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Foo Fighters – Medicine At Midnight

Auf kaum ein Album habe ich dieses Jahr so sehnlich gewartet, wie auf „Medicine At Midnight“ von den Foo Fighters. Die Vorab-Singles „Shame Shame“ und „No Son Of Mine“ haben dann diese Vorfreude nur weiter geschürt. Aber was erwartet man von einem neuen Foo Fighters Album? Nicht weniger, als drei oder vier ganz große Stadionhymnen, die ihren Weg zwischen all die Klassiker der Band auf deren Setlist findet.

„Einen Song der Tragweite eines „Learn To Fly“ oder das immer gern gehörte „Everlong“ ist auch auf „Medicine At Midnight“ nicht vertreten, dafür aber einige ordentliche Ohrwürmer einer Band, die es sicherlich noch lange schaffen wird relevant, interessant und grundsympathisch zu bleiben. Eben eine Rockband, die sich ihren Status, als eine der besten immer wieder hart erarbeitet und ausreichend verdient hat“

Die eigene Messlatte

Das letzte Foo Fighters Album, das mich komplett abholen konnte war das 2007er „Echoes, Silence, Patience & Grace“, alles was danach kam hatte für mich zwar seine starken Momente, konnte aber nie an die eigens so hoch gesetzte Messlatte der Band heranreichen. Mit „Shame Shame“ erschien dann 2020 endlich wieder ein Foo Fighters Song, der es auf Anhieb in mehrere meiner Playlists schaffte und mich vollends überzeugen konnte.

Aber ist es ungerecht eine Band, die seit über 25 Jahren mit einer beachtlichen Konsequenz gute Alben liefert und nie an Charisma eingebüßt hat an ihren größten Erfolgen zu messen? Wie bei allen großen Releases von Musikern, die mir in der Vergangenheit viel bedeutet haben, versuche ich unvoreingenommen an das neue Material heranzugehen.

Und ich werde belohnt, denn „Minutes To Midnight“ legt gut los und startet gewohnt eingängig. „Making A Fire“, der erste Track bietet direkt gewohnte und gewollte Kost: Ohrwurmverdächtiger Stadionrock der allerbesten Sorte. Ehrlich, direkt und ja, auch mit einer Menge Ideen. Ein verdammt guter Einstieg.

Oben erwähntes „Shame Shame“ kennt man als Fan der Band bereits, aber auch nach einigen Wochen Dauerrotation hat der Song keinerlei Reiz verloren. Auch hier scheint die Foo Fighters DNA, vor allem im Refrain, wieder ganz klar durch, wird aber durch Experimente ordentlich aufgepeppt. Auch die Strophe kriegt mich noch immer, wie am ersten Tag.

Klare Linie mit netten Experimenten

„Cloudspotter“ legt dann mit einem geradlinigen Riff los und wird durch eine sehr tanzbare Rhythmusfraktion getragen. Es zeichnet sich ein Trend ab: poppige und experimentierfreudige Strophen, die in einen typischen Foo Fighters Power-Rock münden und im Refrain dann so richtig zünden. Durch die Ideenvielfalt kommt bislang keine Langeweile auf. Die extra Schippe Rock gegen Ende des Songs wird dann vor allem Fans der ersten Stunde freuen.

In „Waiting On A War“ wird es dann etwas emotionaler und auch hier liegt eine der großen Foo Fighters Stärken: große Gefühle werden auch 2021 noch perfekt von Dave Grohls Stimme transportiert. Ursprünglich für die eigene Tochter geschrieben, spricht der Song wohl nicht nur vielen Eltern direkt aus der Seele. Musikalisch etwas weniger experimentierfreudig, dafür schön schnörkellos und auf den Punkt geschrieben kommt das Stück als gern gesehenes Intermezzo zwischen poppigen Rocksongs. Hier nehmen die Foo Fighters gekonnt das Tempo etwas raus, um dann mit dem Titeltrick wieder dem Schema der ersten Songs der Platte zu folgen.

Das Album vermittelt ein Gefühl des „unmittelbar Dabei-seins“. Alles wirkt organisch und frei von der Leber, so als würde man der Band live zusehen und auch hier spielen die Foo Fighters eine ihrer großen Stärken aus: sie sind eine Liveband, die ordentlich Stimmung machen kann.

Auch auf „Medicine At Midnight“ weicht der Rock in der Strophe etwas eingängigerem Pop. So werden die Passagen, in denen „alte“ Foo Fighters durchbrechen umso mehr in Szene gesetzt und hervorgehoben. Das angeblueste Solo im letzten Drittel des Songs ist dann eines der vielen kleinen Highlights, die hier gekonnt in das Songkonstrukt eingestreut werden. Kamen alte Foo Fighters oft mit dem Rock-Vorschlaghammer, weiß die Band mittlerweile ihr Grundrezept ordentlich aufzupeppen und zu würzen und ihre rockigen Wurzeln besser herauszuarbeiten, zu betonen und einzusetzen.

Hier und da mal zurück zu den Wurzeln

Aber auch Fans der „geradlinigen“ Foo Fighters werden nicht enttäuscht. „No Son Of Mine“ zum Beispiel ist ein lupenreiner Rocksong ohne Abstriche. Geschrieben fürs Stadion und von der ersten Sekunde an zündend bricht der Song die „Setlist“ des Albums ordentlich auf uns sorgt für einen extra Energieschub. Auch „Holding Poison“ schlägt in diese Kerbe, bildet aber die Schnittstelle zwischen den Albumanfängen und dem klaren Rock der alten Alben.

Kurz bevor der Formel der Band die Luft ausgehen könnte streuen die Foo Fighters mit „Chasing Birds“ eine gemächlichere Nummer in den Gesamtmix und sorgen für die nötige Abwechslung. Grohls ehrliche Stimme trägt den Song und auch, wenn mir hier etwas der Ohrwurmcharakter fehlt, ist der Song doch eine willkommene und gelungene Abwechslung, der aber teils etwas zu handzahm daherkommt, auch wenn gegen Ende nochmal etwas am Tempo nachjustiert wird.

Mit „Love Dies Young“ folgt dann ein ordentlich kickender Rausschmeißer, der sich zwar gut einfügt, aber auch etwas klar werden lässt, dass der Band dann gegen Ende leicht die Luft ausgeht, was man nach dem unglaublich starken Anfang aber verzeihen kann.

Gern gesehene Gäste für die Setlist

In der Summe beweisen die Foo Fighters auch auf „Medicine At Midnight“, dass sie ihr Rezept auch nach über fünfundzwanzig Jahren frisch halten können und noch immer für den ein oder anderen Hit gut sind. Einen Song der Tragweite eines „Learn To Fly“ oder das immer gern gehörte „Everlong“ ist auch auf „Medicine At Midnight“ nicht vertreten, dafür aber einige ordentliche Ohrwürmer einer Band, die es sicherlich noch lange schaffen wird relevant, interessant und grundsympathisch zu bleiben. Eben eine Rockband, die sich ihren Status, als eine der besten immer wieder hart erarbeitet und ausreichend verdient hat. Man kann es kaum abwarten die Foo Fighters endlich wieder live zu sehen. Songs, wie „Shame Shame“, „Waiting On A War“ und „Making A Fire“ sind dann mit Sicherheit gern gesehene Gäste in der neuen Setlist.

Foo Fighters – Waiting On A War

Hier erhältlich
Foo Fighters – Medicine At Midnight
Release: 05. Februar 2021
Label: Sony
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