Frank Turner – No Man’s Land

Wenn man sich genauer mit Frank Turner beschäftigt, muss man sich unweigerlich fragen, wann dieser Mann überhaupt schläft, isst oder Hobbies nachgeht. Die Antwort ist wahrscheinlich:“Während er Musik macht.”

„Hoffen wir, dass “No Man’s Land” einigen Menschen die Augen öffnet und sie dazu bringt etwas genauer auf die Frauen der Geschichte oder im eigenen Umfeld zu achten und ihnen den Platz einzugestehen, den sie verdienen.“

Da passt es wunderbar, dass er mit seinem neuen Album zwei seiner größten Leidenschaften verbindet – Musik und Geschichte. Wer Frank auf diversen Social Media Plattformen folgt oder ein paar seiner Songs kennt, weiß, wie er in seinen „History Facts“ aufgeht und auf seinen Tourstopps Orte mit historischem Background aufsucht und darüber erzählt. Es liegt also nahe, dass er ein Album komplett über historische Persönlichkeiten schreibt. Doch damit nicht genug; das neue Album “No Man’s Land” ist eine reine Platte über Frauen, die atemberaubende Biografien vorzuweisen haben, aber von der Geschichtsschreibung größtenteils ignoriert wurden.

Ruhig und intim mit Platz für große Geschichten

In dreizehn Songs bewegt sich Turner quer durch die Geschichte an die verschiedensten Orte der Welt und beleuchtet im Song „The Hymn of Kassiani“ auf seine einzigartige Weise beispielsweise die Story der byzantinischen Prinzessin Kassiani oder die der ägyptischen Feministin Huda Sha’arawi in „The Lioness“ – dazu kommen Geschichten von Südstaaten-Mörderinnen und ertrunkenen Jungfrauen. Frank Turner verleiht all’ diesen Frauen eine Stimme und gibt ihnen die Chance ihre ganz eigene Geschichte durch seine Musik zu erzählen. Eine ungewöhnliche und einmalige Vorgehensweise.

Ungewöhnlich ist auch, dass Turner jedem Song eine eigene Folge in der Podcast-Serie „Tales from No Man’s Land“ widmet, wo er mit verschiedenen Gästen über die Songs spricht und jedes Mal eine intime Akustik-Version des jeweiligen Stückes zum Besten gibt.
Musikalisch ist es ein gewohntes Frank Turner Album, aber irgendwie auch nicht. Es ist ruhiger, intimer und den Worten und Geschichten wird mehr Platz eingeräumt, als noch auf dem letzten Album „Be More Kind“.

Songs, wie sie niemand sonst schreibt

Eine weitere Besonderheit ist, dass die Unterstützung, die Turner bei den Aufnahmen zu „No Man’s Land“ bekommt hat, nur von Frauen kam. Er hat stark auf das Feedback seiner weiblichen Musikerinnen unter der Leitung von Produzentin Catherine Marks vertraut. Nun kann man hinterfragen, warum gerade er sich das “Recht” herausnimmt, dieses Album zu schreiben und diese Geschichten in seinen Songs zu erzählen. Dazu Turner:

„Gäbe es einen übersättigten Markt an Leuten, die Songs über Princess Kassiani schreiben, dann würde ich verstehen, warum ich mich zurückziehen soll – aber es gibt keinen. Niemand sonst schreibt gerade diese Songs. Deswegen wollte ich diese Geschichten erzählen.“

Als besondere Fußnote dient der Song „Rosemary Jane“, den Turner seiner Mutter widmet und ihre Entschlossenheit im Angesicht des jahrelangen emotionalen Missbrauchs seines Vaters würdigt. Hoffen wir, dass “No Man’s Land” einigen Menschen die Augen öffnet und sie dazu bringt etwas genauer auf die Frauen der Geschichte oder im eigenen Umfeld zu achten und ihnen den Platz einzugestehen, den sie verdienen.

Video: Frank Turner – Sister Rosetta

[su_box title=“Hier erhältlich“]
Frank Turner – No Man’s Land
Release: 16. August 2019
Label: Xtra Mile Recordings
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