Nach guten fünf Jahren Abstinenz sind Heaven Shall Burn zurück im schönen Hannover. Im Rahmen ihrer laufenden „The Final March Tour“ machen die Thüringer im Capitol Halt. Als Wegbegleiter konnte die Band das „Who is Who“ der Metalcore Szene gewinnen: August Burns Red und Whitechapel gelten als Genreprägend und auch In Hearts Wake können auf eine beachtliche Vita zurück blicken. Die Türen gehen bereits um 18.00 Uhr auf. In Hearts Wake machen den Anfang und starten ihr Set pünktlich um 19.00 Uhr.
In Hearts Wake aus Australien können sich über viele anwesende Zuschauer freuen. Hannover ist ja eher bekannt dafür, dass die ersten Bands auf Konzerten skeptisch beäugt werden. Hier steht aber keine lokale Rumpelkapelle auf der Bühne, sondern eine Band, die bereits seit 2006 besteht und schon einige Releases auf dem Buckel hat. Die längere Bandgeschichte beschert In Hearts Wake somit bereits eine gute Mitmachquote seitens der Zuschauer.
Musikalisch gesehen präsentiert die Band melodischen Metalcore, der sich wenig von der breiten Masse aktueller Bands und Releases abhebt. Dies hat zur Folge, dass sich schnell eine gewisse Eintönigkeit einstellt und auch die cleanen Vocals sind nicht immer auf dem Punkt, auf dem sie sein sollen. Dies wird aber durch die gute Bühnenpräsenz kompensiert und fällt häufig sowieso nur wenigen auf. Nach fünf Songs ist Schluss und das Publikum schreit nach mehr.
Whitechapel up next
Es wird düster, denn die zweite Band des Abends ist startbereit. Whitechapel aus den Vereinigten Staaten sind bereit, das Capitol in seine Einzelteile zu zerlegen. Die Band ist dafür bekannt keine Gefangenen zu machen. Deshalb legen sie direkt und ohne Ansage los. Im Publikum gibt es in den ersten Reihen bereits kein Halten mehr, jeder Moshpart wird gefeiert und zelebriert. Moshpart ist hier das Stichwort: Kamen In Hearts Wake noch mit wenigen und mäßigen Parts aus, hauen Whitechapel ein Schelle nach der anderen raus und beweisen ein weiteres mal, dass sie ihre Instrumente und den Umgang mit selbigen perfekt beherrschen.
Leider sind die Vocals während dem gesamten Set sehr leise und die Bühne wirkt mit drei Gitarristen, einem Bassisten und dem Sänger etwas überladen. Mit Ansagen an das Publikum geht die Band auch eher sparsam um, somit bleibt mehr Zeit für Musik. Auch bei Whitechapel setzt nach 20 Minuten eine gewisse Eintönigkeit ein und sorgt für erste Ermüdungserscheinungen im Publikum. Das Set dauert insgesamt eine gute halbe Stunde und hinterlässt trotz einiger Schwächen grinsende Gesichter vor der Bühne.
August Burns Red heizen dem Publikum ein
Nach einer zackigen Umbaupause steht Band Nummer drei in den Startlöchern. August Burns Red bieten dem Publikum knallharten Metalcore. Das musikalische Niveau macht einen weiteren Sprung und sorgt bei allen anwesenden für Euphorie und Ekstase. Die Bühnenpräsens der Band ist unglaublich, viel Bewegung, viele Ansagen und auf den Punkt gespielte Instrumente prägen das Bühnenbild.
Generell ist das Bühnenbild diesen Abend eher schlicht gehalten. Keine der Bands hat bis zu diesem Zeitpunkt ein Backdrop oder Aufsteller auf der Bühne. Es wird ausschließlich mit der Beleuchtung gearbeitet und das sehr ansehnlich. Die Stimmungen die transportiert werden sind zu jedem Zeitpunkt passend. August Burns Red verzichten auf ein abschließendes Gebet und räumen ihren Platz gegen 21:20 Uhr für Heaven Shall Burn.
Hochmotiviert zerlegen Heaven Shall Burn das Capitol
Nach den ersten drei Bands wartet das Publikum nun gespannt auf die Gastgeber des heutigen Abends. Und Heaven Shall Burn lassen sich bekanntlich nicht zweimal bitten. Hochmotiviert mit ebenso schmalem Bühnenbild wie bei den anderen Bands geht es gegen 22.00 Uhr endlich los. Mit „Downshifter“, „Bring The War Home“ und „The Weapon They Fear“ legen die Jungs aus Thüringen gewaltig los. Dabei fällt als erstes aber ein neues Gesicht an der Gitarre auf. Im späteren Verlauf des Abends lösen Heaven Shall Burn das Rätsel um den Neuen, denn es handelt sich um Máté Bodor von der Powermetal Band Alestorm. Er ersetzt Maik Weichert, der aufgrund von Rückenproblemen passen muss. Großen Respekt an Máté dafür, die Songs in kurzer Zeit zu lernen und sie so tight runter zu reißen.
Die Setlist des heutigen Abends strotzt vor Klassikern und neuen Songs. „Land Of The Upright Ones“, „Black Tears“, „Counterweight“ – es könnte ewig so weiter gehen. Mit „Voice Of The Voiceless“ schließen Heaven Shall Burn den Abend fürs Erste. Dem aufmerksamen Zuschauer wird aber nicht entgangen sein, dass noch der ein oder andere Song der Band fehlt. Mit den Zugaben „Awoken“, „Endzeit“ und dem Coversong „Valhalla“ beendet die Band den Abend gegen 23.30 Uhr. Ein bisschen schade, dass der letzte Song den das Publikum gefordert hat, letztendlich „nur“ ein Coversong ist. Dennoch hinterlassen die Bands an diesen Abend ein rundum zufriedenes Hannover. Hoffentlich war die Anspielung auf ein neues Heaven Shall Burn kein Witz von Maik Weichert, sondern ein ernst gemeinter Ausblick.