Face To Face – No Way Out But Through

30 Jahre, zehn Alben: Face To Face sind sind die Konstante in Sachen hochmelodischen SoCal-Punkrocks. Dem neuesten Streich „No Way Out But Through“ hört man seine schwierige Entstehungsgeschichte zum Glück nicht im Geringsten an.

„No Way Out But Through“ klingt im Ergebnis so, wie Face To Face eben klingen (wenn sie nicht gerade Lust auf Alternative Rock verspüren oder im Vorfeld zu viel The Clash gehört haben): Hochmelodische Ohrwürmer, verpackt in sonnigen Punkrock mit Refrains, die so gut wie jedes Mal zünden.<span class="su-quote-cite">Daniel</span>

Dabei sollte alles so laufen wie immer: Band und Produzent nisten sich für einige Tage im Studio ein, arbeiten von früh bis spät an den Songs und am Ende steht das fertige Album. Das war auch der Plan, als sich Face To Face im März letzten Jahres mit dem kanadischen Produzenten Siegfried Meier in den Maple Sound Studios in Santa Ana trafen – doch die sich entfaltende Pandemie zwang die Band nach nur zwei Tagen zum Abbruch und im weiteren Verlauf zu völlig neuen Arbeitsweisen. „No Way Out But Through“ entstand letztlich über Monate hinweg in verschiedenen Heim- und Tonstudios mit unterschiedlichen Produzenten.

Tried and tested

Dass die zwölf Songs am Ende trotzdem wie aus einem Guss klingen, liegt zum Großteil an der jahrzehntelangen Erfahrung der Band – und an Jason Livermoore, der vor dem Mastering in den Blasting Room Studios auch den eigentlich fertigen Mix nochmal in die eigenen Hände nahm. „No Way Out But Through“ klingt im Ergebnis dann so, wie Face To Face eben klingen (wenn sie nicht gerade Lust auf Alternative Rock verspüren oder im Vorfeld zu viel The Clash gehört haben): Hochmelodische Ohrwürmer, verpackt in sonnigen Punkrock mit Refrains, die so gut wie jedes Mal zünden. Man verzichtet weitgehend auf Experimente und verlässt sich stattdessen auf die eigene Kernkompetenz.

Punkrock Specialist

Schon im eröffnenden „Black Eye Specialist“ ist nach wenigen Takten klar, wessen neues Album hier gerade rotiert: Die unverkennbare Stimme von Trever Keith prägt den Bandsound schon seit dem 91er Debüt, die prägnanten Basslinien von Scott Shiflett kennt man spätestens seit dem Zweitwerk und Durchbruchsalbum „Big Choice“ von 1995 und auch zweite Gitarre sowie Drums sind seit mindestens drei Alben konsistent besetzt. Die starke Hookline im Chorus macht den Song zum gelungenen Einstand, woran sich der Titeltrack und „A Miss As Good As A Mile“ direkt ein Vorbild nehmen. Besonders stark waren und sind Face To Face aber immer dann, wenn ein melancholischer Unterton für wehmütiges Bauchkribbeln sorgt, wie im Highlight „Anonymous“.

Ooh-eeh-oooh

Leider fällt das Album in der zweiten Hälfte deutlich ab, was auch an einer gewissen Übersättigung liegen könnte: Die harmonischen Backgroundchöre mögen zu Beginn noch gefallen, werden auf dem Album aber in so inflationärem Maße eingesetzt, dass sie fast zur eigenen Parodie werden – sowas kann durchaus passieren, wenn man (gezwungenermaßen) zu viel Zeit hat, um an den Songs zu schrauben. Davon abgesehen können aber auch die „Big Choice“-artigen Leadgitarren Songs wie „Spit Shine“ oder „This Is My Vanishing Act“ nicht vor der eigenen Einfallslosigkeit retten. Auch „Ruination Here We Come“ wirkt ideenlos und ist arm an Höhepunkten. Das überwiegend flotte Tempo der Songs hält das Energielevel des Albums dagegen auf dem nötigen Level, um keine Langeweile aufkommen zu lassen – nicht unbedingt selbstverständlich bei Bands dieses Alters.

Das Beste zum Schluss (?)

Ebenfalls nicht selbstverständlich, aber ein umso wirkungsvollerer Trick: Den mit großem Abstand besten Song ganz ans Ende zu stellen. Wenn dieser dann auch noch mit „Farewell Song“ betitelt ist und mit der wiederholten Zeile „I guess this is goodbye“ endet (viel Glück dabei, diesen Ohrwurm wieder loszuwerden), könnte man dies auch als möglichen Abschiedsgruß von Face To Face interpretieren – „reiner Zufall“, gibt Trever Keith jedoch Entwarnung. Ein würdiger Abschluss einer beachtlichen Diskographie wäre der Song allerdings, denn dank grandioser Leadgitarre, dem melancholischen, „Ignorance Is Bliss“-artigen Vibe und mitreißendem Schlussteil liefern Face To Face mal eben einen ihrer stärksten Songs überhaupt ab – und korrigieren die Schlusswertung von „No Way Out But Through“ nach schwacher zweiter Hälfte nochmal deutlich nach oben.

Stream: Face To Face – Farewell Song

Hier erhältlich
Face To Face No Way Out But ThroughFace To Face – No Way Out But Through
Release: 10. September 2021
Label: Fat Wreck Chords
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Bewertung
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