Freindz: Die digitale Vernissage zu „High Times In Babylon“

Freindz
Foto: Christian Faustus

Freindz, das Erfolgsgespann Aydo Abay, Matthias Sänger und Thomas Götz, laden zur digitalen Vernissage der neuesten Platte „High Times In Babylon“ und das ist definitiv das Beste, was diesem verregneten Juliabend passieren kann. „High Times in Babylon“ ist das erste Album des Trios, erscheint am 30.07.2021 und schnürt den Spannungsbogen, mit einer besonderen digitalen Releaseparty, noch ein bisschen enger.

„Wie ein Windhauch fährt das sensible Konstrukt aus Wort und Klang unter meine Haut und stellt in seiner Sehnsucht nach allem nur Vorstellbaren und scheinbar stets vermisstem jedes Härchen einzeln aufrecht auf meinen Arm.“

Im Rausch der Freiheit

Los geht es mit dem bereits veröffentlichten Song „Pepper Spray“. Ich bin ganz ehrlich, ich habe lange keine Melodie mehr vor mein Trommelfell bekommen, die mir so durch Mark und Bein geht. Das ist der beste Stoff zur Wiederbelebung meiner pandemiegebeutelten Endorphine. Hört Euch den Track unbedingt an, aber gebt nur bei gutsituiertem Bewusstsein die Handbremse aus der eigenen Kontrolle. Dieses melodische Meisterwerk fühlt sich nämlich an, als würde man in einer lauen Sommernacht im absoluten Freiheitsrausch ein bisschen zu schnell im alten Cadillec Cabrio den Mulholland Drive entlang düsen und reißt somit seine Hörerschaft in kürzester Zeit in seinen Bann.

Nachdem Aydo Abay und Matthias Sänger die Gäste der Vernissage begrüßen, schaltet sich Friedemann „from Germany“ ein und erzählt von der Produktion des nächsten Videos „Lit“ und dass er von diesem Track völlig weggeblasen wurde – vermutlich nicht nur, weil seine Tochter die Anlage vorab zu laut gedreht hat, wie er behauptet. Die Hauptrolle im Visualizer spielen ein Baseballschläger, ein bereits bekannter Federkragen, eine Wassermelone und eine ordentliche Portion Magie zwischen Plattenbau und Nimmerland. Nicht nur Abays Stimme überzeugt dabei mit ihrem besonderen Charakterspiel im Rausch der Gezeiten. Seine ganze Haptik versprüht einen Zauber, dem Benni im Chat der Vernissage treffend den Orden „deutscher Peter Pan“ verleiht – vielleicht habe ich noch nie jemanden so stimmig im perfekten Moment Lächeln sehen.

Die Symbiose des Paradoxons einer Melodie

Ich schwöre auf alles, was mir lieb und heilig ist, dass diese Veröffentlichung all das toppen wird, was ihr die längste Zeit gehört habt. Bereits hier bin ich durch die Symbiose des Paradoxons der Melodien, im Rigelein zwischen Jahrmarktkarussell und einem düsteren Humor, dem nicht mal das 21. Jahrhundert standhalten kann, maximal benebelt. Ich möchte, dass dieser Song einfach nie wieder aufhört! Außerdem beschleicht mich das Gefühl, dass sich dieses Phänomen wiederholen wird. Irre.

Das nächste Video, wird zum Song „King Of The Hopper“ geliefert und wurde – so berichten die beiden – in Münster (der schönsten Stadt der Welt) gedreht. Neben einem Gruß an das neueste Weltkulturerbe Bad Kissingen, geht auch ein riesiger Shout Out an die Tanzschule Heidi Sievert, an Michael Binz, Fred und Strobo Dieter. Aydo ist laut eigener Aussage großer Fan der gemeinsamen Performance mit Matthias Sänger, während man Thomas Götz, mit der Entschuldigung keine Zeit zu haben, noch nicht so wirklich hat auftauchen sehen. Als Überraschung gibt es galaktische Grüße von Axel Prahl, der auch im Video eine Rolle ergattern konnte.

„Ich möchte, dass dieser Song einfach nie wieder aufhört!“

Ein Album mit zwei Unbekannten

Nun interviewt der Blackmail Frontmann seine Mitstreiter zur Tatsache, dass die beiden sich noch nie persönlich kennengelernt und trotzdem gemeinsam Musik gemacht haben. Während Sänger berichtet, seit ungefähr zehn Jahren „so Musik zu machen“, meldet Thomas Götz, der jetzt auch seinen Platz auf „High Times in Babylon“ bestätigt zurück, dass er zum ersten Mal so Musik gemacht habe und ihm das die Zeit während des Lockdowns gerettet habe. Er erzählt, dass er für die Arbeit an den neuen Songs jeden Tag durch menschenleere Straßen in den Proberaum geradelt sei.

Während es nun ums Plattencover geht und Thomas über die persische eindimensionale Perspektive vor dem Fluchtpunkt der deutschen Malerei erzählt, wird mir erst richtig klar, was sich für ein grandioses Bläsersolo im Song „King Of The Hopper“ versteckt und wie clever hier elektronische Elemente zugeführt wurden. Soviel Fingerspitzengefühl hört man selten. Die Platte indes ist himmelblau und auf der B-Seite ist ein charmanter Knacks zu finden – die charismatische Belohnung einer Belohnung (oder vermisst Du nicht das alte Knacken der Platten?). Hört sich kryptisch an – bleibt es auch, bis Ihr Euch eine der limitierten Platten gesichert habt.

So viel wiegt Musik

„Wish I Was Made In England“ ist der nächste Song und beschäftigt sich mit dem Zebrastreifen der Abbey Road. Dort wurde unendlich viel Videomaterial gedreht und dem Song, der eine Hommage an die vielen tollen englischen Künstler ist gestiftet. Spätestens ab der Mitte der liebevollen Lovestory bekommt man das Schmunzeln nicht mehr aus dem Gesicht und das Gefühl, einen Einblick in das Erleben dieses Fußgängerüberwegs zu haben. Nach der ersten von zwei Danksagungen an alle Beteiligten, die an und um die Platte gearbeitet haben, wird der Titelsong, der am Freitag zu veröffentlichenden Platte, ins Rennen geschickt.

„High Times In Babylon“ schafft, was schon lange kein Ton mehr zu schaffen vermochte: Wie ein Windhauch fährt das sensible Konstrukt aus Wort und Klang unter meine Haut und stellt in seiner betörenden Sehnsucht nach allem nur Vorstellbaren und scheinbar stets Vermissten jedes Härchen einzeln aufrecht auf meinen Arm. Sollte ich für einen Moment vergessen haben, wie viel Musik wiegen kann, bin ich soeben schockverliebt aus meinem Dornröschenschlaf aufgewacht und brauche nun eine kleine Sekunde Orientierung für das Bewusstsein, dass ich mir diese Platte nicht nur eingebildet habe.

Video: Freindz – Digitale Vernissage zu „High Times In Babylon“

Hier erhältlich
Freindz Albumcover High Times In BabylonFreindz – High Times In Babylon
Release: 30. Juli 2021
Label: Alive
Amazon Partnerprogramm Alben CD hier erhältlich