Es ist so weit: Die neue, mit Spannung erwartete Gorillaz-Platte feiert ihr Release. Die erfolgreichste virtuelle Band der Welt läutet mit „Humanz“ – fast sieben Jahre nach „The Fall“ und „Plastic Beach“ – eine neue Ära ein. Produziert wurde das Album von Gorillaz, The Twilite Tone of D/\P und Remi Kabaka. Dafür reiste man während der Aufnahmen gefühlt um die ganze Welt. Gearbeitet wurde in London, Paris, New York, Chicago und Jamaika.
Neben den alten Bekannten Murdoc Niccals (Bass), Noodle (Gitarre), Russel Hobbs (Drums) und 2D (Gesang), bietet auch „Humanz“ ein ordentliches Aufgebot an Gastmusikern. Um ganz genau zu sein gibt es gerade mal einen von zwanzig Titel, der ohne ein „feat.“ auskommt. Unter anderem haben Damon Albarn und Jamie Hewlett Pusha T, Danny Brown, Grace Jones und mal wieder De La Soul im Gepäck. Auch Noel Gallagher kam in den Genuss ein paar Backingvocals beizusteuern.
Die Benannten, aber auch die zahlreichen weiteren Gäste der modernen Musikszene machen „Humanz“ zu einer runden Sache. Sie alle vereinen sich zu einem spannungsgeladenen Tingeltangel zwischen völliger Eskalation und Verzweiflung. „I switched my robot off“ startet das gleichnamige Intro. Es geht nicht mehr ums Funktionieren. Aber das kann man sich bei der aktuellen Weltlage auch irgendwie denken.
„Andromeda“, „Busted And Blue“, „Carnival“ oder „Let Me Out“ treiben dem Hörer die typischen Gorillaz-Klänge in die Ohren. Jener – dem Frontmann 2D so gut stehende – melancholische Gesang schafft es leider nur noch vereinzelt, Oberwasser zu halten. Weitestgehend erinnert alles an ein ziemlich aufwendig durchdachtes DJ-Set oder eine Compilation eines mehr als weniger elektronischen Festivals. Im nächsten Atemzug fällt es auch direkt wieder schwer darüber zu nörgeln. Wenn man die Geschichte hinter der virtuellen Band genauer erinnert, wird klar, dass der Name Gorillaz auch stets für Veränderung und musikalische Revolution im Genre Pop stand. Also wieder einmal die Neuerfindung der Gorillaz oder der Generation Pop?
Gleichermaßen kann dieser leicht verwirrende Staffellauf zwischen Pop, Hip Hop und Synthesizern auch durchaus Ausdruck des immer wieder überspitzt auftauchenden Endzeitszenarios sein. Getrieben von einer gesellschaftlichen und politischen Welt, die obskurer kaum seien könnte. Sozialkritik stand Albarn schon immer – bleibt jedoch auf „Humanz“ vermehrt aus. Denkste! Da steckt mehr drinnen, als Damon Albarn wohl selbst lieb ist. Ob bewusst oder unbewusst sei mal dahin gestellt. Das Ganze funktioniert nämlich irgendwie ohne große Worte.
„Humanz“ beschäftigt sich eindringlich mit dem Davor und Danach. Überspitzt und zieht Resümee. Getrieben durch den Zwiespalt zwischen Schwermut und Trotz gegen all die Paradoxie der Moderne, bewegen sich die Gorillaz irgendwo inmitten einer Flucht vor der Gegenwart in die Vergangenheit (Busted And Blues) und der Kritik an bestehenden Sytemen („Ascension“ oder „Halleluja Money“). „Humanz“ ist ein Album der Zwischentöne. Ein Album, das den Hörer dazu auffordert, sich auseinander zu setzten. Musikalisch sowie textlich. Keine pure Popkonserve, aber auch weniger kritisch beziehungsweise kritikgetrieben wie sein Vorgänger „Plastic Beach“.
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