum anderen jedoch auch einfach, um jedes Element der Songs genau zu hören und zu verstehen. Hier weisen wir gerne auf den Song „feed your soul“ hin, der ein bisschen aus dem Album heraus sticht. Enter Shikari liefern ein Album, das viele Genres bedient. Von epischen Hooks zu starken Breakdowns, über einprägsame Breaks und emotionsgeladene Strophen – hier ist wieder alles dabei. Und zu guter Letzt schafft Shikari wieder einmal einen gelungenen Cliffhanger mit „giant octopus swirling off into infinity..“, der sowohl musikalisch als auch inhaltlich Lust auf mehr macht.

Video: Enter Shikari – It Hurts